Asaf Sirkis - Solar Flash
MoonJune Records (2021)

(8 Stücke, 49:47 Minuten Spielzeit)

Das neueste Werk des israelischen Schlagzeugers Asaf Sirkis trägt den Titel „Solar Flash“. Erneut hat er wieder eine hochkarätige Besetzung, bestehend aus dem britischen Ausnahme-Keyboarder Gary Husband und dem schottischen Bassisten Kevin Glasgow sowie mit den besonderen Gästen, der polnischen Sängerin Sylwia Bialas und dem in den USA geborenen Gitarristen Mark Wingfield zusammengestellt.


Geboten werden eindringliche, freiheitliche elektro-akustische Weltraumklänge mit einem breiten Spektrum an Dynamik, von Erik Satie inspirierte sanfte Balladen bis hin zu rohen, energiegeladenen elektrischen Prog-Jazz-Improvisationen. Die CD erscheint in einem sechsseitigen Papersleeve.

Erneut traf man sich zu Sessions im La Casamurada Studio (Spanien). Das erste Stück, das dort entstanden ist, eröffnet auch gleich das neue Album. Es trägt den Titel „Kinship“. Asaf dazu: Als Gary, Kevin und ich anfingen zu spielen, merkten wir, dass wir die gleiche musikalische Sprache sprechen und uns auf diese Weise verbinden. Obwohl dieses Trio noch nie live gespielt hat, fühlte es sich an, als ob alte Freunde zusammenkämen, und daher der Name „Kenship“. Die drei Musiker agieren in diesem ersten leicht angejazzten Track traumwandlerisch zusammen. Das klingt sehr homogen und geht gut ins Ohr.

Das Stück „Under Ther Ice“ wurde von Graham Hancock’s Buch ‘Fingerprints Of The Gods’ inspirtiert. Darin legt er Beweise dafür vor, dass die Antarktis in ferner Vergangenheit ein tropischer Ort war und eine uralte, voreiszeitliche Zivilisation beherbergte. Dieser Gedanke inspirierte mich zum Stück ‘Under The Ice’. Was werden wir entdecken, wenn die Eiskappen der Antarktis schmelzen? Die Zeit wird es zeigen ... Akzentuiert wird hier eine Atmosphäre aufgebaut, die nachdenklich stimmt. Sanft ziehen die Klänge dahin und man kann das Eis förmlich schmelzen sehen.

„Aquila“ ist ein Sternbild auf dem Himmelsäquator. Sein Name ist die lateinische Entsprechung des Wortes „Adler“. Nach der klassischen griechischen Mythologie war Aquila der majestätische Vogel, der die Donnerkeile des Zeus trug. Mark Wingfield greift zum ersten Mal im Stück „Aquila“ in die Saiten seiner Gitarre. Ein Jazztrack der durch die Gitarrensoli glänzt.

Zu „Polish Suite Part 1 – 3“: Aufgewachsen in Israel unter osteuropäischen jüdischen Einwanderern, insbesondere polnischer Herkunft, habe ich verschiedene Aspekte ihrer Kultur, Kunst, Küche und Sprache aufgesogen. Die osteuropäische Kunst, insbesondere die Musik, trägt eine melancholische Handschrift, die sehr speziell und identifizierbar ist. In dieser dreiteiligen Suite wollte ich diese besondere Atmosphäre einfangen, die mein Leben und mein künstlerisches Schaffen begleitet hat. Teil 1 und 2 der „Polish Suite“ hat Asaf an Position 4 und 5 des Albums gestellt, während der dritte Part sich am Ende des Albums befindet. „Polish Suite, Part One“ wird von einer sanften Pianomelodie bestimmt, die von Sylwia Bialas zarter Stimme verziert wird. Ein traumhaftes Stück. „Polish Suite, Part Two“, geht in eine ähnliche Richtung. Allerdings bearbeitet Asaf sein Schlagwerk in diesem Stück mit einem Besen, spielt ein Solo und es kommen Keyboard und Gitarre (Mark Wingfield lässt sie ein ums andere Mal singen) stärker zum Einsatz, was den jazzigen Anteil erhöht. „Polish Suite, Part Three“ beschließt das Album dann in einer leicht sakralen/jazzigen Form, was vor allem an der Klangfarbe des Keyboards und Mark’s Gitarrenspiel liegt.

„For Eric“ hat Asaf dem Schlagzeuger Eric Kamau Grávátt gewidmet, von dem er inspiriert wurde. Grávátt, der vor allem für seine frühe Arbeit mit Weather Report und McCoy Tyner bekannt ist, spielt wie kein anderer! Mit seiner einzigartigen Energie, Definition und laserscharfen Fokussierung hat er einen unbestreitbaren Eindruck bei Generationen von Schlagzeugern hinterlassen. Ich hoffe, dass dieses Stück etwas von seiner Energie, seiner Mystik und den explorativen Klängen der 1970er Jahre einfängt. Dieses Stück wird durch die Stimme von Sun Ra - dem visionären Pianisten und Komponisten - bereichert. Dieser Track zeigt sich wieder von einer sehr jazzrockartigen Seite.

Das Titelstück wurde durch das Carrington-Ereignis im September 1859 inspiriert. Ein koronaler Massenauswurf der Sonne traf auf die Magnetosphäre der Erde und löste den größten geomagnetischen Sturm aller Zeiten aus. Diese Art von Ereignissen sind verheerend, können aber auch als realitätserschütternder Reset betrachtet werden. Die Kraft der Natur macht uns Menschen leicht demütig und erinnert uns daran, wie kostbar, zerbrechlich und vergänglich unsere Existenz ist. In diesem Stück geht es recht spacig zu, was an den Keyboardsounds und -flächen liegt. Darauf setzen Asaf und Gary ihre Rhythmuskaskaden, so dass auch hier wieder das jazzige Moment die Oberhand gewinnt.

„Solar Flash“ ist nicht ein spaciges Album des Schlagzeugers Asaf Sirkis geworden, dazu sind die jazzigen Elemente doch zu dominant. Aber es macht Spaß den Musikern bei der Musik zuzuhören, die im spanischen La Casamurada Studio bei Sessions entstanden sind. Die Musiker zeigen ein blindes Verständnis und gehen dabei recht harmonisch zu Werke.

Stephan Schelle, August 2021

   

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