At The Grove - … And All The Fear We Left Behind
Eigenvertrieb (2021)

(10 Stücke, 44:58 Minuten Spielzeit)

At The Grove nennt der aus Münster stammende Dennies Abstiens sein Post Rock / Progressive Rock Projekt. Bisher hat er ein Album und fünf Singles veröffentlicht, von denen einige bei Bandcamp erhältlich sind. Sein neuestes, zweites Albumerscheint am 07.05.2021 (als CD im vierseitigen Digipack und auf Bandcamp) und trägt den Titel „... And All The Fear We Left Behind“. Passender könnte ein Titel derzeit nicht sein, denn alle wollen die derzeitige Angst vor dem uns alles bestimmenden Virus gerne hinter sich lassen.


Dennis, der alle Songs komponiert und alle Instrumente allein eingespielt hat, platzierte zehn Instrumentalstücke mit Laufzeiten von 3:14 bis 5:53 Minuten Länge auf dem Album. Musikalisch wurde er beeinflusst von Prog Bands wie Tool, Postrock Bands wie Russian Circles oder Mayshebewill, aber auch genrefremden Bands wie beispielsweise GoGo Penguin.

Dennis ist ausgebildeter Schlagzeuger, was sich auch auf den Sound seiner Stücke ausgewirkt hat, da das Schlagzeug bzw. der Rhythmus eine tragende und bedeutende Rolle spielt. Er selbst sagt: Die Vorliebe für komplexe Rhythmen und ungerade Taktarten jenseits des 4/4 Taktes sind ein Markenzeichen von At The Grove. Es geht jedoch nicht darum, die Musik um jeden Preis kompliziert zu gestalten. Vielmehr soll der Hörer trotz rhythmischer Komplexität in eingängigen Harmonien und Melodien einen Anhaltspunkt finden, der dafür sorgt, dass die Musik in ihrem Fluss bleibt, so dass die unkonventionellen rhythmischen Strukturen häufig nur bei näherem Hören auffallen, anstatt den Hörer herauszureißen. Daneben lässt At The Grove immer wieder seine Vorliebe für epische Sounds einfließen, die bis in eine Art Cinematic Style gehen können und den Songs ihre spezielle Atmosphäre verleihen.

Dennis hat die Titel der Stücke nicht zufällig gewählt, vielmehr hat er dafür die Stimmungen einer kleinen Geschichte, einer Begebenheit oder einem Ort zugrunde gelegt.

Gestartet wird mit dem 4:12minütigen „Lullaby“, das mit sanften Klängen beginnt. Nach gut 50 Sekunden wird diese ruhige Stimmung durch Schlagwerk und Gitarrenriffs durchbrochen und es entwickelt sich ein atmosphärischer, melodiöser Postrock-Track. Der geht schon mal sehr gut ins Ohr.

Pianoklänge eröffnen das 4:30minütige „Where The Penguin Go“. Nach wenigen Momenten kommt ein sehr gut strukturierter Schlagzeugrhythmus hinzu. Dennis baut danach einige weitere Keyboardsounds ein, die dem Stück mehr Tiefe verleihen. Gitarrenlastiger ist dann das 3:14minütige „Farewell“, das sich hier zunächst mehr im Prog- als im Postrock bewegt, jedoch zum Ende hin an Dynamik gewinnt. Sehr gut gefällt mir auch das von der Gitarre bestimmte atmosphärische „Night Gloom“. Mit einem tickenden Rhythmus beginnt das Stück „Lockdown“, das von Percussion und einem druckvollen Schlagzeugrhythmus bestimmt wird. Dahinein kommen auch noch ein markanter Basslauf und dröhnende Keyboardsounds. Eine im Hintergrund liegende Tonfolge erinnert dabei ein wenig an Peter Gabriel.

Aber auch recht komplexe Stücke wie etwa „Anxiety Overload“ finden sich auf dem Album. Und in „We Will Oppose You“ kommen gar Metal-Rhythmen auf. Mit großen Hoffnungen endet das Album dann im leicht symphonischen „With Hopes So High“.

At The Grove wirkt nicht wie ein Ein-Mann-Projekt, sondern hat durchaus Bandcharakter. Dennis Abstiens hat zwar ein Album mit kraftvollen und teils vertrackten Rhythmen eingespielt, legt dabei aber immer den Wert auf melodische Inhalte. Darüber hinaus gibt es genügend atmosphärische Passagen. Ein gelungenes Werk, das die Schnittmenge aus Progressive und Postrock mit weiteren stilistischen Elementen vereint.

Stephan Schelle, April 2021

   

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