Wave World - Hieroglyphs
 

Wave World - Hieroglyphs
Wave World Inc. / Virtual Factory Records (2011)
(7 Stücke, 79:00 Minuten Spielzeit)

Nach mehrjähriger Pause melden sich Wave World gleich mit zwei randvollen Alben, die beide Laufzeiten von 79 Minuten aufweisen, zurück. Zum einen ist das „Tableaux“, das sich Bildern widmet, die in dem beigefügten 20seitigen Booklet enthalten sind und zum anderen ist das „Hieroglyphs“, das sich, wie der Name schon verrät, mit den ägyptischen Schriftzeichen aus.

Zwar hat „Tableaux“ ein umfangreiches Booklet aufzuweisen, wogegen „Hieroglyphs“ lediglich mit einem sechsseitigen, ausklappbaren Booklet aufwarten kann, doch ist „Hieroglyphs“ das musikalisch ausgereifteste Album von beiden. Sieben Stücke mit Laufzeiten zwischen 3:44 und 24:02 Minuten bietet der Tonträger. einandersetzt.

 


Mit blubbernden und zirpenden Geräuschen, wie in einem Moor aufgenommen, so beginnt der erste Track „The Desert – Riding The Ryad“, das es auf nahezu 13 Minuten bringt. Nach wenigen Momenten entwickelt sich - durch den Sound und die Harmoniefolgen - eine gewisse ägyptische Stimmung, die gut zu dem Thema passt. Man hat als Hörer das Gefühl in eine unbekannte Welt einzutauchen. Das Stück entwickelt sich auch im Laufe der Zeit und nimmt an Fahrt auf, was durch den Einsatz der Sequenzerrhythmen hervorgerufen wird. Jetzt wird dieser Track auch zu einem hypnotischen Stück und man kann in diese Sounds förmlich eintauchen. Das ist Wave World, wie ich sie mag. Je länger der Titel dauert, umso rhythmischer wird er, denn nun kommt auch noch Schlagzeugprogrammierung mit hinzu.

Ebenfalls hypnotisch, aber mit asiatischem Flair zeigt sich das fünfminütige „Oasis – Mocking Death“. Das liegt vor allem an den Sounds die eher an indische Klangschalen etc. erinnern. Dann folgt mit „Hieroglyphs I – Artefacts“ das mit 24 Minuten längste Stück des Albums. Auch hier beginnen Wave World mit Geräuschen, die dieses Mal an Insekten erinnern. Dazu gesellen sich herrliche Synthiesounds und auch das Theremin kommt wieder zum Einsatz. Dann entwickelt sich das Stück immer mehr und es entsteht eine faszinierende Atmosphäre. Nach acht Minuten Spielzeit geht es dann richtig los, denn der Sequenzer nimmt seine Arbeit auf und auch weitere Rhythmusprogrammierungen sowie die jetzt abgehenden Synthiemelodien bzw. -harmonien lassen diesen Track zu einem Highlight des Albums werden. Zum Ende hin lassen Wave World dieses Stück dann so sanft ausklingen, wie es begonnen hat.

Auch der nicht ganz vierminütige Track „The Tomb – Signs“ ist rhythmisch, allerdings sehr mystisch angelegt. Dann geht es schon fast klassisch mit Streichern in „Hieroglyphs II – The Temple“ weiter. Die erhabenen Sounds passen hier sehr gut zum Thema. Neben glockenartigen Klängen ergänzt im letzten Drittel auch noch ein arienhafter Gesang diese theatralische Stimmung. „Nanowasp DNA“ schließt sich nun an. Hier ist die Namensgleichheit mit dem Stück auf „Tableaux“ augenscheinlich und auch hier werden eher Stimmungen erzeugt. Das ist für mich der schwächste Titel des Albums, denn er spiegelt eher die Stimmung von „Tableaux“, als von „Hieroglyphs“ wider.

Den Abschluss bildet dann das Stück „Hieroglyphs III – Revelation“ das auch mit mehr als elf Minuten zu den Longtracks zählt. Hier sind es vor allem die perlenden Klangmuster, die das Stück zunächst bestimmen. Dann setzt eine wunderbare Synthiemelodie ein und macht aus der Musik ein traumhaftes und mystisches Artefakt. Das Stück entwickelt sich ebenfalls und zeigt die typischen Wave World-Muster und Melodiefolgen, die man auch von früheren Alben her kennt.

Von den beiden in 2011 erschienenen Wave World Alben ist mein eindeutiger Favorit „Hieroglyphs“. Wave World haben gut daran getan die unterschiedlichen Musikstile auf zwei Alben zu verteilen, so kann sich der geneigte Elektronikfreund das für ihn/sie beste Werk aussuchen. „Hieroglyphs“ steht in der Tradition der bisherigen Wave World-Alben und ist allen zu empfehlen, die Elektronikmusik mit Harmoniefolgen, wunderbaren Synthieflächen und Sequenzer gesteuerter Rhythmen mögen. Mir gefällt das Album jedenfalls gut.

Stephan Schelle, Oktober 2011

 
   

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