Atlantis – The Complete Vertigo Recordings 1972 - 1975
Mig music (2024)

(35 Stücke, 149:32 Minuten Spielzeit)

Nach dem Aus von Frumpy im Jahr 1972 formierten sich Atlantis um die bisherigen Frumpy-Mitglieder Inga Rumpf (Gesang Percussion), Jean Jacques Kravetz (Orgel, Piano) und Karl-Heinz Schott (Bass). Dazu kamen dann noch Frank Dietz (Gitarre) und Curt Cress (Schlagzeug). In dieser Besetzung, sowie mit einigen Gastmusikern, entstand 1972 das selbst betitelte Debütalbum. Dietz und Cress verließen nach den Aufnahmen aber schon wieder die Band. Es folgten bis 1975 drei weitere Studioalben.


Am 13.12.2024 veröffentlicht Mig music nun eine DoppelCD im Digislave, die alle vier Studioalben in remasterter Form enthält. Das beigefügte vierseitige Booklet enthält einige Fotos und Linernotes von Inga Rumpf aus dem Jahr 2007.

Das gleichnamige Debütalbum, das Atlantis in den Londoner Island Studios aufnahm, verkaufte sich in den USA, wo Rumpfs bluesorientierte Stimme geschätzt wurde, sehr gut. Nach den Aufnahmen verließen Dietz und Cress die Band. Für eine Tournee mit Traffic und Procol Harum sprangen Udo Lindenberg und Cravinkels Gitarrist Georg Meier ein.

Ab diesem Zeitpunkt dreht sich das Personalkarussell ständig. Einzige Konstante waren Inga Rumpf und Bassist Karl-Heinz Schott. Dem Erfolg von Atlantis schadeten die Besetzungswechsel aber keineswegs. Im Januar1976 beendeten dann Rumpf und Schott das Kapitel Atlantis und lösten die Band nach vier Studioalben und einem Livealbum auf. Alben wie „It’s Getting Better“, „Oh Baby“ und „Get On Board“ gehören zu den wichtigen Werken der deutschen Rockgeschichte.

Stilistisch hatte sich das Klangbild bei Atlantis – im Gegensatz zu Frumpy - weg vom Blues und mehr hin zu Soul und vor allem Funk gewandelt. Schon auf dem Debütalbum befand sich mit „Rock’n Roll Preacher“ ein Klassiker und Fanfavorit, der bei keinem Konzert fehlen durfte. Aber auch schon der Opener „Get Up“ hatte viel Drive und Esprit. Neben Soul und Funk kamen aber auch jazzige Elemente mit ein und bei „Big Brother“ wies die Percussion von Reebop Kwaku Bahh ein leichtes Santana-Flair auf. In „Maybe It’s Useless“ zeigte sich dann die ganze Strahlkraft von Ingas Stimme. Mit dem selbstbetitelten Debüt setzten sie gleich mal ein Ausrufezeichen.

Die Stücke ihres zweiten Albums „It’s Getting Better“ weisen einen klasse Groove auf, was sich beispielsweise schon im eröffnenden Titelstück zeigt. Und mit „Drifting Winds“ hatten sie zudem eine hinreißende Ballade auf dem Album. „Days Of Giving“ startet mit einem sanften Schlagzeugrhythmus wie bei einer Dampflok und verbindet dies mit jazzigen Sounds, einem markanten Basslauf und herrlichen Orgeleinlagen.

Fanden sich auf den ersten beiden Alben auch Longtracks von bis zu neun Minuten Spielzeit, so wurden auf den folgenden Alben die Stücke kürzer gehalten. Die Mischung aus Rock und Soul/Funk wurde aber beibehalten. Eingängige Songs wie „Son Of A Bitch’s Son“ oder funkige, fast schon discohafte Stücke wie „Ooh Baby“ gehen ebenfalls gut ins Ohr. Und auch Songs wie das groovige „Smiling People“, „New York City“, „Get On Board“, „The Man“, das rockige „Chartbuster“, das mit markantem Bass und tollen Riffs bestückte „The Captain And The Ship“ oder die damalige Single „Mainline Florida“ zünden auch heute noch.

Mig music haben mit den Remasters der vier Studioalben der deutschen Rockband Atlantis um ihre Sängerin Inga Rumpf einen Schatz der deutschen Rockgeschichte gehoben, der jetzt wieder vollständig zugänglich ist. Eine sehr schöne Veröffentlichung.

Stephan Schelle, Dezember 2024

   

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