Stan Dart - Retrospective Richard Hasiba macht seit vielen Jahren unter dem Namen Stan Dart Musik – im Wesentlichen im Bereich der Elektronikmusik. Über die Jahre sind aber auch viele Kooperationen und Arbeiten mit anderen Künstlern entstanden. „Retrospective”, das neue Album von Stan Dart versammelt hier einige über die Jahre entstandene Songs, die sowohl vollkommen neu, in anderen Arrangements oder bisher nur auf Social Media-Seiten veröffentlicht wurden. |
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Das
sechseinhalbminütige Titelstück, mit dem das Album startet, ist ein
komplett neues Stück von Stan Dart. Dieser Track zeigt sich sehr atmosphärisch
mit zunächst schwebenden Klangmotiven. Nach gut 45 Sekunden kommt ein
Rhythmus auf, der aber diese wunderbar schwebende Stimmung nicht
durchbricht, sondern sie eher noch verstärkt. Enigma-artige Sounds und
Rhythmen kommen dann nach ca. anderthalb Minuten auf. Jetzt ist auch eine
verzerrte Stimme zu hören, die einen Text spricht. Insgesamt ein sehr
relaxtes Stück mit Enigma-Anleihen. Das
folgende „Loneliness” ist ein bisher unveröffentlichter Track, der
leichtes Science Fiction-Flair versprüht. Der sanft stampfende Beat treibt
den Track stetig voran, lässt den Hörer dabei aber weiterhin in einer
relaxten Stimmung zurück. Im
Jahr 2018 hat Richard Hasiba mit „Supernova” eine CD veröffentlicht,
deren Musik in Zusammenarbeit mit der ESO (Europäische Südsternwarte)
entstanden ist. Auf „Retrospective” findet sich nun mit „Supernova,
Part II” ein neuer Track, der ebenfalls sehr sphärisch wirkt. Dieser ist
mit Andrea Kubanek entstanden, die dem Stück durch ihr Cello-Spiel eine
besondere Note verleiht. Der Track klingt wie der Soundtrack zu einer
Weltraummission. Auch
der folgende Titel „Berlin (The City Never Sleeps)”, der hier im
Retrospective-Mix vorliegt, ist in dieser Form bisher unveröffentlicht. Der
Sequenzer orientierte Track wurde mit Auszügen aus der Rede von John F.
Kennedy versehen, die er am 26. Juni 1963 vor dem Rathaus Schöneberg in
West-Berlin gehalten hat und die in die Geschichte einging. Auch wenn man
diese Worte schon oft gehört hat, so sorgen sie doch immer noch für Gänsehaut.
Stan Dart hat diese mit einem passenden Rhythmus versehenen, so ist ein
rhythmischer Soundtrack entstanden. In
„Aurora Borealis” (hier im Northern Light Mix) ist wieder Andrea Kubanek
am Cello zu hören. Dieses Mal geht es aber nicht so sphärisch zu wie in
„Supernova, Part II”, dafür sorgt ein New Wave-Rhythmus, der an
Alphaville’s „Big In Japan” erinnert. Daraus wurde aber eine tolle
Kombination. Spacig wird es dann wieder bei „Rings Of Beauty”, das einen
unwiderstehlichen Rhythmus aufbietet, der im Hintergrund hypnotisch wirkt.
Auch die führende Synthmelodielinie hat hypnotische Ausmaße, die sich dann
in fast symphonische Sphären erhebt, bei denen Klänge, die nach einem
Hackbrett klingen, eingestreut werden. Der Classic Mix von „Theme From
Spaceflight” wirkt dann auch sehr klassisch, was an den Pianoklängen
liegt, die sich auf sanften Flächen ausbreiten. „Via
Laboriosa” (im The Lost Mix) ist der erste Song des Albums, denn hier ist
Petra Bonmassar am Mikro zu hören, die diesen mit ihrer sanften Stimme
veredelt. Ihr Gesnag schiebt sich dem Hörer förmlich unter die Haut. In
diesem Song sind erstmals Nähen zu Schiller zu erkennen. Mit
dem Briten Mark Dorricott hat Richard Hasiba aka Stan Dart schon einige
Alben veröffentlicht. Das Stück „Distant Life” (im Deep Space Mix) ist
ebenfalls eine Kollaboration der beiden Musiker. Sehr rhythmisch zeigt sich
das Stück mit einer sehr eingängigen Melodie. Mich erinnert es vom Spirit
ein wenig an Robert Miles‘ „Children”, ohne diesen Titel zu kopieren. „Nichts
anderes zählt” (Sensitive Mix) ist der zweite Song des Albums, bei dem
dieses Mal Stefan Lichtenegger ans Mikro tritt. Dieser Song ist sehr stark
im Schiller-Kosmos verhaftet. Ein toller atmosphärischer Song, der in
deutscher Sprache gesungen wird. Mit „Regarded As Absent” ist dann ein
dritter Song auf dem Album vertreten, der dieses Mal die Sängerin Olga
Wojciechowska präsentiert. Wie auch die anderen Songs, so wandelt Stan Dart
in diesem auf Schiller’s Spuren. Das
abschließende „The Dark Spot” (im Chillout Mix) zeigt mit Ewald Pfleger
einen weiteren Musiker, der dieses Mal mit der E-Gitarre eine neue Note in
den Sound von Stan Dart bringt. Schwebende Synthieflächen und Piano treffen
zunächst auf herrlich eingestreute Gitarrenlicks. Im weiteren Verlauf wird
es dann eine Spur poppiger, wobei die E-Gitarre – ähnlich wie bei Veröffentlichungen
von Peter Mergener – dem Sound eine leicht rockige Note verleiht.
Insgesamt zeigt sich der Track aber von einer sehr relaxten Seite. Mit
„Retrospective” hat Richard Hasiba aka Stan Dart mal wieder eine
hervorragende Sammlung von Stücken zusammengestellt, die bisher in dieser
Form nicht bzw. nur über Social Media-Seiten zu bekommen waren. Alle Stücke
zeigen sich sehr melodiös und tragen, auch wenn Anleihen an andere Musiker
herauszuhören sind, trotzdem Stan Darts Handschrift. Wer seine melodische
Musik mag, kann hier bedenkenlos zugreifen. Ein klasse Album. Stephan Schelle, April 2020 |
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