Atlantropa Project - Atlantropa Project
Progressive Promotion Records (2017)

(23 Stücke, 78:55 Minuten Spielzeit)

Das Atlantropa Projekt war eine Idee des deutschen Ingenieurs Hermann Sörgel, der um 1920 plante, einen riesigen Damm in der Straße von Gibraltar zu bauen um unter anderem Afrika und Europa zu verbinden und im Mittelmeer Land zu gewinnen. In einer Bauzeit von ca. zehn Jahren sollte so ein Damm entstehen, dessen riesige Ausmaße aus einem ca. 2,5 Kilometer breiten und bis zu 300 Meter hohen Fundament bestehen sollte. Dieser Damm sollte unter anderem auch zum Völkerfrieden beitragen, so zumindest die Grundidee.


Dieser Idee widmet sich nun ein Musikprojekt, das den gleichen Namen trägt und aus einer Reihe erfahrener, ambitionierter Musiker, Komponisten und Produzenten besteht. Entstanden ist ein anspruchsvolles und kreatives Konzeptalbum, das aus 23 Stücken besteht. Als Musiker agieren an den Keyboards Lothar Krell (ex-Supermax, ex-Tokyo), Heinz Kühne (Gitarren), Michael Wolff (Gesang), Elinor Pongracz (Gesang), Wahrmut Sobainsky (Schlagzeug), Michael Wollesky (Bass), Ralph Brandmüller (Gitarren) und Tony Clark (Sprecher, Gitarren).

Das in einem vierseitigen Papersleeve und mit 20seitigem Booklet erscheinende Werk trägt den Untertitel „English Version“, sodass man hoffen kann, das es auch eine deutsche Version geben wird. Das ist vor allem deswegen interessant, weil die Geschichte, die auch in einigen Textbeiträgen enthalten ist, auch für uns „nur Deutschversteher“ mundgerecht serviert wird.

Aber kommen wir zur Musik: Eigentlich hat das Album 16 Stücke zu bieten, von denen aber drei Tracks in jeweils drei Parts unterteilt sind, womit wir auf insgesamt 23 Stücke kommen. Allerdings empfehle ich das Album in einem Stück zu genießen, denn nur so entfaltet es seine ganze Strahlkraft. Ähnlich wie Jeff Wayne’s „War Of The Worlds“ wird auf „Atlantropa Project“ ein Konzeptwerk geboten, das in sich stimmig ist und die einzelnen Stücke nahtlos miteinander verbindet. Aus diesem Grund ist es auch völlig unsinnig einzelne Stücke hervorzuheben.

Das 2:42minütige „A Continent Of Joy“ ist eine Klangkollage, durchzogen von elektronischen Flächen, die die Overtuere darstellt. Der Sprecher führt dann in die Geschichte hinein, was an Produktionen wie „War Of The Worlds“ erinnert. Knackiger Progrock wird dann ab dem zweiten Stück „The Great Maker“ geboten. Insgesamt geht es auf dem Album aber sehr harmonisch zu und die Musiker bewegen sich im Fahrwasser des NeoProg. Große Sprünge durch Takt- und Harmoniewechsel sollte man nicht erwarten, dafür hört man an der ein oder anderen Stelle auch mal Klänge, die einem bekannt vorkommen, ohne das die Musiker aber irgendwelche Plagiate nutzen würden.

Mal geht die Band symphonisch zur Sache, dann rockt sie wieder. Sehr angenehm zeigen sich dabei auch der mehrstimmige Gesang und auch die ethnischen z. B. afrikanischen Rhythmen, die dem Konzept dienlich sind. „A Key For Peace“ wandelt beispielsweise in der Schnittmenge von NeoProg, sanftem AOR und Pop. Durchzogen sind die Stücke von Lothar Krell’s Keyboardklängen, der damit eine wunderbare Atmosphäre schafft, egal ob mit Harmonien oder Effekten. „Mare Nostrum Dream“ verströmt einen leicht mediterranes Flair und wunderbare Keyboards und Melodiebögen in „Walk Across The Sea“ erwecken bei mir Erinnerungen an Eloy, während die E-Gitarre in „We Still Have A Lot To Learn“ in Richtung IQ weist.

„Atlantropa Project“ ist ein wunderbares Konzeptalbum aus deutschen Landen, bei dem die Musiker und Macher eine Menge an Herzblut und Detailkenntnis eingebracht haben. Das spürt man vom ersten Moment an. „Atlantropa Project“ ist ein Wohlfühlalbum mit einer interessanten Geschichte, die, wie ich gestehen muss, mir bisher unbekannt war. Wer auf melodischen Prog steht, der bekommt hier beste Kost.

Stephan Schelle, November 2017

   

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