Andrew Roussak – No Trespassing

Andrew Roussak – No Trespassing
Eigenvertrieb www.andrew-roussak.com (2006)
(10 Stücke, 49:14 Minuten Spielzeit)

Und schon wieder eine Entdeckung, die ich bei myspace.com gemacht habe. Der im russischen Ufa geborene Andrew Roussak lebt seit 2001 in Deutschland und spielt seit seinem siebten Lebensjahr Klavier, da ist es nicht verwunderlich, wenn sein Album „No Trespassing“ sehr Piano- bzw. Keyboardlastig ist. Es sollte noch erwähnt werden, dass er im Jahr 2006 mit zwei Stücken der CD den Deutschen Pop & Rock Preis als bester Keyboarder / bester Instrumentalist gewonnen hat.


Auf dem Albumcover der CD prangt groß der Titel „No Trespassing“, von dem man sich nicht täuschen lassen sollte, denn man sollte unbedingt eintreten und sich der Musik von Andrew widmen, denn das lohnt sich, auch wenn sich eine gewisse Stilvielfalt auf der Cd befindet. Auf den zehn Stücken präsentiert uns Andrew mit Unterstützung von weiteren sechs Gastmusikern die ganze Bandbreite seines Könnens, daher ist es auch etwas schwierig seine Musik in eine bestimmte Kategorie zu schieben. Neben NeoProg- und Melodic-Rock finden sich auch klassische Passagen und sogar Jazz und Swing auf dem Album. Und die Einflüsse so bekannter Keyboarder wie zum Beispiel Rick Wakeman, Jon Lord, Matthew Fisher (Procol Harum) oder Keith Emerson blitzen an vielen Stellen auf.

Mit dem Titelstück, das mit Satzgesang aufwarten kann, begrüßt uns Andrew mit einer sehr eingängigen Melodie und einem lockeren Rhythmus, die beide sofort ins Ohr gehen. Etwas retromäßige Atmosphäre lässt er durch den Einsatz der Orgel aufkommen, ja sogar etwas Funk ist durch Perkussion und Wah-Wah-Gitarre angesagt. Beim folgenden „Prelude“ heißt es jetzt „Klassik meets Rock“, denn Andrew präsentiert Johan Sebastian Bach’s „Das Wohltemperierte Klavier Nummer 2“ in einer rockigen Variante, die ihr sehr gut steht und zeigt, welche Qualität in Andrew steckt.

„Lost In The Woods“ ist ein Melodic-Rocker mit eingängiger Hookline und schönem Gitarrensolo. Schon fast hymnenhaft, wie ein Soundtrack, so klingt das Instrumental „Wartime Chronicles“ und erzählt quasi ohne Text eine Geschichte. Das erinnert mich von der Struktur her auch ein bisschen an „War Of The Worlds“. Mit 7:18 Minuten Spielzeit der längste Track, der eine ganze Menge an Abwechslung zu bieten hat.

Das Andrews Herz eine Menge Platz für Klassik bereit hält, beweist dann beim nächsten Instrumental „Jesu, Joy Of Man’s Desiring“, das wiederum eine Neuinterpretation eines Stückes von Johan Sebastian Bach darstellt. Dieses Mal ist es die Kantate Nr. 147 „Herz und Mund und Tat und Leben“. Dabei spielt er eine Orgel, die mich an Procol Harum erinnert. Zwar behält das Stück seine klassische Note, ist aber trotzdem für Freunde von Rockmusik, die Stücken wie „A Whiter Shade Of Pale“ nicht abgeneigt sind, geeignet. Damit ist dann aber auch der klassische Teil des Albums abgeschlossen.

„Rhythm Of The Universe“ bietet Flöte und einen Rocksound, den man so auch von Jethro Tull in der „The Broadsword And The Beast“-Phase her kennt. Allerdings hat für meinen Geschmack die Gesangsstimme von Andrew etwas zuviel Hall, was auch bei einigen anderen Stücken der Fall ist. Ansonsten ein Stück mit schöner Melodie, das Spaß macht.

Glockengeläut eröffnet dann „All Good Things“, eine Pianonummer mit Geigen, die sehr orchestral klingt und den Pianisten in Andrew hervorkehrt. Auch das folgende „Do Without Me“ ist kein Rock im herkömmlichen Sinn, denn Andrew präsentiert eine Mixtur aus Jazz und Swing, die ich mir in einer amerikanischen Bar für gut betuchte Gäste gut vorstellen kann. Mit „Vivace Furioso“, das bereits mehr als 10 Jahre alt ist, erweist Andrew dem großen Keyboarder Keith Emerson seine Ehre. Zwar fängt das Stück zunächst recht klassisch an, doch schnell entwickelt es sich zu einem Track der ganz in der Tradition von ELP gehalten ist. Toller Track.

Mit dem Song „Maybe“ endet dann das Album. Meeresrauschen und sanfte Keyboardakkorde, Andrews Stimme und eine Pianolinie sind die Bestandteile dieses letzten, recht süßlichen Songs.

„No Trespassing“ ist ein Album mit unterschiedlichen Stilen, die für eine Menge Abwechslung sorgen. Allerdings fehlt fehlt mir so ein bisschen der durchgehend rote Faden. Die CD macht auf mich daher mehr den Eindruck einer Werkschau. Dass Andrew ein Profi an seinem Instrument ist, das ist deutlich herauszuhören, denn die musikalische Qualität der einzelnen Tracks ist jederzeit spürbar. Meine Empfehlung: bei www.myspace.com/andrewroussak mal in die Songs reinhören und dann das Album bestellen.

Meine Anspieltipps: „No Trespassing“, „Wartime Chronicles“, „Rhythm Of The Universe“ und Vivace Furioso“, die für mich auch zu den besten Stücken des Albums zählen.

Stephan Schelle, Januar 2008

   

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