Sequentia Legenda – Over There
 

Sequentia Legenda – Over There
Eigenvertrieb / www.sequentia-legenda.com (2019)

(
3 Stücke, 72:17 Minuten Spielzeit)

Sequentia Legenda, das ist der französische Elektronikmusiker Laurent Schieber. Im März 2019 hat er sein sechstes Album unter dem Titel „Over There“ in Eigenregie veröffentlicht. Stilistisch ist er auf seinen Alben im Umfeld der „Berliner Schule“ und hier im Besonderen nahe der Musik von Klaus Schulze angesiedelt. Die CD erscheint in einem vierseitigen Digipack und wird mit einem zwölfseitigen Booklet im Format 15 x 15 Zentimeter ausgeliefert. Der Nachteil dabei ist, dass es aufgrund der Größenverhältnisse nicht in das Digipack passt. Allerdings kommen die dort enthaltenen wunderschönen Grafiken so besser zur Geltung.

 

 


Bereits Mitte der 80’er Jahre reifte in Laurent der Entschluss bzw. das Ziel ein Elektronikalbum aufzunehmen. Zu diesem Zweck hatte er damals bereits eine Zeichnung erstellt, die als Cover hätte dienen können. Dieses ist in dem schön gemachten Booklet der aktuellen CD zu sehen.

Laurent hat sich dieser Idee in 2018 erneut angenommen und neues Material eingespielt, das er dann unter dem Titel „Over There“ Anfang 2019 veröffentlichte. Damit hat er sich den damaligen Traum erfüllt, obwohl nicht vergessen werden soll, dass er ja bereits einige Alben herausgebracht hat.

Das Album beinhaltet drei Longracks mit Laufzeiten jenseits der 21-Minuten-Marke. Damit tritt er erneut in die Fußstapfen von Klaus Schulze, in dem er sowohl stilistisch an diesen anschließt als auch den Stücken genug Raum gibt, sich langsam zu entfalten.

Den Beginn macht das 27:13minütige „The Return“, mit dem Laurent gedanklich in die Mitte der 80’er Jahre zurückkehrt. Echohafte Synthieklänge starten in diesen ersten Longtrack. Dann setzt nach gut einer halben Minute der Sequenzer ein und man hat förmlich auf der Bank der „Berliner Schule“ Platz genommen. Sehr rhythmisch zieht der Track nun seine Bahnen und entwickelt sich langsam aber stetig. Dahinein platziert Laurent wunderbare Harmonien und Flächen. Immer weitere Sounds und Rhythmuselemente werden hinzugefügt und so entwickelt sich ein hypnotischer Track, in den man sich fallen lassen kann. Einige Passagen erinnern dabei an den Stil von Klaus Schulze.

Der zweite Track „Floating Time“ ist mit seinen 21:12 Minuten Spielzeit ein Stück meditativer Musik, mit „Berliner Schule“-Flair. Sanft fließen die Klänge in diesem zweiten Stück dahin. Das ist aber alles andere als sinnlos dahinfließende Zeit, sondern wieder sehr atmosphärische, sanfte und hypnotische Elektronikmusik, auf dessen synthetischem Grundteppich sich langsam entwickelnde bzw. verändernde Klänge und Rhythmen den Flair ausmachen.

Den Abschluss bildet dann das 23:48minütige „Mind Lake“. Auch an der Titelgebung der beiden letzten Stücke zeigt sich die Nähe zu Klaus Schulze. Dieser letzte Track beginnt mit einer rhythmischen Sequenz, die sich aus dem Off immer weiter in den Vordergrund schiebt. Darauf setzt Laurent dann einige spannende rhythmische Klänge (klingt wie auf einem Becken geschlagen) und Sounds die wieder sehr in Richtung Klaus Schulze weisen. Diese Sounds variieren vor allem im Hintergrund, so dass man genau hinhören muss, wie sich diese langsam verändern, während die Rhythmusmuster im Vordergrund für den Drive sorgen. Erst nach mehr als sechs Minuten kommen einige Flächen und Harmonien etwas mehr nach vorne und nach gut acht Minuten wird es dann rhythmischer und dynamischer. Das zeigt den Spannungsaufbau, den Laurent auf diesem Track erstellt hat.

Laurent Schieber alias Sequentia Legenda ist mit „Over There“ ein wunderbares Album im Stil der „Berliner Schule“ gelungen, das nicht altbacken, sondern frisch klingt. Stilistisch bewegt sich der Franzose dabei auf den Pfaden von Klaus Schulze & Co.

Stephan Schelle, Mai 2019

 
   

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