Wolfgang Nachahmer - Hexenkessel
 

Wolfgang Nachahmer - Hexenkessel
SynGate Records (2017)

(
5 Stücke, 55:52 Minuten Spielzeit)

Bei SynGate Records veröffentlicht erneut ein Künstler, der bereits einen Namen in der Elektronikszene besitzt, ein Album unter einem neuen Pseudonym. Die Rede ist von Wolfgang Nachahmer, dessen Identität zunächst geheim gehalten wird, um der Musik Raum zur Entfaltung zu geben, ohne dass eine Erwartungshaltung mit dem Namen des Künstlers assoziiert werden kann. Der Name lässt darauf schließen, dass auf der Veröffentlichung Musik von bekannten Größen des Genres stilistisch interpretiert wird. Umso interessanter wäre es zu erfahren, wer hinter dem Pseudonym steckt. Es ist aber auch eine geniale Marketingstrategie dies zu verschweigen.

 

 


Was allerdings als erstes auffällt, sind die zwischen der Angabe auf der CD und der im CD-Player unterschiedlichen Laufzeiten, die in keinem Fall stimmen. Mein erster Gedanke, dass die Stücke als zusammengesetzt einen nahtlosen Track ergeben und nur die Skip-Funktion anders angesetzt ist, hat sich aber nicht bestätigt. Zwischen den Stücken sind - wie üblich - Pausen enthalten. Ich beziehe mich hier auf die Laufzeiten meines Players.

Mit dem längsten Stück, dem 17:51minütigen „Der Garten der Träume“ startet die CDR. Zunächst wird mit einer Melodielinie begonnen, die auf Flächen liegt. Nach gut drei Minuten startet Wolfgang dann den Sequenzer und es entwickelt sich ein Stück im Stil der „Berliner Schule“ ohne hier aber einen direkten Bezug zu einem speziellen Act ausmachen zu können. Zum Ende hin wird das Stück dann langsam in einem ruhigen Part ausgefaded. Das ist schon mal ein klasse Einstieg in das Album.

Mit 4:39 Minuten ist dann „Vorwärme“ das kürzeste Stück der CDR. Flächen ziehen zunächst von rechts nach links und wieder zurück. Dann werden Stimmungsbilder erzeugt, die keine Melodielinie aufweisen. Dies zieht sich dann bis ans Ende des Stückes, das ich nicht so spannend finde.

Besser geht Wolfgang dann wieder in dem 15:39minütigen Titelstück vor. Hier kommen Mellotron artige Klänge und Melodien auf, die nach wenigen Momenten mit einem schönen Sequenzerrhythmus unterlegt werden. Jetzt ist man fest in der „Berliner Schule“ verortet. Wolfgang zieht die anfangs noch recht ruhig dahinfließende Dynamik an und treibt das Stück immer weiter. Hier sind dann auch Sounds auszumachen, die man von der britischen Variante der Elektronik wie Arc, Redshift oder ähnliche her kennt. Ebenfalls ein Highlight des Albums.

Mystisch mit herrlichen Percussions und zirpenden Synthies zeigt sich dann das 9:41minütige „Auf das neue Land“. Der Beat nimmt nach nicht ganz zwei Minuten einen pumpenden Rhythmus an und es werden herrliche Synthiespielereien hinzugefügt. Im weiteren Verlauf kommt dann eine Melodie auf. Der Track hat was von 1.000 und einer Nacht. Mit dem Sequenzer orientierten Achtminüter „Schoß der Götter“ endet dann die CDR.

Dem Künstler hinter dem Pseudonym Wolfgang Nachahmer ist mit „Hexenkessel“ eine gelungene Veröffentlichung geglückt, die sich zwar im Umfeld der „Berliner Schule“ tummelt, hier aber keinen Act gnadenlos kopiert. Vielmehr wurde die Essenz des Lehrmaterials genutzt um etwas Eigenes zu kreieren. Ein sehr schönes Album, bei dem die Neugier groß ist den richtigen Namen des Künstlers zu erfahren.

Stephan Schelle, April 2018

 
   

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