Robert Schroeder – Slow Motion
 

Robert Schroeder – Slow Motion
Spheric Music (2013)
(8 Stücke, 63:34 Minuten Spielzeit)

Der Aachener Elektronikmusiker Robert Schroeder nimmt sich auf seiner neuesten Produktion „Slow Motion“, die im Oktober 2013 auf den Markt kommt, Zeit zur Entspannung. So verrät es der Pressetext und zeigt Robert (das Bild ist auch im Booklet enthalten) auf einer Bank sitzend die Sonne entspannt genießen. Weiterhin heißt es: In immer schneller werdenden Zeiten ist Entspannung besonders wertvoll. Mit „Slow Motion“ driftest du ab in die tiefen Sphären der Entspannung und des Wohlbefindens.

 


Wer jetzt aber glaubt, Robert Schroeder hätte die Esoterik entdeckt und würde sich nun im Umfeld von Wellness und Entspannungstherapien bewegen, der irrt, denn wo Robert Schroeder drauf steht ist auch seine markante Musik drin.

Los geht es mit dem Opener „SlowMo“, der mit 13 Minuten längste Track auf der CD. Berücksichtigt man, dass dieser Track nahtlos in den nächsten „The Inside Of My Soul“ übergeht, der ebenfalls über zehn Minuten lang ist, dann beginnt das neue Album quasi mit einem 23minütigen Stück. Slow Motion ist eine Mischung aus Ambient, ChillOut, Easy Listening und effektbetonter EM. Sphärische Atmosphären lassen dich träumen und dahinschweben, wabernde und hypnotisierende Sequencer im beliebten Analogsound der 80er verschmelzen mit Schroeder-typischen zeitlosen harmonischen Synthesizermelodien und bringen ein Gefühl von völliger Unbeschwertheit und Freiheit.

Langsam und beschaulich beginnt „SlowMo“ mit einem recht entspannten Sequenzerrhythmus und einigen Harmonien und Klangfolgen, an denen man Robert’s Stil schnell erkennt, die aber auch in Richtung „Berliner Schule“ weisen. Atmosphärische Klänge umspielen das Ohr des Hörers. Dabei werden auch Schlagzeugrhythmen und Xylophonklänge sanft hinzugemischt. Langsam baut sich das Stück auf und wird dabei auch dynamischer, von Ruhe ist da nicht ganz so viel zu spüren, auch wenn man seine Gedanken fliegen lassen kann. Zum Ende hin wird es dann wieder sehr beschaulich und ruhig, wenn Robert in den nächsten Track hinüberfaded.

Zu „SlowMo“ wurde zudem eine 3D-Animation produziert, die einen beeindruckenden Flug durch eine Elektronik-Platine zeigt (zu sehen demnächst auf YouTube unter SlowMo).

„The Inside Of My Soul“ erinnert mich bei den ersten Klängen an ruhige Schiller-Musik, obwohl die eingeflochtenen Effekte nicht ganz so zu Schiller’s Stil passen. Dann kommen herrliche symphonische Klangmalereien dazu und man schwebt förmlich in der Luft. Jetzt bin ich bei der Entspannung angekommen. Die Synthieflächen perlen dahin und nehmen den Geist mit, während der Körper entspannt zurückbleibt. Sehr akzentuierte Rhythmen spendiert Robert dem Stück im weiteren Verlauf. Das klingt mystisch und fesselnd. Nach einigen Momenten kommen die trompetenhaften Klangmuster, die Robert des Öfteren benutzt zum Vorschein und es entwickelt sich zum Ende hin noch ein echter Schroeder-Track.

Sehr eingängig stellt sich das neunminütige „The Sign Of Light“ dar. Zu sanftem Rhythmus erklingen zarte Synthieharmonien. Durch den Einsatz von Trompeten-Sounds (die klingen hier wirklich wie das echte Instrument) kommt eine jazzige Note auf und die darauf folgenden, kurz eingeflochtenen Synthiechöre lassen sogar an Alan Parsons denken. Dann kommen weitere Elemente hinzu wie ein Rhythmus, der gleichmäßig wie ein Zug dahintrabt sowie eine Keyboardmelodie, die ebenfalls eine spur jazzig und chillig zugleich wirkt. Das ist sehr schön gemacht und lässt mich auch hier völlig entspannen.

Wie der Soundtrack zu einer Unterwasserwelt wirkt zunächst „Synergy Effects“, bei dem die Synthies wabern und darunter einige Flächen hindurchziehen. Im weiteren Verlauf wird es rhythmischer, ohne das aber die chillige Atmosphäre verloren geht. „Petinax Love“ beginnt mit im Hintergrund liegenden Rhythmen, die an Kraftwerk erinnern. Sie klingen auch wie durch Rohre gehauchte Klangmuster. Dann schält sich aber ein Bassrhythmus heraus, auf den Robert seine Melodie platziert. In diesem Track geht er sehr songorientiert vor.

„Space Lifter“ ist dann so ein unwiderstehlicher Track, bei dem Glockenklänge, sanfte Synthies, südamerikanische Rhythmik, sanfte bpm und einige Effekte miteinander verwoben werden. Das klingt absolut frisch und ist schon fast tanzbar. „Relax“ klingt dann wieder recht technologisch und schielt in Richtung Kraftwerk, vermischt mit chilligen Flächen. Und auch das abschießende „Time Is Running Out“ hält eine eingängige, sofort ins Ohr gehende Melodie bereit. Ein schöner Abschluss einer sehr ansprechenden CD.

Mit „Slow Motion“ hat Robert Schroeder eine weitere hochwertige Veröffentlichung produziert, die sich dieses Mal mit der Entschleunigung des Alltags beschäftigt. Die meisten Tracks sind bestens geeignet um Körper und Geist aus dem hektischen Alltag zu reißen. Aber auch schöne Melodien und Rhythmen finden sich auf dem Album, was die CD mehr in die Sparte der elektronischen Musik rückt, als in Richtung Esoterik. Wer die Alben von Robert mag, der bekommt wieder bestes Futter für den CD-Player.

Stephan Schelle, Oktober 2013

 
   

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