Pharamond – Naturalis Historia Pharamond ist das Pseudonym des aus dem französischen Elsass (Strasbourg) stammenden Sylvain Mazars. Sylvain ist in der Elektronikszene bekannt, da er über die Elektronikmusik in seinem eigenen Blog schreibt. Im Jahr 2014 erschein bei SynGate sein Debütalbum „Orbis Tertius“, im Sommer 2018 kam nun der Nachfolger auf den Markt, der den Titel „Naturalis Historia“ trägt. |
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Fünf
Stücke hat Sylvain dem Werk gewidmet, in dem er die einzelnen Tracks
unterschiedlichen Bänden gewidmet hat. Die Laufzeiten bewegen sich dabei
zwischen 4:04 und 18:00 Minuten, wobei allein drei Stücke mit mehr als elf
Minuten zu Buche schlagen. Wie
schon auf seinem Debüt, so wandelt Sylvain auch auf „Naturalis
Historia“ auf den Spuren der „Berliner Schule“, ergänzt diese aber
durch experimentelle Klänge, die manchmal bzw. im Kontext des Albums wie
Theatermusik klingen. Das zeigt sich gleich im 18minütigen Opener
„Luminescence“. Hier kommen zunächst surreale Klangformationen auf, die
mit Sprache (klingt lateinisch) unterlegt sind. Man hat das Gefühl einer Bühnenaufführung
beizuwohnen und kann die Darsteller förmlich vor dem inneren Auge sehen.
Diese Stimmungsbilder weisen aber zunächst keinerlei Harmonien oder
Melodien auf. Nach drei Minuten kommen satte Synthieklänge auf, die mich an
die Klangsektion aus „Unheimliche Begegnung der Dritten Art“ erinnern.
Nach weiteren etwas mehr als 40 Sekunden kommen dann Harmonien und ein nach
Akkordeon klingender Rhythmus auf. Ab jetzt entwickelt sich das Stück immer
weiter in einem recht harmonischen Gesamtbild. Nach ungefähr sechseinhalb
Minuten schmeißt Sylvain dann den Sequenzer an und bewegt sich nun im
Umfeld von Klaus Schulze & Co. Auf eine eigentümliche Art bleibt das Stück
aber im Umfeld von Musik für ein Theaterstück. Sanft
ziehen Klänge wie aus einer japanischen Szenerie zu Beginn von
„Conference Of The Birds“ durch den Raum. Nach gut anderthalb Minuten
ergänzen weite Flächen, die für Gänsehaut sorgen die Szenerie.
Eingeflochten werden dabei einige Vogelstimmen. Einige der nun auftauchenden
Sounds und Synthiemuster erinnern mich dabei ansatzweise an Jean-Michel
Jarre. Auch dieser fast neunminütige Track entwickelt sich stetig und baut
einen Spannungsbogen auf. Dem folgt das mit 4:04 Minuten kürzeste Stück
„Faune“, das nach einem ruhigen Beginn rhythmische Formen annimmt und an
Tangerine Dream der Spätsiebziger andockt. Das
17:38minütige „Biosphere“ fängt ohne große Umschweife gleich mit
Harmoniebögen und melodischen Strukturen an. Dieser Track geht bei mir
sofort ins Ohr. Sylvain schiebt dieses Stück immer weiter voran, indem er
weiter Melodien einbaut und die Rhythmusstruktur variiert. Für mich das
Highlight des Albums. Den Abschluss bildet dann das 11:14minütige
„Sequoia“, das mit dumpfen Synthiesounds beginnt, die während der
kompletten Spielzeit den Unterboden des Stückes darstellen. Darauf legt
Sylvain dann Flächen und erzeugt so eine Stimmung die den Soundtrack einer
Unterwasserwelt darstellt. Auf
dem zweiten Album von Pharamond aka Sylvain Mazars geht der Elsässer sehr
abwechslungsreich zu Werke und zeigt, dass er nicht nur auf eine
stilistische Richtung innerhalb der Elektronikmusik ausgelegt ist.
„Naturalis Historia“ ist ein sehr spannendes Album geworden, das ich
empfehlen kann. Stephan Schelle, November 2018 |
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