Sunya Beat – Comin’ Soon
 

Sunya Beat – Comin’ Soon
Herzberg Verlags-GmbH (2006)
(8 Stücke, 76:38 Minuten Spielzeit)

Zwar ist die CD „Comin’ Soon“ von Sunya Beat schon fast zwei Jahre alt, jedoch ist sie es trotzdem Wert, noch einmal besprochen zu werden. Der Grund liegt zum einen in der Qualität der Musik und zum anderen an der Tatsache, dass mir Axel Manrico Heilhecker die Scheibe während des Satzvey-Castle-Festivals am 19.04.2008 das Teil in die Hand gedrückt hat. Im Übrigen gab es auch bei dem Festival einige Stücke von dem Album beim Auftritt von Harald, Steve und Axel zu hören.

Sunya Beat ist das Projekt von dem Schlagzeuger der Elektronischen Musik, Harald Grosskopf (von ihm stammt das Stück „So weit, so gut“, das jahrelang die Titelmusik der Radiosendung Schwingungen darstellte), der bei den Mitschnitten Drumkit, Trashdrum (was immer das auch ist) und Djembe spielt, Axel Manrico Heilhecker (Gitarre, Loops) und Steve Baltes (Keyboards, Sequence Mix, Loops).

 

 


Dieses Powertrio (anders kann man die drei wohl nicht beschreiben) hat auf dem Album Livemitschnitte von Konzerten des Burg Herzberg Festivals, dem Ricochet Gathering in Polen und dem E-Live im niederländischen Eindhoven versammelt. Herausgekommen ist der Versuch die Power der drei Musiker auf einen Silberling zu bannen.

Live, davon konnte ich mich bereits zwei Mal überzeugen, sind die Jungs einfach eine Wucht, da sie eine unbändige Energie in ihrem Sound transportieren, der sich auf den/die Besucher überträgt. Ob das auch auf CD so rüberkommt? Ja, es funktioniert. Davon kann man sich in acht Kostproben, deren Laufzeiten zwischen 4:08 und 14:57 Minuten dauern, überzeugen.

Los geht es mit „Am Anfang“. Wer kennt nicht die Anfangssequenz von dem Film Blade, bei dem eine Horde Vampire in einem Keller eines Schlachthofes zu treibenden Technorhythmen tanzt. Genau diesen hypnotischen Spirit versprüht auch der Opener, allerdings in einer etwas gemäßigteren, wenn auch nicht minder ekstatischen Version. Neben den hypnotischen Beats von Steve und Harald spielt Axel eine sägende, treibende Gitarre.

Im folgenden „Bond’s Off“ – man kann es bei dem Titel schon fast erahnen – handelt es sich um das James Bond Thema, das die drei mit treibenden Rhythmen und Beats ausgestattet haben, die klar im Vordergrund stehen und mit zusätzlichen Flächen versehen sind. Dagegen wirkt „Lys Trois“ eher Blues orientiert mit einigen verspielten experimentellen Gitarrenparts. Der Rhythmus ist hier etwas versetzt angelegt und klingt dadurch wie ein Gegenpol zu den Harmonien. Im späteren Verlauf wird es dann noch sehr sphärisch durch die Keyboardpassagen von Steve, um dann wieder in den Eingangsstil zu münden.

Bei „Sierra Nostra“ treiben sich Harald und Axel gegenseitig an, unterlegt von Steves Electronics. Aber auch hier kommen wieder Passagen zum Tragen, in denen Steve seinen Electronics einigen Freiraum lässt, während sich die anderen beiden zurückhalten. „Landmarke 3“ klingt durch seine etwas metallischen Sounds und sphärischen Töne etwas düster. Hier spielen die drei mit Stimmungen, psychedelischen Soundeffekten (hat manchmal etwas von den frühen Pink Floyd), streckenweise monoton dahin schreitenden Rhythmen sowie mit der Lautstärke. Der Sound vernebelt einem fast die Sinne.

Mit „Skies Unlimited“ kommt eine fernöstliche Stimmung auf, bei der Axel seine E-Gitarre wie einst Manuel Göttsching bei Ash Ra zum klingen bringt. Ebenfalls ein Titel der einem den Verstand raubt, weil man sich beim Hören langsam in einen Trancezustand fallen lässt. Dann kommt mit „Delhi Slide“ der Hammer. Der Song versprüht ebenfalls diese fernöstliche, in diesem Fall indische, Atmosphäre. Das liegt vor allem an der Perkussion und der E-Gitarre. Auch von dieser Track nimmt einen von der ersten Sekunde an gefangen. Wenn nach ca. drei Minuten der Rhythmus zunimmt, kann man zudem den Körper nicht mehr ruhig halten.

Mit „Gamma Weg“, das zunächst mit Pianoklängen beginnt und dann mit Axel’s Gitarrenarbeit im Stile eines Carlos Santana fortgeführt wird, endet dieser rundum gelungene Silberling. Auch Keyboardklänge, die durch ihren Harfensound an einen Andreas Vollenweider erinnern, finden sich in dem gelungenen Endtrack wieder.

Wer rhythmische Musik mag, der liegt mit dieser hypnotischen Scheibe mehr als richtig. Zwar werden Sunya Beat im Elektronikbereich angesiedelt, aber irgendwie stehen sie mit ihrer Musik zwischen mehreren Bereichen, denn auch Space-, Psychedelic-, Tribal-, Krautrock, Trance, Ambient und Weltmusik sind in ihren Stücken zu finden. Sie auf irgendeine Musikrichtung festzulegen, würde daher ihrer Musik nicht gerecht. „Comin’ Soon“, ein Album mit hohem Empfehlungswert, auch wenn es schon zwei Jahre auf dem Buckel hat (aber was sind schon zwei Jahre?).

Stephan Schelle, April 2008

 
   

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