Altbau - Altbau

Altbau - Altbau
Setalight (2012)
(7 Stücke, 55:27 Minuten Spielzeit)

Altbau nennt sich ein Bass-Schlagzeug-Duo aus Berlin/Potsdam. Die beiden Protagonisten hinter diesem Projekt haben sich verschleiernde Pseudonyme verpasst, sie nennen sich Boerge (Schlagzeug) und Kalle Hochnebel (Bass & Sounds). Nach Besetzungsexperimenten seit Gründung im Frühjahr 2010 entschieden Boerge und Kalle bald, statt als mehrköpfige Band zu zweit und mit (überwiegend live erzeugten) Loops ihrer Loop Station ‚the rock cylon’ zu arbeiten.


Das erste Werk ist schlicht „Altbau“ betitelt und ist nach eigenem bekunden dem instrumental psychedelic post noise zuzuordnen. Damit folgen die beiden der 3 000 000 Jahre alten Tradition auf irgendetwas einzudreschen, was Klänge und Rhythmen erzeugt - als 2Mensch-1Maschine-Ensemble der technisierten Gegenwart. Die Musik ist instrumental und lässt sich irgendwo zwischen und jenseits von Motörheasd und Mogwai verorten. Gespeist aus Rock, No Wave, Funk, Electro entstehen groovige Klanglandschaften, die sowohl strukturiert als auch freestyle auftürmen. So der Pressetext.

Sechs Tracks und einen Bonustrack bietet die CD. Sie startet mit dem sehr rhythmischen „Deaf Drones“, das gut ins Ohr geht. Hier gehen Bass und Schlagzeug eine perfekte Kombination ein. Das klingt progressiv, psychedelisch und auch jazzig zugleich. Der zweite Track „Strassenteerung“ ist mit über zehn Minuten der erste Longtrack des Albums. Was zunächst wieder sehr psychedelisch und jazzig beginnt wird ein ums andere Mal durch Noise-Wände durchbrochen.

Funk auf Speed würde ich in Kurzform „Dÿsfunk“ bezeichnen. Ein unglaublich druckvoller und schneller Track, der funkige Gitarren und Sounds mit einer marschierenden, ja fast rennenden Schlagzeugkaskade verbindet. Das ist unglaublich gut gemacht, fast schon technoartig, ohne auch nur Ansatzweise in die Technoecke abzudriften. Druckvoller Jazzrock bietet „Sexch8tel“. Das ist fett und hypnotisch zugleich.

Wer kennt noch die Serie „Twin Peaks“, dessen Soundtrack von Angelo Badalmenti stammt? Das Grundmotiv bzw. einen Bruchteil daraus haben sie in dem Stück „Twynn Peaks“ verarbeitet. Drei, vier Töne sind noch erkennbar, allerdings wurde aus dem Rest ein treibender Rocksong, der einfach nur klasse ist. Ein heftiges Rockmonster haben sie dann mit „De Mon Star“ ans Ende gesetzt. Ach ja, da kommt ja noch der dreiminütige Bonustrack, „Gitter Nord“. Das Stück wurde live mitgeschnitten und fällt klanglich daher etwas ab, obwohl es musikalisch gut ins Gesamtbild passt.

Altbau’s Debütalbum ist ein nicht ganz so leicht zu verarbeitendes Werk. Die Mischung aus Psychedelic, Rock, Jazz, Progressive und Noise muss erst erarbeitet werden. Für Freunde der außergewöhnlichen Musik ist das genau der richtige Stoff. Mir jedenfalls hat dieses Debüt sehr gut gefallen.

Stephan Schelle, Oktober 2012

   

CD-Kritiken-Menue