Tangerine Dream – Live At The Tempodrome Berlin (DVD)
e@stgate (2006)

Nach “Dante’s Inferno” kommt mit der DVD “Live At The Tempodrome Berlin” Ende 2006 gleich ein zweiter Konzertmitschnitt von Tangerine Dream auf den Markt, der am 21.09.2006 im Rahmen des 40jährigen Bühnenjubiläums entstanden ist. Im Berliner Tempodrome traten Edgar und Jerome Froese zusammen mit Iris Camaa (Perkussion, Codo- und V-Drums), Linda Spa (Saxophon, Flöte, Keyboards und Didgeridoo), Thorsten Quaeschning (Keyboards und V-Drums), Gerald Gradwohl (elektrische und akustische Gitarre) und Bernhard Beibl (elektronische Violine, elektrische und akustische Gitarre) auf.

Zu Beginn betritt Edgar die Bühne, die noch mit einem Vorhang verdeckt ist und spielt einige Töne auf einer Mundharmonika. Nach wenigen Momenten fällt der Vorhang, die Bühne mit den Musikern wird sichtbar und der typische Tangerine Dream-Sound erklingt. Ich konnte zwar leider nicht im September 2006 in Berlin dabei sein, aber mir geht schon bei diesem Anblick das Herz auf.

Und wie man es für ein derartiges Jubiläum erwarten darf, präsentierte dieses Lineup einen Querschnitt aus 40 Jahren Tangerine Dream. In dem mehr als zweieinhalbstündigen Konzert zelebrieren sie Klassiker wie „Poland“, „Das Mädchen auf Treppe“, „Warsaw In The Sun“, „Tangram Part 1“, „Stratosfear“, „Melrose“ und „Streethawk“ um nur einige der 30 Titel zu nennen. Während des kompletten Konzertes laufen auf drei im Bühnenhintergrund leicht versetzten Bildschirmen Computeranimationen ab, die sehr ansprechend für das Konzert erstellt wurden. So sieht man beispielsweise immer wieder einen Truck, der neben dem Nummernschild 1967 auch die Zahl 40 trägt. Und in einigen Einstellungen ist sogar der Bandname auf dem Truck zu lesen.

Sound und Bild sind gut, allerdings kommt mir die live eingespielte Perkussion von Iris Camaa und Thorsten Quaeschning doch etwas dünn rüber. Ich hatte das Gefühl, als kämen die Hauptrhythmen aus der Drummachine. Leider ist auch das Bild an einigen Stellen nicht ganz synchron zum Ton. An einem Beispiel wird das deutlich, wenn Linda Spa am Bühnenrand steht und Saxophon spielt. Während sie Luft holt, ist der Saxophonsound noch zu hören. Das tut dem wirklich guten Gesamtbild aber keinen Abbruch, denn mit dieser DVD haben Edgar & Co. das bisher beste Bildmaterial aus ihrem Fundus veröffentlicht.

Diese DVD ist ein absolutes Muss für jeden Elektronik- bzw. Tangerine Dream-Fan. Auch wer ihre Musik ab den 90’ern nicht mehr ganz so gut findet, kommt hier durch die Interpretation älterer Stücke auf seine Kosten. Endlich gibt es Konzertmitschnitte der Elektronikpioniere. Ich hoffe nur, dass noch einige folgen werden, wie zum Beispiel vom Mars Polaris-Konzert während der Osnabrücker KlangArt aus dem Jahr 1999.

Stephan Schelle, Februar 2007

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