Stan Dart - Basilica Der österreichische Elektronikmusiker Richard Hasiba aka Stan Dart hatte im Jahr 2016 mit „Hometown Memories“ eine erste Liebeserklärung an seine Heimatstadt Graz eingespielt. Auch die drei „Murinsel“-Alben hatten ihre Inspiration in Graz. Am 10.04.2021 erscheint nun ein Album mit dem Titel „Basilica“ bei dem Richard musikalisch in die spanische Stadt Barcelona reist und sich im Wesentlichen mit der Architektur von Antoni Gaudi befasst. Ursprünglich sollte das Album in einer „Deluxe Edition“ rauskommen: Doppel-CD, 6seitiges Booklet & Remix-EP auf Vinyl. Leider kam die Finanzierung dieses Projekts nicht zustande. Aus diesem Grund ist das Album nur über seine Bandcamp-Seite zum Streamen und Downloaden erhältlich. |
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Bei
den Stücken des Albums handelt sich um die musikalische Abarbeitung
Richard’s Eindrücke, die er 2019 während eines Aufenthalts in Barcelona
sammelte. Darunter der Besuch der von Antoni Gaudi geschaffenen „Sagrada
Familia“, dem Park Guell und der Casa Mila (La Pedrera). Speziell die
Kirche mit ihrer unvergleichlichen Architektur hat ihn besonders
beeindruckt. Zudem ist Richard generell ein großer Fan von Gaudi und seiner
naturverbundenen Art der Architektur. Die Freundlichkeit und Offenheit
Barcelona’s hat ihn darüber hinaus sehr beeindruckt; es kommt selten
vor, dass man sich an einem - an sich - fremden Ort gleich so wohl fühlt.
Richard
hatte wie viele andere Musiker in der Pandemie-Phase des letzten Jahres viel
Zeit gehabt, um sich mit neuer Musik zu beschäftigen. So konnte er noch
mehr Zeit im Studio verbringen als sonst, und sich ausgiebig durch seine
Erinnerungen „wühlen“ (in Form von Fotos und Videos) und sich intensiv
mit den einzelnen Themen und deren musikalische Ausarbeitung beschäftigen.
Entstanden sind die Stücke dann von März 2020 bis zum Jahresende. Musikalisch
bietet Richard Hasiba wieder melodische Elektronikmusik, die nur so vor
tollen Melodien strotzt. Zwölf Instrumentalstücke und ein von Petra
Bonmassar gesungener Titel umfasst das Album. Dier
ersten Zehn Stücke, beginnend mit dem 6:42minütigen Opener „Sunrise“
finden auf dem ersten Silberling Platz (sofern man sich die Stücke auf CD
brennt). Diese zehn Stücke, mit dem abschließenden „Sunset“, bilden
quasi einen musikalischen Tagesspaziergang durch die spanische Metropole
Barcelonas. Wie ein Frühlingsmorgen sorgen luftige und mit Vogelstimmen
verzierte Sounds für einen wohligen Beginn im Stück „Sunrise“. Nach
gut einer halben Minute kommen die für Stan Dart bekannten Rhythmusmuster
und wunderbaren Sounds auf, denen nach einer Minute Spielzeit ein pumpender
Groove spendiert wird. Das sorgte für eine loungige, positive Stimmung, bei
der man gleich mitwippen muss. Auch kommen in diesem Stück erstmals
angedeutete gregorianische Chorstimmen auf. „Apsis“
nennt sich der 5:28minütige, zweite Track. Hier startet Stan Dart mit einer
Geräuschkulisse, die an einen Vorplatz eines Domes erinnert, denn man hört
Stimmgewirr und Glockenschläge. Nach wenigen Momenten kommen unter die Haut
gehende Flächen und Harmonien auf in die sich dann sakral anmutende Gesänge
mischen. Das erinnert ein wenig an Acts der Marke Enigma und zeigt doch die
Handschrift von Richard Hasiba. Ein sehr schöner atmosphärischer Track. Es
folgt der dritte Track „Antoni And Jose“, den Richard wie folgt
beschreibt: Fiktiv, aber dennoch interessant, ist das Thema hinter
„Antoni and Jose“ in dem ich ein fiktives Treffen von Gaudi mit dem im
Vorjahr verstorbenen (und von mir hoch geschätzten) Musiker Jose Padilla
beschrieb. Was wäre dabei als Song rausgekommen, wenn sich die beiden zu
dem Thema unterhalten hätten ...? Dieses fünfeinhalbminütige Stück
besticht ebenfalls durch eine eingängige Melodieführung und einen
angenehmen Rhythmus, bei dem sich einige Tonfolgen wie Perlen an einer
Schnur reihen. Ein Akkordeon artiger Sound verleiht diesem Stück ein
gewisses Flair. Es
folgen weitere atmosphärische Tracks, die allesamt durch ihre Sounds und
Rhythmusmuster für gute Stimmung sorgen. Mit dem 5:28minütigen
„Waiting“ gibt es dann noch ein von Petra Bonmassar, die bereits bei
vorangegangenen Alben Stan Dart’s beteiligt war, gesungenes Stück.
Richard erklärt den einzigen gesungenen Titel wie folgt: Der Song
„Waiting“ entstand noch in Barcelona - beeinflusst durch eine Führung
durch den Park Guell wo ich zum ersten Mal hörte, dass Gaudi wohl ein
relativ schüchterner Mensch war und sich Zeit seines Lebens dadurch nicht
dem weiblichen Geschlecht zugewandt hatte. Bis auf eine Ausnahme, aber die
Dame war zu der Zeit schon verheiratet ... Ich konnte mir gut vorstellen,
dass es auch für diesen Vielbeschäftigten gelegentlich Zeiten gab, in
denen er sich vielleicht an die Dame erinnerte und über ein anderes Leben
(mit ihr) nachdachte. Petra Bonmassar’s Stimme passt perfekt zu diesem
atmosphärischen Song, mit dem Richard wieder ein sehr schöner Song
gelungen ist, der Popappeal besitzt. Ruhig
und hymnisch beginnt zunächst der letzte Titel des ersten Silberlings
„Sunset“. Man spürt beim Hören quasi wie sich die Sonne in ihrem rötlichen
Antlitz am Horizont verabschiedet, während sie noch die letzten wärmenden
Strahlen aussendet. Das
Kernstück des Albums und erster Track des zweiten Silberlings, „La
Sagrada Familie Parts I-V“, ist ein 30minütiger Track, der in „Part I:
Entering The Basilica“, „Part II: Whispers And Voices“, „Part III:
Past And Present“, „Part IV: Bells Of The Future“ und „Part V:
Leaving The Basilica“ unterteilt ist. Die einzelnen Parts lassen sich
allerdings nicht einzeln ansteuern, was aber auch nicht relevant ist, da sie
insgesamt einen sehr guten Longtrack ergeben, der zum Highlight des Albums zählt.
Dadurch ist aber nicht klar, wo die einzelnen Parts beginnen bzw. aufhören. Ein
langsam anschwellender Ton leitet in diesen Longtrack ein, was einen
gewissen Spannungsbogen erzeugt. Vor meinem geistigen Auge erscheint die La
Sagrada Familia in einem langsamen Kameraschwenk, um zunächst einige
Details zu offenbaren. Dann kommen nach etwas mehr als zwei Minuten
Pianotupfer und Gitarrenähnliche Klangmotive auf, die die Erhabenheit
dieses außergewöhnlichen Gebäudes unterstreichen. Wir haben nun mit
Richard das erhabene Gebäue betreten. Streichersounds
kommen dann nach etwas mehr als sechs Minuten auf und leiten dann in den
zweiten Part über, der ebenfalls die Erhabenheit der Kathedrale musikalisch
umsetzt. Wenig später kommen rhythmische Elemente und tropfenartige Klänge
sowie ein etwas druckvollerer Rhythmus hinzu. Jetzt wird es gar ein wenig
poppig mit leicht rockigem Einschlag, was Spurenelemente von Alan Parsons
aufweist. Auch mischt Richard wieder sakrale Gesangsmotive hinzu. Weitere
Struktur-, Rhythmus- und Melodiewechsel folgen und sorgen so für einen sehr
abwechslungsreichen Longtrack. Der
zweite Track auf diesem Datenträger ist dann das 11:38minütige „Park
Guell“. Zu Beginn hört man – wie schon zuvor im Opener „Sunrise“ -
wieder Vogelstimmen und ein leichtes Stimmgewirr, so als würde man sich in
einem großen Park befinden. Nach etwas mehr als einer Minute wird es dann
durch den Einsatz einer Drummachine rhythmischer. Stilistisch ist Richard
hier im weiten Umfeld von Schiller & Co. unterwegs. Mit
dem 5:42minütigen „La Pedrera“ lässt Richard dann das Album
ausklingen. Der Track ist zunächst sehr orchestral angelegt und bekommt
nach wenigen Momenten akzentuierte Rhythmusmuster. Darauf setzt Richard dann
eine Gänsehaut treibende Melodielinie. Das ist ein sehr schön verträumter
Ausklang aus seinem neusten Album. Richard
hat darüber hinaus noch fünf Remixe mit einer Gesamtspielzeit von 34
Minuten erstellt. Diese bekommen nun alle umsonst dazu, die sein Album
runterladen - quasi als ein kleines Dankeschön seinerseits. Daneben hat er
den Downloads auch noch Grafiken und Infomaterial als Bonusfeatures hinzugefügt,
damit sich der Hörer ein gutes Bild davon machen kann, wie das Album
entstand. Richard
Hasiba aka Stan Dart bleibt seinem hohen Standard auf seinem neuesten Album,
„Basilica“, das den Untertitel „La Sagrada Familia“ trägt, treu.
Wie auf seinen vorangegangenen Werken strotzen die Stücke nur so voller
herrlicher Melodien. Ein klasse Album, das mehr Zuspruch verdient hat. Stephan Schelle, April 2021 |
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