Überflüssig – Tür zu, hier kommt Lärm!

Überflüssig – Tür zu, hier kommt Lärm!
Timezone (2012)
(14 Stücke, 61:46 Minuten Spielzeit)

Es ist schon eigenartig oder zeugt von einem hohen Selbstbewusstsein, wenn eine Band sich Überflüssig nennt. Hinter diesem Namen verbergen sich die beiden aus Herne stammenden Musiker Alex und Joscha, die bereits seit 1996 unter diesem Namen ihre Musik veröffentlichen. „Tür zu, hier kommt Lärm!“ stellt das bisher siebte Album in der 16jährigen Bandgeschichte dar. Allerdings muss ich gestehen, dass ich vorher noch nichts von den beiden gehört habe. Umso gespannter war ich auf die Musik, die irgendwie in der Nähe von Bands wie den Toten Hosen oder den Ärzten liegt.


Satte 14 Stücke (davon einige nur wenige Sekunden dauernde Zwischenspiele) sowie zwei Videoclips beinhaltet die CD, die mit dem Opener „Heul doch“ einen Song parat hat, der auch gut in die NDW-Zeit gepasst hätte. Aber schon der nächste Song „Generation MP3“ zeigt in welcher Richtung es eigentlich geht. Spaßpunk mit pop- und rockigen Anklängen, das ist die Marschrichtung, die das Duo einschlägt. „Generation MP3“ klingt dabei wie eine frühe Ärzte-Nummer auf Speed. Ein ähnliches Bild zeigt sich dann bei „Dein Hit“. Schnell setzten sich aber die einfach gehaltenen Melodien im Kopf fest.

Ein Bruch scheint dann plötzlich mit „Bitte bleib“ zu kommen, das mit einer zarten Pianomelodie beginnt und erst nach gut 45 Sekunden in den Funpunk mit seinen stakkatoartigen Rhythmen umschwenkt. Als Gag ruft dann Axel am Ende noch schnell ein Geroniemo’s Cadillac in den Raum (ein Seitenhieb in Richtung Modern Talking?).

Die Jungs müssen einen guten Kontakt zu Petrus gehabt haben, wie sonst könnte man schon vor diesem Sommer, der bisher noch keiner ist, auf die Idee kommen, den alten Rudi Carell-Klassiker „Wann wirds mal wieder richtig Sommer“ zu covern. Da waren sie ihrer Zeit einige Monate voraus. Natürlich blieb die Melodie gleich. Der Song wurde mit punkigen Rhythmen und Gitarrenlicks versehen. Ein echter Song zum mitgrölen für die nächste Fete. Mit „If I’m Again So Sad“ folgt dann ein fünfsekündiges Blitzlicht. Danach bewegen sich die beiden weiter im Funpunk, der von schneller Rhythmik und einfachen Melodien bestimmt wird. Mit „Attitude“ haben sie noch einen weiteren Coversong, der ursprünglich von den Misfits stammt, auf dem Album.

Die Texte der Songs sollen witzig sein, schießen aber manchmal über’s Ziel hinaus wie zum Beispiel bei „Liebe im Irak“ oder „Nonnen sind auch nur Frauen“. Ansonsten bieten die Jungs spaßigen Punkrock bei dem man wie zum Beispiel bei „Rosemarie“ den eingängigen Refrain mitsingen will.

Als Bonus gibt es dann noch die Videos zu den beiden Stücken „Dein Hit“ und „Heul doch“ im mpeg-Format, die auf einem handelsüblichen Windowsrechner abgespielt werden können.

Überflüssig haben mit „Tür zu, hier kommt Lärm!“ eine Scheibe am Start, die gut rockt und auch Spaß macht (bis auf den ein oder anderen Text). Für die nächste Fete ist sicherlich der ein oder andere Song dabei. Man sollte die Scheibe auf jeden Fall mal antesten, denn musikalisch liegen sie irgendwo in der Schnittmenge von Die Toten Hosen und Die Ärzte. Und das ist ja auch nicht gerade die schlechteste Referenz.

Stephan Schelle, Juli 2012

   

CD-Kritiken-Menue