Robert Schroeder – Ferro Oxid
 

Robert Schroeder – Ferro Oxid
Spheric Music (2012)
(8 Stücke, 69:43 Minuten Spielzeit)

Der Pressetext zum neuen, mittlerweile 28. Soloalbum von Robert Schroeder heißt es: Nichts rostet so schnell, wie ein Musiker, der nichts tut. Dieses Zitat bezieht sich dann auch direkt auf den Albumtitel des neuen Werkes „Ferro Oxid“. Und in der Tat kann dies auf Robert Schroeder nicht zutreffen, ist sein Output nach der Kreativpause von 1994 bis 2005 (das 98’er Album D.MO Vol. 1“ enthielt ja älteres Archivmaterial) doch stark angestiegen. Acht neue Tracks hat Robert auf seinem Album versammelt, von denen gleich fünf Stücke jenseits der acht Minuten liegen (drei davon mehr als zehn Minuten).

 


Robert vermischt auf dem neuen Album „Ferro Oxid“ den frischen aktuellen Sound seiner letzten Veröffentlichungen mit seinem typischen Stil, der ihn in den 80’er und 90’er Jahren so beliebt gemacht hat. Hatte Robert auf seinen CD-Serien „nEW fREQUENCIES“ und „Club Chill“ noch Voice Samples eingebaut, so sucht man diese auf dem neuen Werk vergebens. Auf „Ferro Oxid“ steht die instrumentale Elektronikmusik klar im Vordergrund.

Die CD beginnt mit dem mehr als elfminütigen Titelstück zunächst sehr sphärisch. Da rauschen, flirren und zirpen die Synthies zu herrlichen Flächensounds. Das hat auch etwas von erhabenem Soundtrack. Nach vier Minuten zeigt ein tickender Rhythmus an, dass sich die Stimmung jetzt ändert. Und in der Tat wird es jetzt melodischer. Eine weitere Minute später startet Robert dann den Sequenzer und der Sound weist jetzt zunächst in Richtung „Berliner Schule“. Damit legt Robert aber nur eine falsche Fährte, denn ein treibender, schneller Rhythmus lässt Erinnerungen an Kraftwerk aufkommen zu denen sich nur wenige Momente später ein typische Schroeder-Sound gesellt. Ich hab das Gefühl, als ob Robert hier die Berliner, Düsseldorfer und Aachener Elektronikszene miteinander verknüpft hat.

Wasser, Tropfen und Vogelstimmen leiten dann in „Nature Processed“ ein, dem nächsten Elfminüter. In diese Stimmung mischen sich warme Synthieflächen und tiefe Flötensounds. Ich fühle mich dabei, als würde ich eine Urwaldlandschaft mit einer wunderbaren Flora und Fauna durchschreiten. Gut vier bis fünf Minuten baut Robert hier Stimmungen auf, bevor dann wieder melodische Passagen einsetzen. Diese Sounds haben eine ungeheure Sogwirkung auf den Hörer. Im letzten Teil des Tracks geht es dann schließlich noch in Richtung Lounge.

Ein Bassbeat und Schlagzeugrhythmik sowie akzentuierte Synthies mit 80’er Jahre-Flair bietet „Reduction“. Das klingt auf eine eigene Art nostalgisch, ist aber klanglich auf allerneustem Stand. Es folgt „Carbon Dioxide“, das zunächst spacig beginnt, dann aber den typischen Schroeder-Sound zu Tage fördert. Nach anderthalb Minuten reißt die Anfangsstimmung auf und aus dem Stück entwickelt sich ein Songorientierter Track. Dieses Stück geht mit seiner eingängigen Melodik sofort ins Ohr.

Ein Rumba artiger Rhythmus (er ist aber viel filigraner angelegt) bietet die Rhythmusstruktur für den unwiderstehlichen Track „Interaction“. Im Gegensatz zu dem Rhythmus steht der helle Synthiesound, mit dem Robert seine Melodielinien spielt. Das ist einfach traumhaft und so typisch Schroeder-like. Der Track hat auch was von Food For Fantasy.

Die Akustikgitarren-Sounds im Stück „Time Is Changing“ erinnern mich zunächst an die Produktion von Robert Miles. Mit Miles hat dieses Stück zumindest seine Eingängigkeit gemeinsam, denn Robert hat hier schon fast einen Ohrwurm komponiert. Der treibende Rhythmus bringt dieses Stück gar in tanzbare Regionen. Ich stelle mir hier einen Sonnenbeschienen Strand vor, ein Glas mit einem kühlen Getränk in der Hand und den Tag an mir vorüber ziehen.

Der Track „Matter Decay“ bietet dann doch noch Stimmen. Hier hat Robert aber seinen Sprechgesang, den er nur dezent einstreut, durch einen Vocoder verzerrt (so was kennt man auch von Andy Pickford). Ansonsten bietet Robert in diesem Stück auch wieder herrlich relaxte Musik. Den Abschluss bildet dann mit „Acceleration“ noch einmal ein Longtrack der es auf zehn Minuten bringt und sehr atmosphärisch angelegt ist.

Man könnte sagen, wo Robert Schroeder drauf steht, ist auch Robert Schroeder drin. Auch wenn er wieder einige neue Sounds und Strukturen in die Stücke seines neuen Albums eingewoben hat, so ist doch eindeutig seine Handschrift herauszulesen. Ein klasse Album mit Tracks bei denen man einfach nur entspannen kann. Typisch Schroeder!!!

Stephan Schelle, November 2012

 
   

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