SFF (Schicke, Führs, Fröhling) – The Complete Recordings
 

SFF (Schicke, Führs, Fröhling) – The Complete Recordings
MiG Music (2023)
(30 Stücke, 194:32 Minuten Spielzeit)

Das Trio Eduard Schicke, Gerd Führs und Heinz Fröhling, die als Schicke, Führs Fröhling oder kurz SFF firmierte, veröffentlichte in den Jahren 1976 bis 1979 drei viel beachtete Instrumentalalben. Die Band hatte einen mitreißenden orchestralen Klang und wurde im Studio von keinem Geringeren als Dieter Dirks produziert. Gleich ihr Debütalbum „Symphonic Pictures“ verkaufte sich mit 12.000 Einheiten sehr ordentlich. Eduard Schicke (Schlagzeug, Percussion, Moog, Metallophon, Xylophon), Gerhard Führs (Grand Piano, Moog Clavinet, Mellotron, Stringsensemble, Bassett) und Heinz Fröhling (Bass, Gitarre, Mellotron) spielten fünf Songs ein, von denen das 16:23minütige „Pictures“ allein die zweite LP-Seite einnahm.

 

 


Es folgten mit „Sunburst“ (1977) und „Ticket To Everywhere“ (1979) noch zwei weitere Studioalben, bis sich die Band nach den Aufnahmen des letzten Albums aufgrund musikalischer und ideologischer Differenzen auflöste. Alle drei Studioalben sowie ein Livealbum erscheinen nun auf CD bei,m deutschen Label mig music (Im Jahr 1993 war schon eine CD-Ausgabe der Werke unter dem Titel „The Collected Works Of SFF“ bei dem US-amerikanischen Label Lasere’s Edge herausgekommen).

„The Complete Recordings“ - das ist die gesammelte Werkschau des norddeutschen Progressive-Rock Trios Eduard Schicke, Heinz Fröhling und Gerd Führs (kurz: SFF) mit den drei auf dem Label Brain erschienenen Longplayern „Symphonic Pictures“ (1976), „Sunburst“ (1977), „Ticket To Everywhere“ (1978) sowie dem Live-Album „Live 1975“, welches vor allem Frühwerke der Band enthält aber auch schon Tracks aus dem Erstling „Symphonic Pictures“ sowie eine erste Version von „Ticket To Everywhere“, dem Titelsong des dritten Albums. Hinzu kommen als Bonus Live-Aufnahmen vom Brain-Festival 1978 aus der Essener Grugahalle. Das Boxset gibt es ab 06.04.2023 im Handel und natürlich auch als Streaming und Download.

Die Popularität des Trios wuchs vor allem durch ihre unvergesslichen Live-Konzerte - „Es war ein bisschen wie Magie und eine überwältigende Intensität, die das Publikum und die Band gemeinsam in eine andere Welt führte.“ In diesem Zusammenhang sind die SFF-Gigs in Scheeßel (1977) und natürlich das Brain Festival (1978) zu nennen, von dem zwei Songs auf dieser Sammlung erscheinen.

Die Alben erscheinen in einer Box mit drei CDs. Auf der ersten CD befinden sich die ersten beiden Studioalben „Symphonic Pictures“ und „Sunburst“. Die zweite CD beinhaltet das dritte Album „Ticket To Everywhere“ sowie die beiden Bonusstücke „Every Land Tells A Story“ (4:02 Minuten) und „Medley: Explorer / Wizzard“ (10:25 Minuten), die 1978 in Essen mitgeschnitten wurden. Die dritte CD ist dann neun Livemitschnitten vorbehalten, die bereits 1975 aufgenommen wurden und nun erstmals auf CD erscheinen.

Auch wenn die Instrumentierung sehr tastenlastig ausfällt, so zeigt sich doch die Musik auf dem Debüt „Symphonic Pictures“ im Stile symphonischen Rocks, der auch von Bands wie Novalis anfangs gespielt wurde. Das zeigt beispielsweise das wunderbare, 8:41minütige „Tao“. Das 2:55minütige „Solution“ ist eine abwechslungsreiche, sanfte Nummer, während das Trio im 5:34minütigen „Dialog“ zunächst sehr rockig/proggig agiert, dann aber nach nur einer Minute einen Break setzt und das Stück in einen surrealen Part überführt, der auch eine jazzige Note enthält. Kernstück ist aber das 16:29minütige „Pictures“, das mit zahlreichen Breaks aufwartet und auch ELP-mäßige Klänge enthält und sie mit der freakigen Stilistik von King Crimson verbindet-

Das zweite Album enthielt sieben Stücke. Auch hier treffen Elektronik, Rock, Prog und Jazz aufeinander. Den Stil des Debütalbums führten sie auch auf ihrem zweiten Werk weiter fort und erweiterten dabei ihr Klangspektrum, so dass es zur damaligen Zeit moderner wirkte. Hier kommen dann auch Zitate von anderen Bands wie zum Beispiel von Yes auf.

Poppiger wurde es dann teilweise bei ihrem dritten Album „Ticket To Everywhere“, was sich in elektronischen, discoartigen Rhythmen wie in „Song From India“ zeigt. Das erinnert ein wenig an Eberhard Schoener’s „Why Don’t You Answer“ oder Donna Summer’s „I Feel Love“, ist hier aber wesentlich rockiger angelegt. Neben heftigeren Tracks wie dem Titelstück mit seiner leichten Punktattitüde gab es aber auch sehr melodische Tracks wie „Spain Spain Spanish“. Auch kam nun Gesang in einigen Stücken mit hinzu.

Die Liveaufnahmen aus 1978, die sich als Bonusstücke auf dem zweiten Silberling finden, sind klanglich hervorragend restauriert worden und fallen gegenüber den Studioaufnahmen nicht ab. Die Aufnahmen aus 1975 kommen zwar nicht ganz an den Klang heran, sind aber doch noch als gut zu bewerten. Vor allem zeigten sich hier schon die musikalische Qualität des Trios und die Energie, die sie auf der Bühne entfesselten. Man mag kaum glauben, dass hier nur drei Musiker am Werk waren.

Gerd Führs und Heinz Fröhling veröffentlichten in der Zeit von 1978 bis 1981 drei gemeinsame Alben als Führs Fröhling. Es ist zu hoffen, das auch diese Alben bald als CD erscheinen werden.

Die drei Studioalben von SFF gehören zu den wichtigen Werken der deutschen Rockmusik der 70’er Jahre. Diese wurden nun um zwei Bonusstücke sowie einen Livemitschnitt aus dem Jahr 1975 erweitert und auf drei CDs gebannt. Sie gehören aus meiner Sicht in jede gute Rocksammlung.

Stephan Schelle, April 2023

 
   

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