TMA - SynthsOrganics
 

TMA - SynthsOrganics
SynGate (2011)
(7 Stücke, 70:10 Minuten Spielzeit)

TMA, das wissen die Freunde der elektronischen Musik mittlerweile, steht für Torsten M. Abel, der neben seinen Soloscheiben auch Kollaborationen mit zum Beispiel Alien Nature aka Wolfgang Barkowski eingegangen ist. Das neue Werk von Torsten ist Ende 2011 bei SynGate als CDR erschienen und trägt den Titel „SynthsOrganics“. Der Titel ist ein Wortspiel und lässt vermuten, dass organische (also von analogen Instrumenten erzeugte) sowie synthetische Klänge aufeinander treffen.

 


Schaut man in das Booklet, dann erkennt man, dass auch wieder Torstens Freund Martin Rohleder mit von der Partie ist. Er steuert bei vier der sieben Tracks sein homogenes und atmosphärisches Gitarrenspiel bei. Daneben sind aber auch noch weitere musikalische Gäste an Bord, wie etwa Jens Mechler, der bei „Didge On The Ridge“ Didgeridoo und Bullroarer (was immer letzteres auch sein mag) spielt. Und auch Stimmen sind zu finden, die im Stück „Ghost Whispers“ von Sonemark beigesteuert werden.

Torsten hat auf der CD ein Sammelsurium von verschiedenen Tracks zusammengestellt, die aus verschiedenen Zusammentreffen mit Musikern resultieren. So stammt das eröffnende „Modulus I“ vom Modular Synthesizer Meeting 2011, das Torsten zusammen mit Marcel Dude eingespielt hat. Flirrende Synthiesounds treffen in diesem fast 17minütigen Track zunächst auf einen Sequenzerrhythmus. Aus dem Hintergrund schieben sich dann langsam weitere Klänge nach vorn und man hat das Gefühl etwas wachsen zu sehen. Das passt aus meiner Sicht sehr gut zu dem Cover, auf dem synthetische Pflanzen zu sehen sind. Das Stück entwickelt sich sanft weiter und bewegt sich so im Fahrwasser der „Berliner Schule“ á la Klaus Schulze. Sehr harmonisch gehen die beiden Musiker dabei zur Sache und lassen den Klängen und Strukturen Zeit sich zu entfalten. Spätestens wenn auf diesem Untergrund die Synthies eine Melodie- bzw. Harmonielinie legen, entwickelt das Stück eine hypnotische Wirkung.

Den zweiten Track „Ghost Whispers“ hat Torsten zusammen mit Frank Makowski eingespielt. Auf treibende, tuckernde Sequenzer auf denen später herrliche Synthieflächen gelegt werden flüstert Sonemark einen Text, der so etwas gespenstisches hat. Weniger melodisch als viel mehr atmosphärisch zeigt sich dieses Stück. Der Titel ist, wie ich finde, gut gewählt.

Auch wenn der Track „Modulus II“ auf eine Fortsetzung der Zusammenarbeit mit Marcel Dude hindeutet, so hat dieser zweite Teil doch wenig mit dem Opener der CD zu tun. Es handelt sich dabei um eine Liveaufnahme, die am 07.05.2011 auf Burg Satzvey beim Satzvey Castle-Festival mitgeschnitten wurde. Zusammen mit Martin Rohleder an der E-Gitarre, der auch als Martinson firmiert, hat Torsten diesen Track im Mai in der Eiffel aufgeführt. Flirrende Synthies und herrliche Flächen eröffnen diesen wunderbaren Track. Das ist Balsam für die Seele. Ganz langsam entwickelt sich der Track immer weiter und entfaltet so seine pulsierende Wirkung vor dem Ohr des Hörers. Es dauert etwas mehr als fünf Minuten bis dann auch Martin in die Saiten greift und im Stile von Manuel Göttsching die ersten Klänge auf seiner Gitarre hinzufügt. Im letzten Drittel wird die Gitarre dann auch noch ein bisschen rockiger. Torsten und Martin gehen eine sehr passende Verbindung miteinander ein, so wie ich es sehr mag.

Im nächsten Track „Didge On The Ridge“ kommt dann mit dem Didgeridoo ein Instrument zum Einsatz, das in der Elektronikmusik und auch generell eher nicht so häufig zu hören ist. Schon zu Beginn des Stückes ist das australische Instrument mit seinen tiefen, eindringlichen Tönen zu hören. In dieser Phase hält sich Torsten an den Synths noch sehr zurück und überlässt für fast eine Minute Jens das Feld. Doch dann schweben die synthetischen Klänge langsam aus der Ferne heran und bilden zusammen mit dem Didgeridoo eine mystische Melange. Dieses Stück ist eher ambient gehalten, auch wenn es später einen Rhythmus erhält. Dieser ist aber sehr akzentuiert und klingt dabei sehr ethnisch. Ich stelle mir dabei ferne Länder wie den australischen Busch oder die afrikanische Steppe vor. Nach gut vier Minuten kommt ein unwiderstehlicher Rhythmus hinzu, der den Hörer förmlich an den Boxen fesselt. Die Synthieflächen erinnern mich dabei ein wenig an amerikanische Musiker wie Steve Roach. Und auch Martin Rohleder stimmt in diese Atmo mit passenden Gitarrenlicks ein.

Es folgt das zunächst futuristisch wirkende und dann in Richtung Robert Schroeder abschweifende Stück „Dreamland“, das zusammen mit Martin Rohleder entstanden ist. Dem Coverdesigner Steven Barber hat Torsten das Stück „Steve And The Art Of Creating Friendship (Moments 2011)“ gewidmet. Auch hier agiert Torsten zusammen mit Martin. Das Stück hat eine verträumte Melodie die sich in einem rhythmischen Gewand wieder findet, das dass Stück radiotauglich macht. Die Melodie geht sofort ins Ohr. Den Abschluss bildet dann „Dan's Feeling“, das zusammen mit Danny Richter entstanden ist. Der Track ist auch auf der CD „Feeling Home“ von Dan Rich zu finden. Geräusche wie aus einem Moor und elektronisch erzeugte Hupgeräusche erklingen am Anfang des Stückes. Dann kommt ein pulsierender Beat hinzu, der den Track in einen sanften Techno/Trance-Bereich schiebt. Die aufkommende Melodie erinnert mich dann aber streckenweise sehr stark an die britische Band New Order.

„SynthsOrganics“ ist ein sehr schönes Elektronikalbum geworden, bei dem Torsten seinen vertrauten Sound mit weiteren, für ihn ungewöhnliche Klänge und Instrumente verbindet. Das macht das Album sehr abwechslungsreich. Mir hat das Album gut gefallen, daher kann ich es auch uneingeschränkt empfehlen.

Stephan Schelle, Dezember 2011

 
   

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