Appleseed – Earn Heaven
OSKAR Records (2023)

(10 Stücke, 48:01 Minuten Spielzeit)

Appleseed ist eine polnische Band die bereits vor 23 Jahren gegründet wurde. Allerdings ist „Earn Heaven“, das am 17.04.2023 erschienen ist, erst ihr drittes Album. Zur Band gehören derzeit Krzysztof Podsiadło (Gesang), Bartosz Bąk (Gitarre), Wojtek Deutschmann (Gitarre), Maciej Hoffmann (Schlagzeug), Wojtek Ślepecki (Moog/Hammondorgel) und Filip Bielecki (Bass).


Zehn Stücke mit Laufzeiten von 3:09 bis 7:16 Minuten Spielzeit finden sich auf dem neuesten Werk der Polen. „Earn Heaven“ besteht aus zehn atmosphärischen Tracks, die als Ganzes zusammenhängend klingen und doch genug Charakter haben, um jedem von ihnen ein „Eigenleben“ zu verleihen. Hier haben wir kurze Stücke, die erfolgreich im Radio laufen können (das sinnliche „California“, das rhythmische „Rise Up!“ oder das stark an die Rockklassiker angelehnte „Shelter“). Daneben gibt es aber auch Kompositionen, die etwas aufwändiger sind. „False Idol“ überrascht mit zahlreichen Stimmungswechseln, „Take Me“ hypnotisiert ein wenig, um im Finale eine wahre Klanggewalt zu erreichen, und der Schlusstrack (und auch der längste des Albums) „Behind a Smile“ macht Lust, noch einmal auf den Player zu drücken!

Mit dem 3:53minütigen „Full Time Dreamers” beginnt das Album. Sehr atmosphärisch startet die Band in diesen Opener, der nach wenigen Momenten dann aber rhythmischer wird und Prog mit Gitarrenrock und leichter Punkattitüde verbindet. Das ist eine sehr gute Kombination, die sich schnell im Ohr festsetzt und richtig Schwung besitzt. Gleiches gilt auch für das folgende „Papa Whale”, das auch – vor allem durch die Gitarrenarbeit – in Richtung Postrock weist.

Atmosphärisch zeigt sich dann das 4:54minütige „California”, bei dem Sänger Krzysztof Podsiadło in unterschiedlichen Gesangs- bzw. Tonarten agiert. Das hat auch was von britischem Gitarrenrock.

Ein wenig Rertrostimmung kommt durch die Hammondorgel im Stück „Rise Up! auf. Aber auch 80’er Jahre Anklänge sind an einigen Stellen auszumachen. Darüber hinaus verbindet die Band Prog mit Rock und Pop.

Ein weiterer atmosphärischer Song ist das 4:22minütige „Life Stained Jewel“. Sehr schöne Keyboardharmonien um die Gitarrenlicks tanzen, eröffnen diesen Song. Wenn dann der Gesang einsetzt bekommt der Song eine sehnsuchtsvolle Stimmung, die sich wohlig im Raum verteilt.

In der heutigen digitalen Zeit folgen doch eine ganze Reihe Zeitgenossen den falschen Idolen. „False Idol“ heißt entsprechend der nächste Song auf dem Album, der nun in etwas rockigeren Gewässern schippert. Hier fallen mir zunächst – aufgrund der schweren Gitarren – Bands er Marke Crippled Black Phoenix ein. Nach gut zwei Minuten transformiert sich der Song in einen Alternative-Rock mit Ansätzen zum 70’er Jahre Hardrock und einer Prise Wave. Melancholisch wird es dann nach ca. vier Minuten wenn Piano und Mellotronklänge mit aufkommen. Ein klasse Song mit viel Substanz.

Ein markanter Basslauf läutet dann das 5:51minütige „Take Me“ ein. Nach wenigen Momenten setzen dann Gitarre und Schlagzeug ein und es geht nun wieder in einer Mischung aus Gitarrenrock und Postrock weiter. Es kommen auch flirrende Gitarren auf, die dem Sound noch mehr Volumen verleihen. Nach gut zweieinhalb Minuten sorgen atmosphärische Gitarrenlicks für eine wohlige Stimmung, die sich dann mit Keyboardsounds, die im Hintergrund agieren, vereinen. Ab Minute Vier startet dann ein halbminütiges, herrliches Gitarrensolo, um dann in einen druckvollen Endpart zu münden.

Es folgen noch mit „Shelter“, „Offroad“ und „Behind A Smile“ drei Songs, die den bisherigen Standard hoch halten.

Mit „Earn Heaven“ hat die polnische Band Appleseed ein gelungenes Album veröffentlicht, das verschiedene musikalische Stile miteinander verbindet. Die Songs sind fesselnd gemacht überzeugen auf ganzer Länge.

Stephan Schelle, Februar 2024

   

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