Anders Buaas - Trollringen
Apollon Records (2025)

(10 Stücke, 49:02 Minuten Spielzeit)

Der norwegische Musiker Anders Buaas veröffentlichte, nach seinem grandiosen 2022’er Werk „The Edinburgh Suite“ am 06.06.2025 sein neues Album, das den Titel „Trollringen“ trägt. Das Album basiert auf dem gleichnamigen Roman des norwegischen Autors Sigurd Hoel.


„Trollringen“ ist eine historische Saga, ein Krimi und eine Familientragödie. Inspiriert wurde er durch die Entdeckung eines Henkerblocks in seiner Kindheit, der 1833 bei der Enthauptung eines Mörders verwendet wurde. Aus diesem Bild entstand die Geschichte eines Utopisten, eines jungen Bauern namens Haavard, dessen Kampf gegen religiöse Bigotterie, geistlose Konformität und politische und intellektuelle Stagnation in seiner Zeit Auswirkungen auf alles und jeden hat, der in unserer Zeit als radikal bezeichnet werden kann.“ (goodreads.com)

Anders dazu: „Alle Songs wurden zwischen 2019 und 2025 geschrieben, ohne ein Konzept im Kopf zu haben, aber sie passen gut in die Erzählung der Geschichte. Es liegt an den Zuhörern, die Punkte zu verbinden. Da ich mich hauptsächlich auf Instrumentalmusik konzentriere, meiner größten Liebe und musikalischen Unternehmung, hatte ich einige Songs mit Gesang und Text, die ungenutzt waren. Jetzt war die Zeit gekommen, sie in ein Album einzubauen.“

Mit „Trollringen“ schlägt Buaas ein neues Kapitel auf, denn bisher hat er auf seinen Soloalben instrumentale Musik veröffentlicht. Auf dem neuen Album ist er erstmals auch als Sänger zu hören. Darüber hinaus hat er mehrere international anerkannte Vokalisten engagiert, darunter Tanya Wells, Tim Condor und Miriam Kjølen.

Das Album startet mit dem dreiminütigen „Prologue“. Akustikgitarren sorgen für den Unterbau, auf den sich dann weiblicher Gesang setzt. Akzentuiert streut Buaas in diesen Singer-/Songwriter-Song E-Gitarren-Klänge ein, die atmosphärisch dahingleiten. Diese Einschübe haben einen proggigen Einschlag. Ein sehr schöner Start in das Album.

Weiter geht es mit dem groovigen „Opening Credits“, das zudem nach Mike Oldfields Musik mit einem Folkflair mutiert. Ein fröhlich/beschwingtes Instrumental, das sich im Mittelteil dann in Richtung Gordon Giltraps Gitarrensound der „Fear Of The Dark“-Ära wandelt. Die letzte Minute wird dann wieder vom Sound des Beginns bestimmt.

Leicht symphonisch/proggig geht es dann in „Best I Can Be“ weiter. Der weibliche, lautmalerische Gesang besitzt dabei einen leichten keltischen Hauch. Nach einer Akustikgitarrenpassage setzt dann Gesang ein, der in Richtung Singer-/Songwriter weist. Eine wunderschöne und zarte Gesangsnummer entwickelt sich nun.

Das zweiminütige „Intermission“ ist ein instrumentales Zwischenspiel, bei dem Buaas wieder herrliche Gitarren- mit Keyboardsounds verbindet, die im Verlauf cineastisch anmuten. Darauf folgt das mehr als achtminütige, instrumentale Titelstück. Es beginnt mit Akustikgitarre, die wieder an Gordon Giltrap erinnert. Nach einigen Momenten gesellt sich dann eine Pianomelodie hinzu und eine Melodie, die auf einem Sopransaxophon gespielt wird, setzt Akzente und erweitert das Klangspektrum mit leichten jazzigen Untertönen. Saxophon und E-Gitarre tanzen in diesem Part förmlich umeinander. Im Mittelteil wird es dann durch Saxophon, das von sanften Pianoklängen unterfüttert wird, wieder sehr atmosphärisch. Darauf folgt dann eine rockige Passage mit herrlichem Gitarrensolo, die eine Mischung aus Oldfield und Gilmour darstellt.

Mit dem instrumentalen „Sunrise“ steht dann ein weiteres sehr beschwingtes Stück auf dem Programm, bei dem man sich auch gut eine Folkloretanztruppe im sommerlichen Ambiente vorstellen kann. Im Mittelteil wird es dann eine Spur rockiger.

Mit „The Balance Of Beeing One“ kommt dann wieder ein gesungener Song. Und in „The Last Drop“ sorgen zwei Akustikgitarren und Percussion für wirbelnde Gitarrenkaskaden mit Sinti-Flair. Ein auf hohem Niveau gehaltenes Instrumental.

Der abwechslungsreiche, achtminütige Song „As I Draw My Last Breath“ und das instrumentale „End Credits“ das ein wenig an Mark Knopfler („Local Hero“) erinnert, beenden dann dieses wunderbare Album.

Drei Jahre nach seinem letzten Soloalbum hat Anders Buaas mit „Trollringen“ wieder ein wunderbares Werk geschaffen, auf dem neben herrlichen Instrumentalstücken auch erstmals Gesangsnummern zu finden sind. Ihm gelingt damit eine tolle Mischung aus melodischen Instrumentalstücken, die den Spirit von Mike Oldfield und Gordon Giltrap besitzen und doch seine eigene Handschrift tragen. Die Gesangsnummer, bewegen sich darüber hinaus zwischen Singer-/Songwriter, Folk und atmosphärischem Artrock.

Stephan Schelle, Juni 2025

   

CD-Kritiken-Menue