Archangelica – Like A Drug

Archangelica – Like A Drug
Lynx Music (2013)
(9 Stücke, 48:06 Minuten Spielzeit)

Unser Nachbarland Polen hat sich seit geraumer Zeit zum Schmelztiegel für Progressive-Rockbands entwickelt. Die neueste Formation nennt sich Archangelica. „Like A Drug“ ist das erste Album der polnischen Band bestehend aus Maciej Engel (Gitarre, Keyboards), Jakub Kolada (Bass), Krzysiek Sałapa (Gesang), Arek Gawdzik (Gitarre) und Piotr Brzezicki (Schlagzeug) sowie Gastsängerin Natalia Matuszek. Musik kann in der Tat eine Droge sein, aber haben Archangelica das Zeug dazu süchtig zu machen?


Die Laufzeiten der neun Songs (3:19 bis 6:52 Minuten) zeigen schon, dass sich Archangelica nicht auf Longtracks spezialisiert haben. Gestartet wird mit dem sehr schönen und melodischen Instrumental „Into Unknown“. In diesem Track bestimmen die Gitarren (E- und Akustikgitarren) das melodische Bild und Natalia sorgt mit ihrer Stimme, die sie als Instrument einsetzt, für eine atmosphärische Stimmung. Ein klasse Opener, der neugierig macht. Das ist Wohlklang, der vielleicht dem ein oder anderen zu seicht erscheint, mir jedenfalls gefällt diese zarte Stimmung zu Beginn.

Härter geht es dann ab dem zweiten Song, dem Titelstück zu. Das ist aber noch kein Prog-Metal, dafür kommen die Gitarren und auch das Schlagzeug zu sanft rüber. Mit diesem Sound reihen sich Archangelica irgendwo in der Schnittmenge aus Arena, Anathema, Marillion, IQ sowie ihren Landsleuten von Quidam ein. Sanfte, sehr eingängige Melodien bestimmen das Bild und werden mit leichten Heavy Metal / AOR-Rhythmen versehen. Das ist sehr wohlgefällig, hat aber weder Ecken noch Kanten.

In diesem Stil sind auch alle anderen Stücke aufgebaut. Sehr gut gefällt mir auch das sanfte „Night Passage“ bei dem Krzysiek und Natalia ein Duett singen. Nur gelegentlich wird es mal etwas rauer wie beispielsweise im Stück „Cathedral“, bei dem die Musiker aber auch mit angezogener Handbremse ans Werk gehen. Das Stück hätte doch noch ein bisschen mehr Härte vertragen, aber auch in dieser Form hat es seine Berechtigung.

Archangelica haben ein sehr ansprechendes Debütalbum hingelegt. Die Songs sind sehr verträumt und harmonisch. Freunde, die es etwas rauer und mit Ecken und Kanten mögen, werden hier eher enttäuscht. Alle anderen Proggies, die sanfte Melodien mögen, liegen mit „Like A Drug“ aber genau richtig.

Stephan Schelle, Juni 2013

   

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