Oresund Space Collective – Into Your Head

Øresund Space Collective – Into Your Head
Sulatron Records / Cargo Records (2008)
(5 Stücke, 70:32 Minuten Spielzeit)

Beim Øresund Space Collective handelt es sich um eine Spacerockband aus Skandinavien (die Bandmitglieder stammen aus dem dänischen Kopenhagen und dem schwedischen Malmö), deren Musik hauptsächlich aus Improvisationen besteht. Vor der am 06.11.2008 erscheinenden CD „Into Your Head“ hat das von dem Amerikaner Scott Heller im Jahr 2004 ins Leben gerufene Projekt, neben einer ganzen Reihe an CDRs, bereits drei offizielle Alben veröffentlicht. Für mich ist dies allerdings die erste Begegnung mit dem skandinavischen Projekt.


Das letzte Album „The Black Tomato“ wurde im August 2007 veröffentlicht. Während der Aufnahmen zu „The Black Tomato“ wurden weitere 150 Minuten Spacemusik aufgenommen, die es nicht mehr auf das Album geschafft hatten. Aus diesem Material hat der Inhaber des Sulatron Labels, Dave Schmidt, auch bekannt als Sula Bassana, 70 Minuten feinster Spacemusik zusammengestellt. Dies stellt nun das Material der vorliegenden CD „Into Your Head“ dar.

Zwar ist die CD in fünf Stücke unterteilt, deren Laufzeiten zwischen 9:56 und 20:46 Minuten liegen, aber eigentlich handelt es sich um ein kompaktes Werk von 70 Minuten, da die Übergänge zwischen den Tracks fließend sind.

Leise aus dem Off beginnt die CD mit zirpenden Synthies beim eröffnenden „Substantia Nigra“. Die Rhythmusgitarre gibt zunächst den Drive vor und weitere Gitarren und Synthies erzeugen eine Stimmung, ohne dass hier eine Melodie zu hören ist. Merkwürdigerweise entsteht aber sofort eine hypnotische Aura in der man bereits nach wenigen Tönen gefangen ist. Leichte Melodiefolgen kommen hinzu und es wird gejammt, was das Zeug hält. Auch das Schlagzeug sorgt nun für den nötigen Zug nach vorn. Ekstatisch steigert sich das Stück immer weiter in einen Strudel der Besinnungslosigkeit. Das ist eigentlich keine Musik im herkömmlichen Sinn, sondern eine „Kopfdroge“. Nach fast zehn Minuten nimmt diese rhythmische ekstatische Stimmung dann langsam ab und ich kann erst einmal wieder durchatmen.

Jetzt im zweiten Stück „Optic Chiasm“ flirren wieder elektronische Geräusche um mich herum, als flögen seltsame, Insekten artige Wesen um meinen Kopf (oder sind sie im Kopf, wie der Albumtitel verheißen lässt?). Der erste Teil dieses Tracks ist recht spacig und ruhig mit jazzigen Klangtupfern versehen. Im zweiten Abschnitt wird es dann durch Einsatz von Schlagzeug und E-Gitarre etwas rockiger.

Als Übergang zum dritten Track „Fornix“ haben die Musiker wieder eine sehr synthielastige, ruhige Passage eingeflochten. Dann setzt gleich zu Beginn ein sehr rhythmisches Schlagzeug ein und es entwickelt sich ein sehr abwechslungsreicher Titel, der mit unterschiedlichen Rhythmen und Akkorden aufwarten kann. Im zweiten Teil erinnert mich dieser psychedelisch/spacige Sound durch seinen Dubartigen Rhythmus und die Synthies gar an Musik von den Ozric Tentacles.

„Aqueduct Of Sylvius“ beginnt zunächst wie es die frühen Pink Floyd taten. Da sind sägende Synthies und verzerrte Gitarren zu hören, die eine teils unheimliche Stimmung erzeugen. Aus dieser Stimmung heraus nimmt das Schlagzeugspiel die Musiker und den Hörer in eine andere Sphäre, wie man sie beispielsweise von Hawkwind her kennt, mit. Mit dem mehr als 20minütigen „Vermis“ endet die gelungene CD. Hier kommen die Gitarrensoli besonders gut zur Geltung, die zunächst spacig/psychedelisch sehr atmosphärische Klänge bieten, um dann im Mittelteil in einen sehr funkigen Part überzugehen. Auch dieser Longtrack, wenn man diesen Part überhaupt herausheben kann, überzeugt durch unterschiedliche Strukturen und tolle Soli. Wer bei einer Produktion auf solche „Ausschussware“ zurückgreifen kann, gehört sichtlich zu den Kreativköpfen der Musikbranche.

„Inside Your Head“ ist ein tolles Album voller Sounds und Improvisationen, deren magischer Anziehungskraft man sich nicht entziehen kann. Ein musikalischer Trip, nach dem man erst am Ende der CD wieder aufwacht, um in die Realität zurückzukehren. Für mich nicht der letzte Trip, auf den ich mit dem Øresund Space Collective gehen werde.

Stephan Schelle, Oktober 2008

   

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