Grobschnitt - Grobschnitt-Story Vol. 5
(2004)

Es hat mittlerweile schon Tradition, das Eroc uns in der Weihnachtszeit noch mit einem außergewöhnlichen Geschenk für den Gabentisch versorgt (Na gut, die „History Of Solar Music Vol. 3“ kam schon im Oktober 2002 raus). Die Rede ist natürlich von einer neuen Grobschnitt-Veröffentlichung mit historischem Material. So wartet er auch Ende 2004 wieder mit zwei prallvollen Silberlingen auf, die uns weit in die frühen Siebziger zurückreisen lassen.

Erke hat dabei die zwei Silberscheiben wieder bis aufs Letzte ausgereizt, bringt es jede von ihnen doch auf mehr als 80 Minuten Spielzeit, das ist Rekord verdächtig. CD 1 bietet ein komplettes Konzert aus dem Jahr 1973. Nachdem das Konzert mit dem Marsch eingeleitet und in „Der Western“ die Band (Lupo, Wildschwein, Eroc, Mist und Bär) vorgestellt wird, erklingen „Nikelodeon“, Magic Train“ und „Sinfonie“ in wirklich unwiderstehlichen Versionen. Wobei ich hier einfach mal „Magic Train“ hervorheben muss, das in dieser Version einfach (veränderte Passagen die Keyboard, Satzgesang und Rhythmus betreffen) bestechend ist. Den Abschluss des ersten Silberlings bildet dann eine 35minütige Version von „Solar Music“.
 

 
 

CD 2 stellt dann den Spaß, den die Band so manchem bereitete, in den Vordergrund. Okay, nicht jeder fand an allem, was sie damals so fabrizierten gefallen. Als Moderator von Radiosendungen hatte man es nicht immer leicht mit der Hagener Chaostruppe, was die beiden Interviews aus den Jahren 1975 und 1976, die in mehreren Teilen, durch weitere Songs der unterbrochen, deutlich machen. Aber Winfrid Trenkler hatte, im Gegensatz zu so manch anderem Kollegen, den notwendigen Humor um sich gegen die Jungs zu behaupten.

Weitere Perlen sind auf der zweiten Scheibe dann noch in Form des Werbetrailers „Das Jumbo-Liedchen“ sowie der Instrumentalversionen von „Vater Schmidt“, „Dream And Reality / Traum und Wirklichkeit“ und „Der Clown“ zu hören. Sie wurden morgens, bevor die offiziellen Aufnahmegeräte angestellt wurden, als Warmmacher in Conny Planks Studio gespielt. Eroc hat einfach mal den Aufnahmeknopf betätigt, während Conny Plank noch unter der Dusche stand. Die Stücke klingen in dieser Form völlig anders. Schließlich ist noch die „Söldner-Show“ und eine mitreißende zwölfminütigen Live-Urversion von „Come On People“, deren Soundstruktur sich von der späteren LP-Version unterscheidet, verewigt. Das Teil klingt in dieser Version noch besser (eine plötzliche Gänsehaut befällt meinen Rücken) und hat sogar einen funkigen Mittelteil sowie einen ausladenden Schluss, die mir bis dato unbekannt waren. Nach den ausführlichen Erläuterungen von Eroc im Booklet sollte auch dem letzten klar sein, wo der Name Grobschnitt und die bei zahlreichen Konzerten aufgeführte „Söldner-Show“ ihren Ursprung haben.

Eine CD für Fans und solche, die den Krautrock bzw. gute Rockmusik der 70’er lieben. Einige der Aufnahmen, wie zum Beispiel die Interviews und das „Jumbo-Liedchen“, waren zwar auch schon auf Bootlegs zu hören, aber nicht in dieser - für Eroc schon normal gewordenen - bestechenden Soundqualität. Also Leute, der Wunschzettel ist noch kurzfristig um dieses Teil zu ergänzen.

Stephan Schelle, Dezember 2004

 
   

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