Sampler – Free Grooves
 

Sampler – Free Grooves
Groove Unlimited (2018)

(
9 Stücke, 75:20 Minuten Spielzeit)

Ende 2018 ist ein Sampler beim niederländischen Elektroniklabel Groove Unlimited erscheinen, der neun bisher unveröffentlichte Stücke von neun Künstlern, die auch auf dem Label veröffentlichen, beinhaltet. Und diesen Sampler kann man nicht kaufen, er wird als kostenlose Zugabe bei Konzerten, bei denen das Label einen Stand hat, an die Käufer herausgegeben. Bedingung ist, dass mindestens zwei CDs des Groove Unlimited-Labels gekauft werden.

 

 


Bei den Künstlern, die auf dem Sampler zu finden sind, handelt es sich keineswegs um die zweite Garde der Elektronikmusik, das zeigt schon die Listung auf der Rückseite des Paperbacks, in dem der Silberling verpackt ist. Unter anderem finden sich darauf Arcane, Gert Emmens, Spyra, VoLt sowie John Kerr & Ron Boots.

Den Beginn macht das fast achtminütige Stück „Sparks“ des niederländischen Musikers Martin Peters. Herrlich perlende Synthieklänge leiten in dieses Stück ein, in das dann harmonische Flächen eingewoben werden. Ein sanfter Rhythmus ergänzt dann die relaxte Stimmung. Nach einigen Momenten kommt dann eine Melodielinie auf. Ein Stück, ganz in der Tradition der „Eindhovener Schule“.

Arcane aus England steuerte dann das 5:46minütige „Phenomenon“ bei. Der Track ist klar erkennbar dem Stil der „Berliner Schule“ zuzuordnen, zeigt er doch eindeutige Klangfarben, Sequenzerrhythmen und Melodiefolgen, die man von Tangerine Dream der „Melrose“-Phase her kennt. Ein sehr schönes Stück mit unter die Haut gehenden Sounds.

Der Niederländer Gert Emmens gehört seit vielen Jahren zu den beliebten Elektronikmusikern. Für den Sampler hat er eine alternative Version von „Lost In Fear“ seines letztjährigen Albums „Dark Secrets Of The Urban Underground“ zur Verfügung gestellt. Mit 11:20 Minuten gehört dieses Stück zu den Längsten des Samplers. Hier geht Gert, anders als bei früheren Veröffentlichungen, etwas düsterer zu Werke, ohne aber seinen Stil zu verleugnen. Zu Beginn zeichnet er mit seinen Synthies eine düstere, unheimliche Stimmungslage, in die sich dann einige hellere Klangmuster - u. a. durch Mellotronsounds - einfügen. Ab Minute Zwei kommt dann ein Sequenzer-Rhythmus auf, der sich langsam entwickelt und den Track, der nun wesentlich positiver klingt, vorantreibt. Das ist jetzt Musik, die man von Emmens kennt.

Der deutsche Musiker Wolfram Spyra, der unter seinem Nachnamen veröffentlicht, hat mit „Slow Right Down“ ein Stück auf dem Sampler, dessen Anfangsrhythmus mich sehr stark an Ashra erinnert. Hier allerdings wird der Rhythmus mit dem Sequenzer erzeugt. Während der acht Minuten Laufzeit fügt Spyra weitere Sounds und Rhythmen hinzu, so dass sich das Stück in eine ganz andere, sehr perkussive bzw. rhythmusbetonte Richtung entwickelt. Auch kommen im weiteren Verlauf Streichersounds auf, die dem Stück eine gewisse symphonische Note verleihen. Kern des Stückes ist allerdings dieser treibende Rhythmus.

Die Briten Michael Shipway und Steve Smith bilden das Duo VoLt. In ihrem elfminütigen Stück „Oblivion“ bieten sie dem Hörer schwebende Elektroniksounds, die in den ersten vier Minuten wie gemacht sind, um einen Weltraumspaziergang musikalisch zu untermalen. Dann allerdings setzt ein treibender Sequenzerrhythmus ein, der einen klasse Groove hat und dem Stück ab jetzt eine Menge Drive verleiht. Darauf legen die beiden dann ihre unnachahmlichen Melodien. Ein tolles Stück.

Der Niederländer Rene de Bakker hat mit dem achtminütigen „Sad Day“ ein leicht melancholisches Elektronikstück dabei, das ebenfalls in der Tradition der „Eindhovener Schule“ zu verorten ist und mit seinen Melodielinien sanft durch den Raum schwebt.

Mit Synthex ist der jüngste Musiker des Labels vertreten, der mit bürgerlichem Namen Jeffrey Haster heißt. Im Alter von 14 Jahren veröffentlichte er mit „Mirrorland“ ein tolles Album, das zeigte, dass die Elektronikmusik Nachwuchs bekommt. Bei dem 4:23minütigen „Neon“, hat er herrliche Melodien mit fetten Basssounds und einem pumpenden, groovenden Beat unterlegt. Damit bewegt er sich unter anderem in der Nähe von Schiller & Co. Diese Atmo wird dann aber jäh von einem kurzen, fast schon jazzigen Pianopart unterbrochen (klingt wie ein Jazzpianist in einer Hotelbar). Das führt dazu, dass der Hörer seine Aufmerksamkeit ganz auf die Musik lenkt, die zwischendrin auch einige rockige Elemente erhält.

Skoulaman ist das Projekt des Niederländers Hans van Kroonenburg. Er hat mit „Darya-Ye-Mazandaran“ das mit 12:42 Minuten Spielzeit längste Stück auf dem Sampler. Der Beginn des Stückes erinnert zunächst etwas an Vangelis um dann aber in einen flächigen Part überzugehen, bei dem durch den Arpeggiator Sequenzen im Stile der „Internationalen Schule“ (hier werden Stilistiken der Berliner sowie der Eindhovener Spielarten miteinander verbunden) entstehen. Die Klänge ziehen dabei sanft und sphärisch durch den Raum.

Den Abschluss des Samplers hat sich Labelinhaber Ron Boots persönlich vorbehalten. Im Stück „You Are Still My Ears“, das John Kerr & Ron Boots zusammen komponiert und eingespielt haben, endet der Sampler mit einer sehr positiven Ausstrahlung. Beim Melodiemotiv, das auf dem Synthie eingespielt wurde und nicht nach Piano klingt, ist dabei deutlich die Handschrift von John Kerr zu erkennen.

Der Sampler „Free Grooves“ des niederländischen Labels Groove Unlimited ist eine sehr schöne kotenlose Beigabe, die man beim Kauf von zwei Alben des Labels am Stand von Groove Unlimited erhält. Für Fans der dort enthaltenen Künstler ein „Must Have“.

Stephan Schelle, März 2019

 
   

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