Stan Dart - Ecclesia Richard Hasiba alias Stan Dart hatte mit seinem letzten Album „Hometown Memories“ seiner Heimatstadt Graz eine musikalische Liebeserklärung abgegeben, da bringt er thematisch im Sommer 2017 mit „Ecclesia“ ein Doppelalbum heraus, bei dem er sich ebenfalls von einem Bauwerk in Graz, nämlich vom Grazer Dom hat inspirieren lassen bzw. hat er auf dem Album diesem Gebäude die Musik gewidmet. Und was soll ich sagen, die CDR hätte aus meiner Sicht eine Veröffentlichung auf einem Majorlabel verdient gehabt, denn qualitativ steht sie in keinem Unterschied zur Musik von Schiller oder Enigma, deren Stilistiken zwischendurch aufblitzen. |
|
|||
„Themen
wie Tod oder das Leiden von Menschen – ob in Kriegsgebieten oder auch im
Leben von Personen, die deine Nachbarn sein könnten – aber auch die unbändige
Freude am Leben selbst, all das findet man in irgendeiner Weise manifestiert
im Gebäude einer Kirche. Diese Themen bilden den Grundstock für meine
Lieder von welchen ich hoffe, dass sie Euch gefallen.“
So ist es im Booklet zu lesen. Mit
dem 6:33minütigen „Ecclesia I (The Church, Part One)“ startet die erste
CD. Als erstes hört man eine Art Ticken in das sich dann eine wunderschöne
Melodie anschließt, die zunächst leichte Soundtrack artige Züge aufweist,
dann aber in einen Part übergeht, der ein wenig an Schiller- und
Enigma-Produktionen erinnert. Damit zeigt sich schon, dass Stan Dart auf dem
Album neben traditioneller Elektronikmusik auch eine gehörige Portion Pop
zu bieten hat. Eine weibliche Stimme verleiht dem ersten Track darüber
hinaus eine sehnsuchtsvolle Atmosphäre. „In
Nomine (In The Name ..)“ beginnt mit einem Segnungswort, das sich anhört,
als hätte es Richard in einer Kirche aufgenommen. Dem lässt er sofort
einen knackigen Rhythmus folgen und baut in die Melodie immer wieder diesen
sakralen Gesang ein, der damit sehr an Enigma erinnert und doch von Richard
perfekt und im eigenen Stil umgesetzt ist. Für mich klingt das um Längen
besser als das letzte Enigma-Album „The Fall Of A Rebel Angel“ aus dem
Jahr 2016. Nahtlos geht es dann mit Stimmen wie aus einem Cafe oder einem
Eingangsbereich in den nächsten Track „Vita (Life)“ weiter, das klar
Schiller artige Züge aufweist. Wieder kombiniert er hier wundervolle
Melodien/Harmonien mit perfekt abgestimmten, teils pumpenden Rhythmen. Dem
Track spendiert er dann auch noch eine Melodie die mit einem Trompetensound
eingespielt wurde und der ihm einen leichten jazzigen, loungigen Charakter
verleiht. Solch einen Track hätte Christopher von Deylen wahrscheinlich
auch gerne auf seinem nächsten Album. Für mich perfekt umgesetzt.
Wunderbar akzentuierte Perkussion (erinnert mich etwas an die
IC-Produktionen von G.E.N.E) und wiederum sakrale Gesänge sowie weite Flächen
und sanfte Melodiebögen ziehen dann durch „Deus Misere (God Have
Mercy)“, das beim Hörer eine entspannte Atmosphäre verbreitet. Dem
folgt dann mit „Malum (The Evil)“ der erste von zwei von Petra Bonmassar
gesungenen bzw. gesprochenen Stücken. Hier weist die Richtung ebenfalls
wieder stark in Richtung Enigma/Schiller. Der Track steht qualitativ denen
von Michael Cretu’s bzw. von Deylen’s Projekten dabei in Nichts nach.
Mit Petra Bonmassar hat Richard eine weibliche Stimme gefunden, die sich
sehr gut in die Songs einfügt. Vor allem wenn sie den Refrain singt kann
sich schnell eine Gänsehaut einstellen. Ich frage mich hier allen Ernstes,
warum diese Musik „nur“ auf einem Elektronik-Indie-Label erscheint (ohne
dem SynGate Label die Qualität absprechen zu wollen), wenn sie so viel
Potenzial besitzt. Elektronische
Musik in Bestform gibt es dann noch in „Hora Trenebrarum (The Dark
Hour)“, bei dem einige Sounds wie Glockenschläge wirken, auch wenn sie
sich nicht so anhören und mit dem Sequenzer eine homogene Verbindung
eingehen sowie in „Ascensus (The Ascent)“ das von düsteren, pumpenden
und flackernden Klängen, die mit einer Art Kirchenorgelsound begleitet
wird, bestimmt wird. „Hiems (Winter In The Hearts)“, mit dem die erste
CD endet, stellt eine Kollaboration zwischen Richard Hasiba und Mark
Dorricott dar. Hier ist es vor allem die Pianomelodie, die das Stück trägt.
Allerdings schlitterte Stan Dart damit knapp an der Kitschgrenze vorbei,
kriegt aus meiner Sicht aber noch die Kurve. Die
zweite CD bietet dann weitere sechs neue Stücke sowie zwei
Instrumentalfassung der von Petra Bonmassa gesungenen Stücke und eine
Alternativversion von „Vita“. Der
erste Track „Lacrimosa Caeli (The Lord Is My Shepherd)“ beinhaltet neben
sakralem Gesang auch einen Text (Psalm 23), der von Universitätsprofessor
Dr. Johann Pock gesprochen wird. Damit bewegt sich auch dieses Stück in
Richtung Enigma. „Exsurge Domine (Arise, O Lord)“ zeigt sich ebenfalls
mit seinen sehnsuchtsvollen Klängen und den sakralen Gesängen von einer
Seite, die zwischen G.E.N.E. und Enigma pendelt. Ein Martinshorn leitet dann
in das Stück „Via Laboriosa (The Ardous Way)“ ein, dass von Petra
Bonmassa gesungen ist und bei mir schon in den ersten Momenten zu einer Gänsehaut
führt, denn besser hätte dieses Stück auch ein Christopher von Deylen
nicht hinbekommen. Was für eine Stimme! Es
folgen ein mit einem pumpenden und tanzbaren Beat ausgestattetes „Vox
Praeterium (Voice From The Past)“ bei dem Lukas Hasiba mitgewirkt hat
(Richard’s Sohn?), ein wiederum sehr rhythmisches „Sanctus“ sowie das
abschließende „Ecclesia II (The Church, Part Two)“, das eine sehr schöne
rhythmische Elektroniknummer darstellt und dass das Album sehr gut abrundet.
Danach kommen noch die drei oben erwähnten Bonustracks. Mit
„Ecclesia“ ist dem Österreicher Richard Hasiba aka Stan Dart ein ganz
großer Wurf gelungen, dem es wie schon Schiller und Enigma gelingt
elektronische Musik und Pop perfekt miteinander zu verbinden. Wer die
vorgenannten Acts mag, der sollte sich unbedingt dieses wunderbare Werk
anschaffen. Es ist zu wünschen, dass Richard Hasiba mit diesem Album eine
größere Hörerschaft findet. Stephan Schelle, Juli 2017 |
||||