Argent – Original Album Classics
Epic / Sony Music (2009)
(43 Stücke, 212:22 Minuten Spielzeit)

Sony Music hat in 2008 eine neue Serie an Wiederveröffentlichungen von Rock- und Popalben unter dem Titel „Original Album Classics“ ins Leben gerufen. Alle Folgen, bei denen beispielsweise bereits Alben von Santana, The Byrds, Elvis Presley, Hall & Oates, Poco und Cheap Trick erschienen sind, haben alle gemein, dass sie jeweils fünf Alben der Interpreten enthalten, die in Papphüllen (so genannten Cardboard-Sleeves) in einem Pappschuber verpackt sind. Zum Preis von ca. einer CD bekommt man so fünf Originalalben, die teilweise mit Bonustracks ausgestattet sind. Allerdings muss der Musikliebhaber auf Booklets und sonstige Infos verzichten, bekommt aber für kleines Geld viel Musik geboten.

Am 20.03.2009 erscheinen in dieser Reihe die ersten fünf Alben der britischen Band Argent, die von Rod Argent im Jahr 1969 als Nachfolger der Gruppe The Zombies gegründet wurde. Die Box enthält die Alben „Argent“, „Ring Of Hands“, „All Together Now“, „In Deep“ und „Nexus“, die ursprünglich in den Jahren 1970 bis 1974 herausgekommen sind. Neben Rod Argent war auch Russ Ballard, der später unter seinem Namen sehr erfolgreiche Platten veröffentlichte und auch Hits für andere Künstler (z. B. Roger Daltrey, Hot Chocolate oder Rainbow) geschrieben hat, Mitglied der Gruppe.

Die Gruppe Argent wurde im Jahr 1972 durch ihren Song „Hold Your Head Up“, der sich auf dem Album „All Together Now“ befindet, bekannt. Dieses Stück avancierte zu einem internationalen Hit. Auch der Song „God Gave Rock ’N’ Roll To You“ wurde sehr populär, er wurde beispielsweise später von der Band Kiss sehr erfolgreich gecovert.

Musikalisch bewegten sich Argent zwischen Melodic-, Proressive-, Symphonic-Rock und Popmusk, in den sie auch noch weitere Elemente wie Blues, Ragtime und sogar auch mal Funk mischten. Während in den Songs der ersten beiden Alben noch ein gewisses beatleskes Feeling verbunden mit Satzgesang und Keyboards, die an John Lord und auch Ken Hensley erinnern (auch der Gesang bewegte sich manches Mal in die Richtung Uriah Heep), vorherrschte, entwickelten Argent im Laufe der Zeit einen ganz eigenen Stil. Vor allem Rod Argents Keyboards und der Gesang waren Markenzeichen der Band.

Spätestens mit dem Album „All Together Now“ waren die Briten ihren Kinderschuhen entstiegen und zeigten erste Ansätze ihres eigenwilligen Sounds. Und das nicht nur wegen ihrer Hitsingle. Neben dem fesselnden „I Am The Dance Of Ages“ zeigen sie im vierteiligen „Pure Love“ eine klassische Seite.

Wer nur die Dampfhammerversion von Kiss’ „God Gave Rock ’N’ Roll To You“ kennt, der wird sich über die fast schon zerbrechliche Interpretation des Originals, die auf „In Deep“ zu finden ist, wundern. Sie steht dem Stück ebenfalls gut zu Gesicht und nimmt ansatzweise den Sound von Queen, wenn auch nicht so druckvoll, vorweg.

Und auf „In Deep“ und „Nexus“ finden sich weitere Perlen wie zum Beispiel „It’s Only Money Part 1“, „Christmas For The Free“ mit seinem eindringlichen Gesang, das fast ELP-hafte Instrumental „The Coming Of Kohoutek“ und die faszinierenden „Thunder And Lightning“ und „Man For All Reason“, die ihrem Hit „Hold Your Head Up“ in nichts nachstehen.

Beim Hören der CDs stellt man fest, dass Argent eine Blaupause für viele andere Bands, die nach ihnen die Bühnen der Welt erobern sollten, erstellten. So klingen einige Passagen ansatzweise so, wie sie später auch von Queen, Supertramp oder Ten CC's theatralischen Stil gespielt wurden. Über die fünf CDs kann man über dies die Entwicklung der Band gut nachvollziehen.

Auch wenn diese Box ohne Bonustracks auskommt, enthält sie doch die fünf ersten Alben einer außergewöhnlichen Band, die man nicht nur auf ihren größten Hit reduzieren kann. Eine sehr gelungene Box, die tolle Songs einer sehr vielseitigen Band zu bieten hat.

Stephan Schelle, März 2009