TM Solver - Auscultare
 

TM Solver - Auscultare
SynGate (2013)
(6 Stücke, 77:34 Minuten Spielzeit)

Auch TM Solver, der mit bürgerlichem Namen Thomas Meier heißt, íst zwar für mich bisher ein Unbekannter gewesen, doch macht der studierte Elektrotechniker schon lange Musik und bringt diese seit dem Jahr 2008 (sein Debüt hieß „Tranquilizer“) unter dem obigen Pseudonym heraus. Sein neuester Output nennt sich „Auscultare“. Der Albumtitel kommt aus dem lateinischen und bedeutet soviel wie „genaues Hinhören“, und das sollte man bei Musik ja immer machen.

 


In den 80’er Jahren hörte Meier nicht etwa die Radiosendung „Schwingungen“, sondern hatte für sich immer beim Sender Freies Berlin die Spartensendung „Tendenz Progressiv“ auf dem Programm, in der auch Elektronik zu hören war. Das führte dazu dass er nicht nur von Künstlern wie Tangerine Dream und Klaus Schulze sondern auch von Can und Thomas Dolby inspiriert wurde.

Musikalisch bietet TM Solver auf „Auscultare“ elektronische Musik, die in Richtung „Berliner Schule“ weist. Allerdings hat Thomas auch eine ganz eigene Handschrift und übernimmt nicht einfach die Sounds der großen Vorbilder. Das vorliegende Album ist wieder ein Klang-Konzept, welches sich stärker an dem Stil der Berliner Schule anlehnt. In dem  Stück „Magno Cum Tempore“ wird der GRP A4 analog Synthesizer erstmalig, in meiner Produktion eingesetzt. Das Stück „Cum Tempore“ ist aus den Klängen, die ich für das Wellenfeld-Synthese-System bei der CTM im Januar in Berlin gemacht habe, entstanden.

Gestartet wird mit „Funky Planet“, das es auf 15 Minuten Spielzeit bringt. Sehr schöne melodische Flächen durchziehen den Raum und werden von ungewöhnlichen, fesselnden Rhythmusmustern unterlegt. Damit erweitert Thomas den Sound der „Berliner Schule“ um eigene Elemente. So ein bisschen geht das auch in Richtung Broekhuis, Keller & Schönwälder. Sehr schön entwickelt sich dieser Track und zieht den Hörer immer tiefer in TM Solver’s Klangkosmos hinein.

Recht mystisch beginnt „2012 A 14“, so wie ein Science Fiction-Soundtrack. Doch nach etwas mehr als einer Minute schälen sich dann die Harmonien heraus und synthetische Nebelschwaden durchziehen den Raum. Das klingt wirklich sehr gut.

In „Sine Tempore“ kommen außergewöhnliche Sounds, die nach asiatischen Klangröhren klingen, zum Einsatz. Das hat was noch mystischeres. Darauf werden dann von Thomas einige Melodiebögen gesetzt, so dass das Stück gemächlich aber stetig nach vorn schreitet. Ich kann nicht sagen was genau die Faszination des Stückes ausmacht, aber es fesselt.

„Cum Tempore“ klingt wie für ein Planetarium gemacht. Während ich die Musik höre, kann ich mir gut vorstellen, wie die Sternbilder und Planeten an der Kuppel eines Planetariums an mir vorbeiziehen. Und obwohl „Magno Cum Tempore“ rhythmischer als der Track zuvor ist, so geht für mich die Reise bei diesem Stück doch auch im Planetarium weiter. In den ersten zehn Minuten entwickelt sich das Stück nur sehr langsam, was eine etwas monotone Stimmung aufkommen lässt. Erst in den letzten gut sieben Minuten wird dies etwas anders.

Mit dem 19minütigen „Maximo Cum Tempore“ beendet Thomas Meier dann seine neueste CD. Zum Teil wirkt dieses Stück recht hymnisch. Nach nicht ganz einer Minute Spielzeit lässt Thomas eine Melodie aufkommen, die Songorientiert angelegt ist. So ein wenig erinnern mich einige der Harmonien und Sounds (nicht der Rhythmus) an John Carpenter-Soundtracks. Das ist aber ein sehr weit hergeholter Vergleich. Der Track geht gut ins Ohr und verbreitet eine angenehme Stimmung.

Mit „Auscultare“ ist Thomas Meier aka TM Solver eine gute Veröffentlichung im Elektronikbereich gelungen. Wer harmonische Elektronikmusik mit leichten Anleihen an die „Berliner Schule“ mag, der liegt hier genau richtig.

Stephan Schelle, Januar 2014

 
   

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