Sampler – Global Surveyor Phase 3
 

Sampler – Global Surveyor Phase 3
Dominance Electricity / AL!VE (2010)
(21 Stücke, 79:50 Minuten Spielzeit)

Das deutsche Hip Hop-Label Dominance Records hat mit Dominance Electricity ein Unterlabel geschaffen, das neben internationalen Szenegrößen (wie zum Beispiel Keith Tucker, Mesak, Middle Men und Gosub) auch lokalen Musikern und Produzenten aus dem Electro-Bereich eine Plattform bietet. Mit der CD-Reihe „Global Surveyor“ zeigt das Label eine Werkschau der Künstler, die auf dem Label zu finden sind. Im Frühjahr 2010 geht diese Sampler-Reihe nun mit „Phase 3“ in ihre dritte Runde.

 


Auf dem mir vorliegenden Album, das unter anderem im vierseitigen Digipack erscheint, sind 21 Künstler mit je einem Titel vertreten. Die Künstler kommen dabei aus unterschiedlichsten Ländern wie zum Beispiel Amerika, Schweden, Holland, Serbien, Litauen, England, Finnland und Deutschland. Unter dem Mantel einer Electro-Space-Saga, die aus meiner Sicht aber keinen wirklich roten Faden umfasst, wurden die Stücke zusammengetragen und zu einem „melodisch farbenfrohen Mix aus tanzbarer Zukunftsmusik“ verwoben.

Stilistisch weisen viele der Stücke eine erstaunliche Nähe zur Musik der traditionellen Elektronikmusik auf, sind aber oft mit einem beatlastigen Rhythmus versehen. Das die Musiker unter anderem Kraftwerk zu ihrer Inspirationsquelle zählen, lässt sich an vielen Stellen heraushören. Im Pressetext beschreibt das Label die Stilrichtung als Mix aus klassischem Electropop á la Kraftwerk, New School Electrobeats und melodischem Electronica á la Bochum Welt. Nun sind mir die Electronica-Künstler nicht bekannt, daher kann ich mir in diese Richtung kein Urteil bilden.

Gleich der Opener „Amundsen Journey“ von Weltwirtschaft der zunächst mit futuristischen, experimentellen Elektroniksounds beginnt, schlägt sich schnell auf die melodische Variante á la Kraftwerk. Verziert wird diese Musik mit weiteren Sounds aus dem Bereich der traditionellen Elektronik und Vocoderstimme. Mit „Defiler“ von DJE kommt ein weiterer Track der durch seinen klinisch/elektronischen Rhythmus stark an Kraftwerk erinnert. Ein schöner sanft dahinschwebender Track, der auch noch eine Spur Electropop aufweist.

„Global Surveyor“, das im DBS-Remix vorliegt, könnte beispielsweise dem Kraftwerk-Album „TEE“ entnommen sein, da es einige metallische Rhythmen zeigt. „Face On Mars“ von Geoglyph wirkt dagegen durch seine schwebenden Synthies erhaben. Aber schon der Middle Men schwenkt mit „Space Quest“ auf die rhythmische Kraftwerk-Variante zurück. Bei diesem Track hab ich an einigen Stellen das Gefühl, als säße ich in einer Achterbahn oder Wasserrutsche voller quiekender Menschen. Keen K hat auf „Nozomi“ beispielsweise eine Rhythmus und stellenweise eine Struktur eingebaut, die mich an „Boing Boom Tschak“ erinnert. Durch die Art des Gesangs kommt in „Folding Time“ von Gosub zu den oben erwähnten stilistischen Elementen eine Spur Faithless hinzu. Die anderen Tracks sind ebenso gestrickt, mal geht es rhythmischer, dann wieder getragen und spacig zu. In den meisten Fällen kommen aber Sounds zum Tragen, die an Kraftwerk angelehnt sind und somit auch Freunden der traditionellen Elektronikmusik gefallen sollten.

Das Album erscheint in unterschiedlichen Formaten. Neben einer CD-Version gibt es auch noch eine limitierte 3-fach Vinyl LP (auf farbigem Vinyl und A1-Poster) sowie einen MP3-Download bei Shops wie iTunes, Musicload, Amazon oder Beatport.

„Global Surveyor – Phase 3“ ist eine gelungene Zusammenstellung von Tracks aus dem Bereich Electro / Electronica. Aber nicht nur Freunde dieser Stilart kommen hier auch auf ihre Kosten. Wer die rhythmischen Kraftwerk mag, der bekommt einiges an Futter, denn es zeigt sich auf diesem Album, welchen immensen Einfluss die Düsseldorfer Elektropioniere auf andere Musikrichtungen hatten.

Stephan Schelle, Februar 2010

 
   

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