Spyce - X-Plorer
 

Spyce – X-Plorer
Edel (30.11.2007)
(16 Stücke, 64:14 Minuten Spielzeit)

Spyce heißt ein neues Projekt, dass sich auf dem Erstling mit der Thematik Perry Rhodan auseinandersetzt. Das Konzeptalbum „X-Plorer“, das den Untertitel "A Trip Through The Universe Of Perry Rhodan - The Scifi-Saga" trägt, stellt eine Mischung aus Elektronik, Rock und Popmusik dar und eine ähnliche Faszination ausströmt, wie das 78’er Album „War Of The Worlds“ von Jeff Wayne. Der Projektname ist ebenfalls im ScienceFiction-Genre angesiedelt, da er an den Roman „Dune – Der Wüstenplanet“ angelehnt ist.

Das Projekt, das von Eckhard Reuter produziert wurde, ist zunächst auf drei Alben rund um Perry Rhodan angelegt. Dabei sollen unterschiedliche Musiker zu Werke gehen. Den Anfang macht ein gewisser Alf M., dessen mysteriöse Identität aber nicht Preis gegeben wird. Neben der Musik beinhaltet das Konzeptalbum, zur Verstärkung der Geschichte, die erzählt werden soll, noch eine Vielzahl von Effekten und gesprochenen Texten.

 

 


Für die Effekte, die sehr eindrucksvoll und akzentuiert gesetzt wurden, zeichnet Michel Geiss, der durch seine Arbeit mit Jean Michel Jarre bekannt ist, verantwortlich. Und dass hier viel Liebe in Detail gesteckt wurde zeigt auch, dass man für einige der Texte die deutsche Synchronstimme von Dustin Hoffman und Jack Nicholson verpflichtet hat.

Die Effekte und Stimmen vermitteln einem das Gefühl, in einem Film der 50’er oder 60’er Jahre wie z. B. „Metaluna 4 antwortet nicht“, „Der Tag an dem die Erde stillstand“, „Perry Rhodan – SOS aus dem Weltall“ oder der Serie „Raumpatroille Orion“ zu sein. Das hat etwas nostalgische, was einen sofort an seine Jugend erinnert (da hab ich diese Filme geliebt). Produktionstechnisch ist die CD aber auf dem neuesten Stand, denn sie bietet ein echtes Klangerlebnis.

Gleich beim Eröffnungstrack „To The Stars“ hören wir den deutschen Synchronsprecher sagen „Manchmal entstehet aus Zufall und Chaos außergewöhnliches. Da bekomme ich das dringende Verlangen nach Frömmigkeit, gehe in die Nacht hinaus und beobachte die Sterne.“ Unterlegt ist der Text mit sphärisch/futuristischen Klängen. Sounds wie auf einem Weltraumhafen und ein Raketenstart folgen, inkl. einem Gespräch zwischen Pilot und Kontrollzentrum. Das Gespräch, wie weitere Texte sind in englischer Sprache verfasst. Synthieflächen schieben sich aus dem Hintergrund nach vorn und eine orchestrale Passage, die an den Soundtrack von „Spacestation Babylon 5“ erinnert, startet den Trip zu den Sternen.

Wie für ein gutes Konzeptalbum üblich, gehen die einzelnen Stücke ineinander über. Teilweise werden sie durch Geräuschsamples, die in Anlehnung an den jeweiligen Track erstellt wurden, verbunden. „Astrolounge“ ist der zweite Track des Albums und hier geht es sehr funkig und mit herrlicher Melodie los. Da zeigt sich gleich, dass hier Profis am Werk waren, denn die Musik ist neben der guten Produktion auch sehr strukturiert und durchkomponiert. Neben sehr rockig-/poplastigen Stellen kommen auch immer wieder diese orchestralen Elemente zum Tragen, die den Charakter eines Konzeptes verstärken.

Track Nummer 3 nennt sich „Zero Gravity“. Dieses Stück hat es mir durch seine Harmonien und Instrumentierung sofort angetan. Beim ersten Durchhören der Scheibe (ich genoss dabei die Sonne im Liegestuhl - da war es noch Sommer in Deutschalnd) hatte ich sofort eine Gänsehaut. Und ich ertappte mich während des ersten Hörens dass ich an mehreren Stellen beigeistert nur ein „wow“ von mir geben konnte.

„Cosmic Angel“ weist wieder eine unter die Haut gehende Melodie auf, während das Titelstück dazu noch vom Rhythmus abgeht richtig, so dass man förmlich mitwippen muss.

Der Abschlusstitel ist noch einmal ein Höhepunkt des Albums, denn symphonisch beendet er das Album. Der Clou an diesem Track sind die abschließenden Effekte. Mit einem herannahenden Gewitter bahnt sich quasi ein Raum-/Zeit-Kontinuum an, das dann in den metallisch, futuristischen Abschlusseffekt mündet. Das passt sehr gut zu dem Thema und macht Neugierig auf einen zweiten Teil.

Aber Vorsicht: Die Stereoanlage sollte nicht zu laut aufgedreht sein, sonst könnte es die Boxen zerfetzen.

Die Songs wurden zwar mit elektronischen Mitteln produziert, haben aber nichts mit der „Berliner Schule“ zu tun. Manchmal blickt allerdings streckenweise wie zum Beispiel in „Cosmic Angel“ Jean Michel Jarre, in „Amenity Of Love“ Sequenzer wie von Tangerine Dream Mitte der 80’er oder ebenfalls in „Amenity Of Love“ Art Of Noise durch. Das sind aber nur kleine Anleihen, die den Gesamtsound komplettieren. Auch wenn man kein Fan von Perry Rhodan ist, so kann man sich trotzdem diesem Werk haltlos hingeben.

Diese herrlichen Melodiebögen durchziehen die gesamte Produktion. In den einzelnen Stücken werden teils zuvor gespielte Melodiebögen erneut aufgenommen und in anderer Instrumentierung und Tempo gespielt, was dann wie ein Soundtrack anmutet, einen hohen Wiedererkennungswert erzielt und einen Suchtfaktor hervorruft.

Das endgültige Produkt (mir liegt zum Zeitpunkt der Besprechung nur eine Promocopy vor) wird dann noch durch ein 24seitiges Booklet vervollständigt, das im Originalartwork der Perry Rhodan-Romane gehalten ist und noch weitere Grafiken aus dem Rhodan-Universum präsentiert.

Gerade die Mischung aus Elektronik und Popmusik mit symphonischen/spacigen Rockeinflüssen macht die Faszination des Albums aus und man will nach Ende der CD gleich wieder auf den Start-Button drücken. „X-Plorer“ ist ein außergewöhnliches Album geworden, das sich noch sehr oft in meinem Player drehen wird und stellt für mich daher eine unbedingte Kaufempfehlung dar. Bei dieser Qualität kann man nur hoffen, dass der zweite Teil nicht lange auf sich warten lässt.

Stephan Schelle, November 2007

 
   

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