Visible Breath - Tropospheric
 

Visible Breath - Tropospheric
MellowJet Records (2011)
(8 Stücke, 57:37 Minuten Spielzeit)

Hinter dem Pseudonym Visible Breath steckt der aus Großbritannien kommende Musiker Paul Jaffrey. Er ist 1958 geboren und hat schon einige musikalische Erfahrungen hinter sich. Zu seinen Einflüssen, die ihn bei Visible Breath begleiten, gehören Electronica, „Berliner Schule“, Rock, Nu-Jazz, Ambient, Filmmusik und vieles mehr. Das macht natürlich neugierig auf das Album „Tropospheric“, dem ersten auf MellowJet Records. Zuvor sind aber schon mit „Degrees Of Light“ und „Fuse“ zwei weitere Alben unter Visilble Breath erschienen.

 


Der Name Invisible Breath ist auf klare, knackig kalte Wintertage zurückzuführen, wenn man die Kälte auf der Zunge spürt und den Atem förmlich sehen kann. So unterkühlt stellt sich die Musik von Paul dann aber doch nicht dar, vielmehr schifft er durch die Gewässer von Tangerine Dream, Mike Oldfield und Geoffrey Downes.

Den Einstieg bekommen wir mit „Invisible Spirals“ das zunächst mit herrlichen Sequenzen á la Tangerine Dream (der 80/90’er Ära) beginnt und mit einigen Glockenklängen und Sounds auch die Nähe zu Mike Oldfield sucht. Doch die Keyboard-Passage, die sich dann anschließt, unterstützt von Schlagzeugrhythmus und E-Gitarre erinnert mich stark an das Wahnsinns-Album „The Light Program“ von Geoffrey Downes, ohne das Appeal von Tangerine Dream zu verlieren. Ein absolutes Highlight hat er für mich damit schon an den Anfang der CDR gesetzt. Allein dieser Track lohnt die Anschaffung des Albums. Das Stück dürfte für meinen Geschmack wesentlich länger als knapp sechs Minuten dauern.

Paul hält aber diese Stimmung, die er zu Beginn des Albums erzeugt im folgenden „Electric Anvil“, das mit 13:04 Minuten längste Stück des Albums, aufrecht. Wunderbare Flächen, die sich durch den Hintergrund schieben, werden von Sequenzerrhythmen begleitet, auf denen Paul dann Melodiebögen setzt. Einfach traumhaft. Hier kann ich mich so richtig verlieren. Hatte ich gedacht, die Gänsehaut beim Opener würde sich zurückentwickeln, so kam sie unverblümt bei diesem Stück erneut zum Vorschein. Ich liebe diese Art von Musik.

Und auch eine Spur Pop lässt Paul in seine Musik einfließen, was in „Core Of The Jet“ besonders deutlich wird. Hier klingt er streckenweise auch nach Andy Pickford. Das er auch sphärische, spacige Elektroniksounds auf der Pfanne hat, das zeigt Paul im fast 13minütigen „Heavy Sodium Sky“. Nach den ersten atmosphärischen fünf Minuten legt er aber den Schalter der Sequenzer um und ein retromäßiger Sound mit einem hypnotischen Rhythmus perlt aus den Boxen. Das Stück entwickelt sich weiter zu einem mitreißenden Track mit herrlicher Melodie.

Paul Jaffrey schafft es mit bekannten Klängen zwischen Tangerine Dream, Mike Oldfield und Geoffrey Downes den Hörer fest für sich einzunehmen. Die Musik hat eine ungeheure Suchtwirkung auf mich. Wer die vorgenannten Künstler mag (die Nähe zu Oldfield ist allerdings nicht so frappierend), der kann sich dieses Album getrost zulegen, er/sie wird ihre helle Freude daran haben. Dieses Album macht definitiv Appetit auf mehr.

Stephan Schelle, März 2011

 
   

CD-Kritiken-Menue