Spyra – Gasoline 91 Octane
 

Spyra – Gasoline 91 Octane
Manikin Records (2008)
(6 Stücke, 62:52 Minuten Spielzeit)

Nachdem Ende 2007 das Doppelalbum „High Phidelity“ von Spyra, auf dem sich einige Livemitschnitte befanden, schon Maßstäbe setzte, legt Manikin Records im April 2008 mit Spyra’s neuem Studioalbum „Gasoline 91 Octane“ ein weiteres Highlight nach. Wolfram Spyra hat einen Stil entwickelt, der gleich beim ersten Ton zu erkennen ist, auch wenn der erste Track „Shirogane“ zunächst Parallelen zu Klaus Schulze aufweist.

Irgendwie macht sich bei mir das Gefühl breit „Einmal Spyra, immer Spyra“. Ist man erst einmal von diesem Virus infiziert, dann lässt er einen nicht mehr los. Aus diesem Grund kann ich die CDs von Spyra alle blind empfehlen und ich kaufe sie mir auch blind. So geht es auch mit der neuen Produktion. Sowohl soundtechnisch wie auch musikalisch bleiben keine Wünsche übrig. Weite Flächen und ein gemäßigter Rhythmus, das sind die Hauptzutaten von „Shirogane“, dem Start in das neue Album.

 

 


Sequenzer orientiert geht es dann bei „Rantum Random“ zu. Langsam entwickelt sich zunächst dieser Zehnminüter, um dann nach etwa zwei Minuten einen treibenden und mitgehenden Rhythmus zu präsentieren. Dazu kommen dann diese typischen Keyboardklänge (Mischung aus Piano und ???), die Wolfram auf einigen seiner Tracks nutzt. Neben wirklich tollen Melodielinien finden sich auch diese unvergleichlichen, manchmal schräg, aber immer passend klingenden Sounds. Dann streut er noch mal eben ein tolles Solo ein und würzt das Ganze mit zirpenden Synthies. „Operation PPG“ bringt es gar auf 16:30 Minuten und beginnt zunächst wie eine Spaceopera, da die Flächen gut zu einem schwebenden Raumschiff in den Weiten des Alls passen. Dieses Stück entwickelt sich langsam aber beständig weiter zu einem Track mit treibendem Beat. Hier möchte man in die Boxen kriechen um den Sound aufzusaugen.

Mit Pianoklängen, wie aus einer halbleeren/halbvollen Bar beginnt „Treskow Bridge“ mit einer sehr melancholischen Melodie. Sobald dieser Rhythmus, der nach echtem Schlagzeug klingt, einsetzt und zusätzliche Keys hinzukommen, wechselt die Stimmung in eine faszinierende Art, die ich nicht beschreiben kann. Ein Track, bei dem man sich einfach wohl fühlt. Mit „Below 20“ kommt dann das längste Stück des Albums, das es auf fast 20 Minuten bringt. Pumpende, pulsierende Sequenzen sowie Sounds, die nach Zuggeräuschen klingen, eröffnen diesen Longtrack. Auf diesem Stück bietet Spyra noch mal alles, was er drauf hat. Tolle Melodien, sanfte Rhythmen, unterschiedliche Stimmungen und Variationen von Klangfarben.

Den Abschluss der CD bildet ein Remix des Titels „Future Of The Past“ mit dem Zusatz „EleKtriK“. Schon auf seinem Debüt im Jahr 1997 („Future Of The Past“) hat Wolfram den Track mit einer Länge von fast 15 Minuten veröffentlicht. Im Jahr 2000 hatte er den ersten Remix des Stückes auf der CD „Homelistening Is Killing Clubs“, das damals den Stil von Spyra mit Anleihen an Klaus Schulze enthielt. Auf dem aktuellen Album hat er den Titel noch einmal herausgeholt und ihm einen ganz anderen Anstrich verpasst. Zum einen ist er jetzt knapp vier Minuten lang und tanzbar, zum anderen könnte man ihn als eine Kombination aus Spyra, Space und Yellow Magic Orchestra bezeichnen. Aber das wichtigste ist, dass der Track in dieser Version ein absoluter Ohrwurm und Hinhörer ist.

„Gasoline 91 Octane“ ist, wie sollte es auch anders sein, ein tolles Album von Wolfram Spyra. Hat der eigentlich mal schlechte Sachen raus gebracht? Ich glaube nicht. Auf der CD gibt es keinen Titel der einen Ausfall darstellt, vielmehr atmen alle die gleich hohe Qualität. Wer Spyra’s Musik mag, für den ist die CD ein Pflichtkauf. Alle anderen sollten auch unbedingt zugreifen, denn der Qualitätsstandard ist wieder recht hoch.

Stephan Schelle, April 2008

 
   

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