Anchor And Burden – Kosmonautic Pilgrimage
MoonJune Records (2023)

(9 Stücke, 64:24 Minuten Spielzeit)

Anchor And Burden, das sind Markus Reuter (Touch Guitars AU8 und S8, Soundscapes), Alexander Paul Dowerk (Touch Guitar S8), Bernhard Wöstheinrich (Keyboards, Electronics) und Asaf Sirkis (Schlagzeug, Percussion). Mit „Kosmonautic Pilgrimage“ erscheint am 13.01.2023 ihr sechster Longplayer erstmals auch auf CD. Zuvor waren schon fünf Alben - noch mit Schlagzeuger Shawn Crowder, der wieder in die USA gezogen ist - digital bei bandcamp veröffentlicht worden.


Markus Reuter erzählt uns von den Hintergründen und der Entwicklung der Band in den letzten eineinhalb Jahren:

„1996 begannen Bernhard Wöstheinrich und ich als centrozoon zusammenzuarbeiten und über die Jahre entwickelten wir unseren ganz eigenen Stil der kompromisslosen Instant-Komposition. Die Vision, centrozoon um Schlagzeug und Bass zu erweitern, besteht seit über zwei Jahrzehnten, und Anchor and Burden ist die Verkörperung dieser Idee. Meine Entscheidung, einen weiteren Gitarristen (und nicht „nur“ einen Bassisten) mit einzubeziehen, lag auf der Hand, zumal dies die erste Band mit zwei versierten Spielern dieses vielseitigen Instruments sein sollte. Alexander Dowerk, mein Meisterschüler und Freund, war meine erste Wahl. Shawn Crowder spielte mit uns während der ersten Sessions, aus denen die ersten fünf Alben hervorgingen, die wir Ende 2021 und Anfang 2022 im Eigenverlag herausbrachten.

Asaf Sirkis, mit dem ich seit 2016 viele Alben aufgenommen habe, schloss sich uns für die Sessions 2022 an, und wir haben nun das Album KOSMONAUTIK PILGRIMAGE, das für mich den aktuellen Höhepunkt des Erfolges darstellt, den diese Band ursprünglich anstrebte. Die Musik ist sehr intensiv und das Zuhören und kollektive Komponieren, das in diesem Moment geschieht, ist nichts weniger als ein Wunder, selbst für uns als Urheber. Diese Musik ist sicherlich nicht einfach zu konsumieren, aber sie sollte den Hunger derjenigen stillen, die außergewöhnliche Musik lieben.

Es ist auch das erste Mal, dass das mehrkanalige Touch Guitars® S8 Instrument ausgiebig genutzt wird. Alexander spielt es während des gesamten Albums. Jede Saite wird separat aufgenommen und bearbeitet, was dazu führt, dass Alex alleine schon wie mehrere Personen klingt. Wir haben die Trennung der Parts in dem wunderbaren Mix, den unser Freund Stefano Castagna in seinem Ritmo&Blu Studio in Italien gemacht hat, beibehalten.“

Neun Stücke mit Laufzeiten von 4:41 bis 9:05 Minuten Spielzeit bietet das Album, dessen Silberling in einem sechsseitigen Digipak steckt. Die ersten beiden Tracks bilden das „Sublevel Cells Part 1 + 2“, die Stücke drei bis sechs „Radion Crater Exploration Part 1 - 4“ und die letzten beiden Stücke „Splinters Of Glory Part 1 + 2“. Diese einzelnen Parts sind dann auch jeweils nahtlos miteinander verbunden. Die Stücke wirken alle recht improvisiert, haben aber trotzdem eine Struktur.

Gestartet wird mit dem 9:05minütigen “Sublevel Cells, Part I - Corridors Of Silent Screams“. Hier bietet die Band recht proggige, jazzige und surreale Klanggebilde, die ein recht unterkühltes und industriell angehauchtes Flair verströmt. Gitarre und Bass scheinen über die flächigen Sounds zu flirren, während Asaf Sirkis am Schlagzeug druckvolle und abwechslungsreiche Schlagzeugmuster hinzufügt. Das geht schon in Richtung King Crimson und die Solowerke von Robert Fripp. Das Stück geht dann nahtlos in den 6:48minütigen Part 2 über, der mit „Cerebral Transfixations“ betitelt ist. Man hat das Gefühl, als würden die vier Musiker gegeneinander arbeiten und dann zu einem bestimmten Punkt wieder zueinander finden. Diese ersten Tracks sind die Blaupause für das gesamte Album.

Anchor And Burden, das quasi eine Fortführung von Centrozoon - in verändertem LineUp - darstellt, bietet auf dem ersten auf CD erschienenen Album recht surrealen Stoff. Da wird heftig drauflos gejammt und das Ganze mit jazzigen Elementen verziert. Damit bewegt sich das Quartett im weiteren Umfeld von King Crimson. Das ist nicht ganz leicht zu konsumieren, daher empfehle ich im Vorfeld in das Album hineinzuhören.

Stephan Schelle, Februar 2023

   

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