Alan Parsons - LiveSpan

Alan Parsons - LiveSpan
MFP Music Productions (2013)
(22 Stücke, 107:57 Minuten Spielzeit)

Alan Parsons ist nicht nur als Tontechniker weltbekannt (er ist unter anderem für das Pink Floyd Album „Dark Side Of The Moon“ verantwortlich), sondern hatte mit Eric Woolfson seit Mitte der 70’er Jahre das Alan Parsons Project am Start, das für zahlreiche Hits verantwortlich zeichnete. Später ging Parsons seinen eigenen Weg und veröffentlichte Soloalben. Seit einigen Jahren präsentiert der Brite Alan Parsons Stücke aus dem kompletten Repertoire mit einer Liveband auf der Bühne.


In den Jahren 2012 und 2013 absolvierte er einige Konzerte auch auf deutschem Boden. Das Konzert vom 24.03.2013 in der Beethoven Halle in Stuttgart hat Parsons, der in Deutschland zahlreiche Fans hat, mitschneiden lassen. Am 26.07.2013 erscheint dieser Mitschnitt als DoppelCD und beinhaltet auch die komplette Version von „Turn Of A Friendly Card“, des gleichnamigen Alan Parsons Project-Albums. Mit der CD „LiveSpan“ wird dieses Monumentalwerk (bestehend aus mehreren Stücken) erstmals in einer Liveversion veröffentlicht.

Alan Parsons (Gesang, Keyboard, Gitarre) wurde bei der Tour von P.J. Olsson (Gesang, Akustikgitarre), Guy Erez (Bass, Backgroundgesang), Alastair Greene (Gitarre, Gesang), Todd Cooper (Gesang, Saxophon, Akustikgitarre, Perkussion), Danny Thompson (Schlagzeug) und Manny Focarazzo (Keyboards) begleitet. Zusammen stellten sie das Alan Parsons Liveproject dar.

Wer bei der diesjährigen bzw. letztjährigen Tour dabei war, der konnte zahlreiche Songs bereits live sehen und hören. Ein Bericht zum Konzert im Colosseum Theater Essen findet sich auch auf dieser Musikseite. Es ist schon erstaunlich welche Kraft und Dynamik die Stücke dieses Studioprojektes entfalten. Das zeigte sich nicht nur live auf der Bühne, sondern wird auch auf dieser DoppelCD ganz hervorragend eingefangen.

Klassiker wie „I Robot“, „Don’t Answer Me“, „Lucifer/Mammagamma“, „Sirius / Eye In The Sky“ und „Prime Time“ finden sich genauso auf der CD wie die beiden intensiven Songs „The Raven“ und „(The System Of) Dr. Tarr And Professor Fether“ vom legendären Debütalbum „Tales of Mystery and Imagination- Edgar Allan Poe“ aus dem Jahr 1976.

Während das eröffnende „I Robot“ noch stark nach dem cleanen Studiotrack klingt (Ausnahme sind die Zuschauerreaktionen, die auch im weiteren Verlauf den Livecharakter unterstützen) und recht nah am Original ausgelegt ist, zeigt schon das folgende „Damned If I Do“ eine gewisse Liveatmosphäre, was sich zum Beispiel im Gitarrensolo widerspiegelt. Und diese Atmosphäre wird im Laufe des Konzertmitschnitts immer intensiver.

Das Stück „Breakdown“ weist am Ende den markanten Rhythmus von „The Raven“ auf und geht dann auch unter rhythmischem Klatschen des Publikums in eben dieses über. Ein erstes Highlight des Konzertes, das mit seinen knapp drei Minuten aber für meinen Geschmack zu kurz geraten ist. „La Sagrada Familia“ erstrahlt in voluminösem, orchestralem Sound, der unter anderem durch Saxophon verfeinert wird. Funky wird es dann in „I Wouldn’t Want To Be Like You“ (hier ist vor allem das tolle Basssolo zu erwähnen, das sehr polyphon angelegt ist) bevor dann das Monumentalwerk „The Turn Of A Friendly Card“ ansteht. Dieses hat in den Jahren nichts von seiner Strahlkraft verloren. So endet dann auch CD Nummer 1.

Der zweite Silberling startet dann mit dem einfühlsamen „What Goes Up“ das für Gänsehaut sorgt. Danach steht mit dem Medley aus „Lucifer“ und „Mammagamma“ ein rhythmischer Instrumentalteil an, der es in sich hat. Dem folgt „Psychobabble“, das in der zweiten Hälfte einen psychedelischen Part enthält. Eine tolle und intensive Version des Stückes, die Alan da auf die Bühne gezaubert hat.

Sakrale Töne schlägt Alan Parsons im Song „Don’t Let It Show“ an und den Song „Prime Time“ weitet Parsons dann gleich mal auf acht Minuten aus (der Rest der neuneinhalb Minuten ist der Bandvorstellung gewidmet).

Es ist wirklich erstaunlich, welche Intensität und Kraft die Stücke des Alan Parson Projects in ihren Liveinterpretationen entwickeln. Wer die Musik des Briten mag, der kommt an dieser Livescheibe nicht herum und muss den Multiinstrumentlisten am besten auch live erlebt haben. Die Möglichkeit dazu gibt es noch in 2013 auf deutschem Boden.

„LiveSpan“ ist voll gespickt mit Highlights. Wenn es denn einen Kritikpunkt gibt, dann den, das an einigen Stellen der Applaus eine Spur zu lang zu hören ist. Ansonsten ein wunderbares Album, das man haben sollte.

Stephan Schelle, Juli 2013

   

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