Erik Wøllo & Benhard Wöstheinrich – Arcadia Borealis
 

Erik Wøllo & Benhard Wöstheinrich – Arcadia Borealis
DIN (2009)
(12 Stücke, 63:21 Minuten Spielzeit)

„Arcadia Borealis“ ist die erste Veröffentlichung der Kollaboration zwischen dem norwegischen Elektronikmusiker und Gitarristen Erik Wøllo und dem deutschen Elektroniker Bernhard Wöstheinrich (auch als Redundant Rocker bekannt). Das Album erscheint am 27.10.2009 auf dem DIN-Label des britischen Elektronikspezialisten Ian Boddy. Das Coverartwork zeigt ein historisches Bild von einem Gletscherabbruch und wirkt - neben dem Motiv - durch das Alter der Aufnahme recht kühl. Das gibt auch die Musik der beiden Künstler recht gut wieder, denn sie agieren bei den Dutzend Ambientstücken in einer etwas unterkühlten Art und Weise.

 


Im Jahr 2007 trafen sich Erik und Bernhard das erste Mal, als Erik seinen Auftritt im niederländischen Eindhoven beim E-Live-Festival hatte. Bernhard, der durch sein Projekt Centrozoon und diverse Veröffentlichungen bzw. Auftritte in Form von Kollaborationen (z. B. mit Harald Grosskopf, Ian Boddy, Klaus Hoffmann-Hoock) oder auch solo bekannt ist, stellte schnell einen Kontakt zu Erik her.

Als Thema haben sich die beiden arktische Expeditionen des 18. Jahrhunderts ausgewählt, als Abenteurer dieser Epoche noch einen ähnlichen Status wie heutige Weltraumastronauten hatten. Für die damaligen Entdecker waren die Expeditionen ins Ungewisse ein Wagnis ohne Garantie auf Rückkehr in die Zivilisation. Wøllo und Wöstheinrich nehmen die Hörer des Albums mit auf eine historische Reise in bisher unentdecktes Land, das inspiriert ist von der Landschaft und den Witterungen der norwegischen Heimat Wøllo’s. Und entsprechend kühl und karg fallen die zwölf Tracks, deren Laufzeiten zwischen 2:54 und 6:54 Minuten liegen, aus. Angelegt ist das Album wie ein einziger ambienter Track.

Durch Möwengeräusche, die den ersten Track „The Wayfarers“ eröffnen, begleitet von Synthieflächen wird man ganz gut in die Stimmung einer kargen, nördlichen Küstenlandschaft versetzt. Ich sehe förmlich die steinige, mit wenig Gras bewachsene Küstenregion vor mir, in der sich einige wenige aus Holz gefertigte Fischerbauten hervorheben. Ein Rhythmus wird kurzzeitig unterlegt und sorgt für Abwechslung. Da die Stücke nahtlos miteinander verknüpft wurden, hat das Album schon eine erzählerische, ganzheitliche Wirkung. Ich kann mir dabei sehr gut eine Reise durch die kalte Landschaft des hohen Nordens vorstellen.

Melodien sind auf dem Album eher Mangelware (in „Exploration“ findet sich aber beispielsweise eine minimale melodische und rhythmische Anleihe an Kraftwerk), vielmehr erzeugen die beiden harmonische oder unterkühlte Stimmungen, die sehr passend zum Thema sind. Aus diesem Grund können auch nicht einzelne Tracks hervorgehoben und besprochen werden, vielmehr steht hier die Gesamtstimmung im Vordergrund.

Wer die herrlichen Harmonien von Erik Wøllo’s Sololaben erwartet, der wird sicherlich enttäuscht sein, denn die kommen auf diesem Album definitiv zu kurz. Das ist aber auch nicht der Ansatz dieses elektronischen Duo’s gewesen. Vielmehr haben sich die beiden dem Thema verschrieben und haben die unterkühlte Szenerie sehr gut umgesetzt. Wer also auf elektronische Musik, die Stimmungen erzeugt, steht, der liegt hier richtig. Dazu kommen einigen rhythmische Strukturen, die aus der Feder von Bernhard Wöstheinrich zu stammen scheinen (sein Redundant Rocker lässt grüßen).

Stephan Schelle, Oktober 2009

 
   

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