Remember Green – After Shock
 

Remember Green – After Shock
Eigenvertrieb (2012)
(10 Stücke, 54:59 Minuten Spielzeit)

„After Shock“ ist das zweite Werk des dänischen Musikers Steen Chorchendorff Jørgensen, der unter dem Pseudonym „Remember Green“ seine Musik herausbringt. Geholfen hat ihm auch dieses Mal sein Landsmann Bjørn Jeppesen aka Nattefrost. Das erste Album „Electro Shock“ hatte bei mir einen durchwachsenen Eindruck hinterlassen, umso gespannter bin ich dann an dieses neue Album, das im Herbst 2012 erschienen ist, herangegangen.

 


Wie schon auf dem Vorgänger geht Steen sehr rhythmisch an die einzelnen Stücke heran und baut damit eine unterkühlte, technologische Atmosphäre auf. Genau so geht es gleich mit dem Opener „Circuit Brain“ los. Sounds, die an Kraftwerk erinnern sind hier ebenfalls zu finden wie Vocodersounds, herrliche Flächen und Rhythmen, die stilistisch davon abweichen.

Wabernde Synthies und zirpende, roboterhafte Rhythmen bestimmen das Bild von „Don’t Let The Machines Take Over“. Darauf legt Steen eine Pianomelodie, die aber eher im Hintergrund bleibt. Der Vocoderpart lässt aber auch wieder eine starke Nähe zu den Düsseldorfer Kraftwerkern zu.

„Electro Light“ zeichnet ein atmosphärischeres Bild, als die beiden ersten Stücke. Zwar kommt hier auch wieder ein basslastiger, teils pumpender, dennoch akzentuierter Rhythmus zum Einsatz, aber die Flächen und Harmoniebögen stehen im Gegensatz zu der technologischen Rhythmik und bilden einen ausgleichenden Gegenpol.

Großstadtflair mit einem herrlichen Groove zeigt sich in „No Response“, das durch Geräusche wie von Telefontasten und einer weiblichen Automatenstimme verstärkt wird. Trotz der dominanten Rhythmik hat dieser Titel doch etwas Verträumtes. „Cardiogram“ beginnt viel versprechend mit schönen Tunes, die dann aber im weiteren Verlauf von den sehr dominanten Rhythmen zerstört werden. Schade, hier hat Steen für meinen Geschmack wieder etwas übertrieben.

Eines der Highlights des Albums ist sicherlich „Electro Touch“, das von der Stimmung her sehr gelungen ist. Hier halten sich Rhythmus und Flächen inkl. einer Pianomelodie die Waage. Das hat was Faszinierendes und kann mich in der Tat fesseln. Und dass er diesen Stil drauf hat, das zeigt Steen dann auch im nächsten Stück „Shine“, das durch Harmonien und Atmosphäre besticht. In diesem Stück ist die Dominanz des Rhythmus auch nicht so gegeben - oder hab ich mich mittlerweile dran gewöhnt?

Auch wenn der Rhythmus in „Static Electric“ wieder sehr im Vordergrund steht, so kann auch dieses Stück überzeugen. Allerdings hätte ihm eine Spur weniger gut getan. Mit sehr schönen atmosphärischen Klängen wartet dann „Electro Heart Beating“ auf. Und auch das letzte Stück „Recycled Feelings“, bei dem eine gewisse Sofie ihre Gesangsstimme beisteuert (sie wirkt leider an einigen Stellen etwas gequält und es fehlt die gewisse Professionalität) ist nicht schlecht. Ich hab den Eindruck, als hätte Steen in der zweiten Hälfte der CD die Kurve bekommen und mehr Wert auf Atmosphäre gelegt.

Steen Chorchendorff Jørgensen aka Remember Green hat auf seinem zweiten Album einen Schritt nach vorne gemacht, zeigt sich der aktuelle Output doch etwas gereifter, als das Debüt. Doch so ganz hat er mich auch mit diesem zweiten Album noch nicht gepackt. Die Ansätze sind sehr viel versprechend (vor allem in der zweiten Hälfte der CD), doch werden sie an der ein oder anderen Stelle von der dominanten Rhythmik an die Wand gedrückt. Wer rhythmische Musik mag der sollte hier mal reinhören.

Stephan Schelle, Oktober 2012

 
   

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