Rudolf Heimann – Into The Unknown
 

Rudolf Heimann – Into The Unknown
SynGate (2013)
(10 Stücke, 69:30 Minuten Spielzeit)

Drei Jahre sind seit dem Comeback des aus Iserlohn stammenden Elektronikmusikers Rudolf Heimann vergangen. Nach dem 2010’er Album „Tide“ legt Heimann im Herbst 2013 einen Nachfolger unter dem Titel „Into The Unknown“ nach. Das Album hat er den großen Entdeckern und ihren Expeditionen gewidmet, in denen sie sich aufmachten um das Unbekannte zu erforschen. Davon zeugen jedenfalls einige Tracktitel. Und auch das antiquierte Fernglas und der Globus im Booklet unterstützen die Thematik.

 


So unterschiedlich die Ziele der Expeditionen und Forschungen sind, da geht es beispielsweise um die Arktis, um die Entdeckung Amerikas (wenn ich den Titel richtig deute) und sogar um die Erforschung des Mondes, so unterschiedlich sind die stilistischen Elemente, die Heimann bei der Vertonung einsetzt.

Dass Rudolf Heimann hinreißende Melodien komponieren kann, das konnte man schon auf seinen Frühwerken hören und dies führt er auch auf seinem neuesten Werk „Into The Unknown“ fort. Der Opener „Voyage To Vinland“ hält typische japanische Flötenklänge, die in den 80’ern und 90’ern so oft benutzt wurden, und einige Sounds, die an Tangerine Dream erinnern, bereit. Und doch ist es die Melodie die dieses Stück sofort ins Ohr gehen lässt.

Nach diesem etwas lieblichen Opener geht es mit dem zehnminütigen „Moonshadow“ weiter. Hier rauscht es zunächst aus dem Synthie-Karton. Dann flattern Synthiemuster am Ohr des Hörers vorbei. Das klingt zunächst etwas experimentell. Etwas mehr als zwei Minuten dauert diese Phase bis der Sequenzer langsam, aber stetig beginnt seinen Takt in den Ring zu werfen. Nach gut weiteren zwei Minuten kommen Harmonien und Melodiebögen auf, die jetzt unter die Haut gehen und nicht nur in Richtung Mond sondern auch gen Berlin weisen.

Majestätisch wirken zunächst die Flächen im Stück „Mount Roraima“. Hier kann ich mir bestens einen schneebedeckten Gipfel eines großen Berges vorstellen. Dann kommt eine recht eigentümliche Rhythmik ins Spiel, bei der mir schließlich ein Uhrticken einfällt. Das hat aber etwas ganz Besonderes und macht aus dem Stück eine faszinierende Nummer. Heimann lässt diesen Track sich langsam entwickeln und bringt auch noch realistische Schlagzeugklänge ein, die dem Stück einen rockigen Touch verleihen. Im Booklet ist zu lesen das die akustischen Drumloops von Manu Katche (er spielt unter anderem bei Peter Gabriel’s Liveband mit) und Peter Erskine stammen. Ein tolles Stück, das durch die Drumloops eine gewisse Lebhaftigkeit atmet.

Ein bisschen aus dem Album/Konzept ragt das Stück „Terra Incognita“ heraus, da es sehr jazzige Elemente und für Elektronikmusik ungewöhnliche Klänge enthält. Da hört man neben Xylophon auch Trompete, Posaune und weitere Instrumente heraus. Rhythmisch hat das was von leichtem Reggae- oder Ska-Touch. Man hat das Gefühl als sei eine Band hier am Werk. Ansonsten finden sich weiter sehr melodische Tracks auf dem Album. Und mit „Nie zurück“ gibt es auch noch eine Nummer (mit Synthie, Akustikgitarrensound und Clapping Hands), die ich mir gut auf der Tanzfläche vorstellen könnte.

Rudolf Heimann hat auch mit seinem neuen Werk „Into The Unknown“ wieder ein hochmelodisches Album abgeliefert, das Spaß macht. Und mit „Terra Incognita“ hat er wohl eines der ungewöhnlichsten Elektronikstücke auf seiner CD platziert. Wer seine bisherigen Veröffentlichungen bzw. die melodische Variante der Elektronikmusik mag, der kann hier bedenkenlos zugreifen.

Stephan Schelle, Oktober 2013

 
   

CD-Kritiken-Menue