Stefan Erbe - Legacies
 

Stefan Erbe - Legacies
Eigenvertrieb, (2014)

(
13 Stücke, 71:51 Minuten Spielzeit)

Das 24. Album des Hagener Elektronikmusikers Stefan Erbe heißt „Legacies“ und trägt den Untertitel „20 Years Of Electronic Music“. 20 Jahre sind eine lange Zeit und da macht es schon mal Sinn, auf diesen Zeitraum zurückzublicken. Das macht Stefan Erbe auf „Legacies“ auch, ohne aber ein „Best Of“-Album zu veröffentlichen oder eine Retrospektive zu erstellen. Vielmehr will er mit dem neuen Werk die letzten beiden Jahrzehnte auch aus einem anderen Blickwinkel beleuchten.

 

 


Er selbst hat sich dabei die Fragen gestellt: „Wie hätte meine Musik mit den heutigen technischen Möglichkeiten damals geklungen und wie würde meine Musik wohl klingen, hätte ich vor kurzem erst mit dem Produzieren begonnen? Hätte ein Blick aus der Vergangenheit in die Zukunft anders ausgesehen, wenn ich damals gewusst hätte, was alles noch kommen würde?“

Herausgekommen ist ein sehr schönes Album, das wieder die für Erbe typischen Sounds und Rhythmen enthält und sich wie gewohnt in der Schnittmenge aus Electronica, Ambient- und traditioneller Elektronikmusik bewegt.

Mit elektronischen Vogelstimmen beginnt das eröffnende Stück „Daystarter“, das dann wie ein sonniger Morgen langsam beginnt und dann durch einen leicht stampfenden Rhythmus in den Alltag überleitet. Hier ist aber der Alltag nicht negativ gemeint, vielmehr hat Stefan Erbe einen typischen Tagesbeginn vertont, der mit langsamem Erwachen beginnt und dann in den pulsierenden Werktag übergeht.

Mit sanftem Rhythmus und herrlicher Melodielinie zeigt sich „This City Never Sleeps“, das wie eine Autofahrt durch eine Großstadt wirkt. Stefan Erbe hat auf dem Album Stücke versammelt, die für ihn typische Rhythmusmuster aufzeigen. Mit weiten Flächen und einem im Hintergrund liegenden Bass beginnt „Insight Error“. nach wenigen Momenten kristallisieren sich eine Melodielinie und ein Rhythmus heraus und das Stück nimmt Fahrt auf, so wie ein Zug. Und der Rhythmus zeigt sich in der Tat von der Seite, als würde man über Schwellen fahren. Vor allem aber im letzten Drittel mit den perlenden Synthies und dem E-Gitarren-Sound gefällt mir der Titel, der wie eine Endlosschleife von Harmonien mit zarten Variationen klingt, am besten.

„Clocked Analog“ kommt mit einem schwerfälligen Rhythmus daher. Und genau dieser ist es, der den Track ausmacht. Stefan spielt darüber seine typischen Melodiebögen. Dem Titel entsprechend zeigt sich „Open The Sky“ von seiner schwebenden Seite. Die Melodie übernimmt hier eine Pianolinie. Erst nach gut der Hälfte spendiert Stefan dem Stück einen sanften Rhythmus. Die anderen Stücke bieten ebenfalls den typischen Erbe-Sound, der klanglich wieder fett aus den Boxen kommt. Das ist der gewohnt hohe Qualitätsstandard. Das ist zum größten Teil Musik für die Fahrt durch die Großstadt.

Auch mit seinem neuesten Werk, mit dem Stefan Erbe 20 Jahre und 24 Alben resümiert, kann der Hagener Elektroniker voll überzeugen. Wer seine rhythmische/melodische Art mag, der macht auch mit diesem Album nichts verkehrt.

Stephan Schelle, Dezember 2014

 
   

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