Remember Green – Electro Shock
 

Remember Green – Electro Shock
Eigenvertrieb / www.remembergreen.dk (2011)
(10 Stücke, 43:37 Minuten Spielzeit)

Hinter dem Pseudonym Remember Green verbirgt sich der aus Dänemark stammende Musiker Steen Chorchendorff Jørgensen. Ob es sein erstes Album ist kann ich nicht sagen, zumindest trat er erstmals beim Electronic Circus Festival 2011 in Gütersloh in Erscheinung, wo er in Begleitung von Bjørn Jeppesen aka Nattefrost erschienen ist. Seine in 2011 produzierte CD trägt den Namen „Electro Shock“ und das Cover ist, wie sollte es bei dem Namen auch sein, von grünen Farbtönen bestimmt.

 


So schockierend, wie es der Titel ausdrücken mag, ist die Musik von Steen aber nicht. Sehr melodisch und mit einer gehörigen Portion bpm geht er an seine Titel, was sich schon im ersten Track, dem Stück „Can You Feel It – Electro Love“ widerspiegelt. Mit Vocoder verfremdeter Stimme spricht er einige Worte in die Songs hinein, was sehr gut zur Musik passt. Der Eindruck, den dieses erste Stück vermittelt ist schon mal sehr positiv.

Im zweiten Stück „Electric Feeling“ hat er einen Rhythmus der an die gesprochenen Titel von Kraftwerk’s „Boing Boom Tschak“ erinnert (gemeint ist hie der Rhythmus, in dem die Düsseldorfer seinerzeit den Text gesprochen haben), ohne aber in Richtung dieses Stückes zu gehen. Technoide Rhythmusmuster, die recht steril wirken, werden in diesem Stück mit Synthieflächen gepaart.

Es folgt „Electric Smile“, das ebenfalls mit bpm und Flächen spielt. Darauf sind dann einige Synthiesounds gelegt, die wie Effekte anmuten. Eine zarte Pianomelodie fügt sich schließlich noch kurz ein. Irgendwie klingt der Track aber etwas überladen für mich. Dann kommt „Electricity In Your Eyes“ (auf der CD-Hülle und im Booklet sind die beiden Tracks 4 und 5 vertauscht worden, ein mitgelieferter Aufkleber auf der Plastikverpackung weist darauf hin). Leider ist dieser Track wie der vorangegangene strukturiert, was ihn etwas eintönig macht. Und dies soll sich bei einigen weiteren Stücken leider ebenfalls fortführen.

„Electricity Through The Heart“ ist dann eine Kollaboration mit Nattefrost. Und diese Kollaboration tut der Musik von Remember Green auch sehr gut, denn hier kommen weitere Elemente in die Musik, die den bisherigen, sehr ähnlich klingenden Stücken jetzt etwas mehr Tiefe verleiht. Der Rhythmus scheint hier zwar wie bei den vorangegangenen Stücken zu sein, allerdings ist er jetzt nicht so vordergründig und eine schöne Melodielinie sowie weite Flächen durchziehen den Track.

„Electro Dreams“ klingt zwar auch ähnlich, aber hier werden zusätzlich Effekte und Sounds in den Track eingewoben. Das Titelstück ist wieder eine Kollaboration mit Nattefrost. Hier kommt dann auch wieder eine bessere Melodielinie zum Tragen, die ich in den meisten Stücken vermisse. Effekte allein genügen halt nicht. Die eingestreuten Textpassagen haben Kraftwerk-Appeal.

„Electro Technology“ ist mit seinen Clapping Hands-Rhythmen und den schönen Flächen einer der besseren Stücke des Albums. Von dieser Art hätte ich mir mehr gewünscht. Auch kommen hier Gitarrensounds zum Einsatz, die recht gut in den Track passen.

Mit „Get Electrified Now“ verfällt Steen leider wieder in den gleichförmigen Sound, der die meisten seiner Stücke durchzieht, zurück. Mit dem letzten Track, dem „Robot Song“ kann er dann aber wieder versöhnen, was an den Harmonien (nicht am gleichförmigen Rhythmus) liegt. Allerdings hat er einige fehlerhafte Töne in dem Song – ob gewollt oder nicht, kann ich nicht sagen, den es klingt nach Verspielern und das sollte bei einer Studioproduktion nun wirklich nicht passieren.

Remember Green hinterlässt mit seinem Debüt ein zwiespältiges Gefühl bei mir. Fand ich den Rhythmus beim ersten Track noch sehr erfrischend, so nutzt er sich jedoch schnell ab, da er in den einzelnen Stücken doch sehr ähnlich klingt und somit eine gewisse Langeweile aufkommt, je länger ich die CD höre. Das ist sehr schade, denn Potenzial steckt in dem Projekt. In den Stücken, in denen Nattefrost mitwirkt, wird es dann etwas besser. Soundtechnisch ist die Produktion wirklich gut aufgenommen. Wer auf Rhythmische Elektronikmusik steht, die teilweise die unterkühlten Kraftwerksounds beinhalten, der sollte mal Probehören. Mich überzeugt das Debüt leider nicht.

Stephan Schelle, Oktober 2011

 
   

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