Thomas Kagermann – Im Reich von dieser Welt Der Multiinstrumentalist Thomas Kagermann (Tasteninstrumente, Violine, Flöten, türkische Tambura, akustische Gitarre, Bass, Stimme, Gesang) ist vor allem den Freunden elektronischer Musik in den letzten Jahren durch seine Zusammenarbeit mit Broekhuis, Keller & Schönwälder bekannt geworden. Seine musikalische Wurzeln reichen allerdings weit in die 70’er Jahre zurück. Die älteren Rockfreunde werden noch wissen, dass er Gründer/Mitglied der deutschen Folkrockbands Fiedel Michel und Falckenstein war. Daneben hat er aber auch mit zahlreichen bekannten Musikern wie Klaus Schulze, der Andreas Vollenweider-Band, Jan Akkermann, Jaki Liebezeit oder Nippi Noya zusammengearbeitet. |
|
|||
Thomas
Kagermann, der sich selbst als „Liedpoet“ bezeichnet, spielt auf dem
neuen Album wieder mit bildhafter, gesanglicher, ausdrucksstarker Sprache.
In der Tat kommen seine Texte sehr poetisch rüber, was vor allem auch daran
liegt, das Thomas eine besondere Art hat, die Texte zu interpretieren. Das
klingt oft sehr liebevoll aber auch nostalgisch. Man hat ein ums andere Mal
das Gefühl, die Texte seien im 19. Jahrhundert entstanden. Wenn
man sich das wunderbar gestaltete Booklet anschaut, dann erkennt man aber,
dass Thomas nicht alle Texte selbst geschrieben hat. Er hat unter anderem
das bekannte deutsche Volkslied „Am Brunnen vor dem Tore“ neu
arrangiert. Drei Strophen des Originaltextes hat er zwar übernommen und um
einige erweitert, doch die musikalische Umsetzung ist komplett neu und
bisher ungehört. Daneben hat er noch Texte von Gabriel Seidl („Die
Uhr“), Heinrich Heine („Die Loreley“) und das Traditionell
„Schneegebirge“ sowie den Pete Seeger-Song „Where Have All The Flowers
Gone“ neu interpretiert. Dabei hat er seine ganz eigene Handschrift über
die Songs gelegt. Eingespielt
hat Thomas das komplette Album allein. Einzig seine Frau Eva, die hier den Künstlernamen
Kleito trägt, hat bei dem Stück „Alles ist Eins“ einige
Gesangspassagen übernommen. Die
Musik auf dem Album würde ich als Ambientfolk umschreiben, denn Thomas
Kagermann schafft wunderbare Atmosphären durch die leicht folkigen Melodien
und die sanfte Gesangsstimme. Das wird gleich beim eröffnenden „Am
Brunnen vor dem Tore“ deutlich, das für mich zu den Highlights des Albums
zählt. In Singer/Songwriter-Manier mit einem leicht jazzigen Anstrich
erstrahlt dann „Roter Mond“. Neben Akustikgitarre setzt Thomas auch am
Ende seine Violine äußerst passend ein. Das hat auch etwas von
Zigeunermusik, was ein Qualitätsmerkmal darstellt. Eindringlich
zeigt sich die Kombination von Violine und Gitarre bei „Alles ist Eins“,
ebenfalls eines der Highlights des Albums. Am Ende des Stückes bringt dann
Eva Kagermann alias Kleito einen unter die Haut gehenden Backgroundgesang
ein, in dem sie ihre Stimme als Instrument einsetzt. Das
Instrumental „Gold“ sticht aus dem Album heraus, da hier Thomas nur am
Klavier agiert. Er setzt dabei Klangtupfer sehr akzentuiert ein, die
insgesamt dann wiederum eine Melodie ergeben. Das ist aber so zart
dargeboten, das man sich so auf die Musik konzentriert und eine Stecknadel
fallen hören würde. Ein sehr ruhiges Stück, bei dam man in sich versinken
kann. Gleiches gilt für das 1:39minütige Instrumental „Silber“. Durch
den lang gezogenen Gesang erstrahlen Stücke wie „Die Loreley“ in einem
ganz besonderen Licht. Leichter und luftiger zeigen sich dann aber Songs wie
„Der Wind weht wo er will“. Dieser Song hat wieder einiges an
folkloristischen Momenten zu bieten. Bei dem Pete Seeger-Song „Where Have
All The Flowers Gone“, der bei Kagermann „Sag mir wo die Blumen sind“
heißt und in deutsch auch schon von Juliane Werding und Hannes Wader
interpretiert wurde, hat er die Melodie beibehalten, interpretiert sie aber
in seiner ganz eigenen Art. Dadurch bekommt der Song eine ganz neue Note. Mit
„Im Reich von dieser Welt“ ist Thomas Kagermann ein sehr schönes Album
gelungen das sehr ambienten Folk- bzw. Singer/Songwriter-Stücke enthält.
Ein kleines Manko hat das Album allerdings. Der lang gezogene Gesangsstil
sorgt bei einer Spielzeit von 72 Minuten nur für wenig Abwechslung. Nichts
desto trotz aber ein sehr empfehlenswertes Album des Multiinstrumentlisten
und Sängers. Stephan Schelle, April 2016 |
||||