Tangerine Dream – Dante’s Inferno (DVD)
e@stgate (2006)

Lange mussten wir warten, aber jetzt ist es soweit, der Mitschnitt des Tangerine Dream-Konzertes aus August 2002 liegt endlich vor. „Inferno“ ist der erste Teil der Tangerine Dream-Trilogie zu Dante Alighieri’s „La Divina Commedia“ („Die göttliche Komödie“). Und am 23. und 24. August 2002 führten Edgar und Jerome Froese zusammen mit Iris Camaa (Perkussion und Gesang) und den Sängerinnen Jayney Klimek, Barbara Kindermann, Claire Fouquet, Jane Monet, Bianca Acquaye und Diane Miller diesen Part im Rahmen der Eiffel Festspiele auf Burg Niddegen auf.

Mit dieser Interpretation gingen die beiden Froeses neue Wege, denn der typische Tangerine Dream-Stil wird hier mit klassischen, opernhaften Elementen verknüpft. Ich war damals live dabei, als die Elektronikformation vor der mittelalterlichen Kulisse ihr ungewöhnliches Werk aufführte. Die DVD zeigt fast das komplette Konzert. Die in italienisch gesprochene Einführung fehlt zwar, ansonsten sind die Stücke aber alle komplett zu hören und zu sehen.

Optisch wird einiges geboten. Überzeugten schon die Sängerinnen durch ihre sehr opulente, an den venezianischen Karneval erinnernde Kostümierung, so sind sie mit der Kamera noch deutlicher eingefangen worden. Auch die Licht-, Nebel- und pyrotechnischen Effekte kommen sehr gut rüber. Allerdings haben Edgar & Co. nicht nur einen reinen Konzertmitschnitt zusammengestellt, sondern mehr einen Konzertfilm erstellen lassen. Dieser Eindruck wird vor allem durch die Bildeffekte sowie den Ein- und Überblendungen erzeugt. An einigen Stellen habe ich aber das Gefühl, dass die Musik bzw. der Gesang nicht 100% synchron ist. Das kann den guten Gesamteindruck aber in keinster Weise schmälern.

Während Edgar und Jerome im Verlauf des Konzertes recht ernst wirken (die Sängerinnen sind durch Masken verkleidet) scheint Iris Camaa hinter ihren Perkussionsinstrumenten unbändigen Spaß zu haben. Auch im Bonusmaterial ist zu erkennen, welch ein impulsiver und fröhlicher Mensch sie ist. Das macht richtig Spaß ihr zuzuschauen.

Neben dem 83minütigen Konzert befindet sich auch noch Bonusmaterial auf der DVD. Zum einen sehen wir im Rehaersal-Bereich einige Aufnahmen während der Anreise, dem Soundcheck, etc, zum anderen gibt es bei „Dressing Room“ Aufnahmen aus der Umkleidekabine und beim „Waldtanz“ sehen wir Aufnahmen der Sängerinnen, wie sie sich Feengleich in ihren Kostümen über eine Wiese bewegen. Als weiteren Bonus gibt es dann noch einen Interviewpart, in dem neben den Froeses auch die weiblichen Mitstreiter zu Wort kommen. Dieser Part ist allerdings in Englisch gehalten und bietet leider keine Untertitel.

Mit dieser DVD-Veröffentlichung hat das lange Warten auf einen richtigen Konzertmitschnitt von Tangerine Dream endlich ein Ende. Eine tolle DVD, die ich jedem TD-Fan empfehlen kann. Allerdings sollte er auf die ungewöhnliche Musik gefasst sein. Und wer mehr auf den typischen Tangerine Dream-Stil steht, der kommt mit der gleichzeitig erschienenen DVD „Live At The Tempodrome Berlin“ voll auf seine Kosten.

Stephan Schelle, Februar 2007

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