Atlantyca – To Nowhere And Beyond

Atlantyca – To Nowhere And Beyond
Brennus Music (2012)
(9 Stücke, 47:17 Minuten Spielzeit)

Unter dem Namen Atlantyca sprießt im Frühjahr 2012 eine neue Band aus unserem französischen Nachbarland (Lyon) aus dem Boden, die sich im Progressive Metal beheimatet fühlt. Am 11. Mai 2012 erscheint das Debütalbum, das den Titel „To Nowhere And Beyond“ trägt. Den Kern dieser neuen Formation bilden die beiden Brüder Julien und Maxime Putigny, die die Band gründeten sowie der Schlagzeuger Laurent Falso. Während Julien die Gitarren spielt, kümmert sich sein Bruder Maxime um die dickeren Saiten, in dem er den Bass sein eigen nennt.


Das Projekt wurde von Julien Putigny, einem Songwriter und Gitarristen aus Lyon, Frankreich, und seinem Bruder Maxime (Bass) aus der Taufe gehoben. Nach jahrelangen Auftritten in der lokalen Clubszene von Lyon starteten die Brüder gemeinsam mit Schlagzeuger Laurent Falso, der schon mit vielen französischen Progressive-Bands und Stars gespielt hat, Atlantyca. Die drei arbeiteten daraufhin intensiv im Studio an ihren Songs, bis letztendlich Demos daraus wurden. Das neueste Demo erzielte verbreitet Radioairplay und zog die Aufmerksamkeit von Brennus Music und dem Regional Council  Rhône-Alpes auf sich. Im September 2010 begannen letztendlich die Aufnahmen zum nun vorliegenden Debüt „To Nowhere And Beyond“.

Sieben der neun Stücke auf der CD wurden von Julien, eines von Maxime und ein weiteres von beiden zusammen geschrieben. Die beiden scheinen selbst gemerkt zu haben, dass ihre Stärke im Spiel ihrer Instrumente liegt, denn für das Singen der Texte haben sie sich ganze vier Gastsänger ans Mikrophon geholt. Und diese sind beileibe keine unbekannten in der Szene. In Bezug auf die Texte wollten Atlantyca bewusst nicht auf ein weit verbreitetes Science-Fiction- oder Fantasy-Konzept zurückgreifen. Die Songs sind mit der Reise ins Innere verbunden, dem Geheimnis des Lebens und der Existenz. Sie liegen tief. Nowhere and Beyond.

Die Songs werden von Edu Falaschi (Angra, Almah – Brasilien), Paul Shortino (King Kobra, Quiet Riot, Rough Cutt - USA),  Andy Kuntz (Vanden Plas, Abydos - Deutschland) sowie dem Session Sänger David Steele (ein professioneller Session-Sänger, der mit a Bon Jovi, Mötley Crüe, The Cult und Def Leppard aufgenommen hat - Kanada) interpretiert und geben den Songs, je nach Stimmlage eine metallastigen oder AOR-lastigen Einschlag. Mir persönlich gefallen die unterschiedlichen Stimmen sehr gut.

Die CD beginnt mit dem Stück „Impulse“, einem Instrumental, das, nachdem das Rauschen verklungen ist, zunächst durch sein Akustikgitarrenmotiv nach Mike Oldfield („Tubular Bells“ lassen grüßen) klingt. Auch der Einsatz des Keyboards - mit seinen Pianotupfern unterstützt diese Atmosphäre. Doch nach etwas mehr als einer Minute kommen kräftige Gitarren/Schlagzeug-Sounds auf, die den Metal in den Vordergrund spülen. Dieser Oldfield-typische Sound vermischt sich dann mit Metalklängen. Es entwickelt sich ein treibendes Stück, das schon mal zeigt, in welche Richtung es auf dem Album gehen wird.

Es folgt mit „Standard Man“ der erste Song, bei dem der deutsche Sänger Andy Kuntz (Vanden Plas, Abydos) am Mikro steht. Gleich kommt dieses Gefühl auf, das auch die Vanden Plas-Platten verströmen, denn dieser Song ist ganz im Fahrwasser des deutschen Progmetal-Flaggschiffs gehalten. Eine Nummer die zwischen ruhigen und kraftvollen Passagen wechselt.

Von Deutschland nach Brasilien, der nächste Song, das Titelstück, wird von Edu Falaschi gesungen. Doch bevor er mit seiner Rockröhre loslegen kann, werden erst einmal melodische Riffs gespielt und danach fette Gitarrenwände hochgezogen. Beim Einsatz des Gesangs wird es aber wieder sehr melodisch. Eine Spur Worldmusic kommt durch die Perkussion im Stück „Beyond Infinity“ kurz auf und man hat zunächst das Gefühl eine verträumte mediterran angehauchte Nummer würde nun kommen, doch schnell ziehen wieder die Metalelemente auf, um dann in einen sehr sanften, melodiösen Track überzugehen, der durch seinen filigranen Schlagzeugrhythmus besticht. Hier kombinieren die Franzosen eine perfekte Kombination aus Metal, Prog und AOR. Dieses Mal hat David Steele das Mikro in der Hand.

Auch das folgende, von David gesungene „Eternity“ beginnt sehr zart mit einer eingehenden Akustikgitarre, die sich in den ersten zwei Minuten mit einem sehr zaghaften Gesang David’s fortsetzt. Dann sorgt das Schlagzeug für eine rockige Note, ohne aber in harte Gefilde überzugehen. Erst im letzten Drittel wird der Hardrock/Metal aus dem Gepäck geholt und der Song mit kraftvollen Riffs und Schlagwerk verfeinert.

Im nächsten Stück „Time After Time“ kommt dann zur Überraschung des Hörers eine weibliche Stimme zum Einsatz. Diese gehört einer gewissen Michelle, deren weibliches Timbre gut zu den druckvollen Riffs passt. „My Road“ wird dann von der markanten Stimme Paul Shortino’s bestimmt, der diesem Stück damit seine ganz eigene Note verpasst. Dieser Track klingt stark nach AOR. Nach der Progmetal-Nummer „cEvilisation“, die mich ein wenig an die deutsche Formation Subsignal erinnert, kommt mit „Underworlds“ der letzte Track dieses Albums. In diesem singt neben Andy und Edu auch eine gewisse Tara, zu der leider nichts Näheres im Booklet zu lesen ist. Mit diesem kraftvollen und eindringlichen, recht abwechslungsreichen Schlusstrack endet das beeindruckende Debüt von Atlantyca.

Mit dem Album „To Nowhere And Beyond“ ist dem französischen Progmetal-Projekt Atlantyca ein gutes Debüt gelungen. Freunde der mittelharten aber melodischen Progmetalvariante - auch mal mit AOR-Einschlag - sollten sich dieses Album in jedem Fall anhören. Je öfter man das Album hört, umso mehr Details offenbaren sich dem Hörer. Ich kann es jedenfalls guten Herzens empfehlen.

Stephan Schelle, April 2012

   

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