P’Faun – The Golden Peacock
 

P’Faun – The Golden Peacock
Groove Unlimited (2018)

(8 Stücke, 78:28 Minuten Spielzeit)

Das Projekt P’Faun, bestehend aus Thomas „Tommy“ Betzler (Schlagzeug, Perkussion), Michael Brückner (Synthesizer) und Sammy David (Gitarre, Bass) begann quasi als eine Fortsetzung von Betzler & Brückner plus Sammy David mit der 72minütigen Debüt-EP „Sp`roque“. Im Herbst 2018 erscheint mit „The Golden Peacock“ ihr zweites Werk als Longplayer. Während sie schon mit ihrer Veröffentlichung „Sp`roque“ die Grenzen zwischen Elektronik und Rockmusik sprengten, führen sie auf dem neuesten Output diesen Trend noch weiter fort.

 

 


Auf „The Golden Peacock“ verbinden P’Faun, die sich für ihre Produktion noch mit Cilia di Ponte (Gesang) Doris Hach (Cello), Gerd Weyhing (Gitarre, Bass), Harald Nies (Gitarre) und René van der Wouden (Keyboards, Synthesizer) weitere musikalische Gäste eingeladen haben, Kraut-, Space- und Artrock mit elektronischer Musik und Soundtrack-Elementen. Und das machen sie in einer ausgesprochen perfekten Version. Das Sprichwort „Vieler Köche verderben den Brei“ trifft hier nicht zu, ganz im Gegenteil.

Das erste Stück „So Ham ( A Suite)“ verbindet bereits die oben genannten Elemente in seinen fast 15 Minuten Spielzeit perfekt und zeigt, wohin die Reise auf dem Album geht. Atmosphärischer Rock mit elektronischen Elementen, die an die Größen des Genres erinnern, ohne irgendwelche Stilistiken zu kopieren, treten schon in diesem Opener hervor. Herrliche Effekte und Stimmen sowie die Soli von Sammy David an der E-Gitarre sorgen für weitere Atmosphäre.

Mit treibendem Sequenzerrhythmus beginnt dann „Flying Fish“. Sobald Tommy mit seinem Schlagzeugrhythmus einsetzt transformiert sich dieser bisher elektronische Track in ein Rockinstrumental. Die eingestreuten Bass- und E-Gitarrenläufe verstärken dies und bringen zudem einen Hauch Worldmusic in das nun druckvolle Stück. Das Stück geht ordentlich ab, dass es mir ein frohes Grinsen ins Gesicht treibt. Darüber hinaus sorgen einige Breaks dafür die Aufmerksamkeit beim Hören zu intensivieren.

Mit „King Gong“ (was für ein wunderbares Wortspiel) geht es dann mit leicht asiatischem Flair (wird vor allem durch die Klangfarbe des Schlagwerkes erzeugt) weiter. Neben Elektronik, Rock und Worldmusic kommen gar leicht jazzige Momente in diesem Stück auf. Etwas ruhiger geht es dann zunächst in „House In The Storm – Part 2“ zu, das mit atmosphärischen Gitarrenmotiven aufwartet. Nach gut zwei Minuten ändert sich aber die Stimmung und ein Sequenzerrhythmus (ähnlich einer fahrenden Lok) leitet in einen elektronischen Part ein, dem sich nach weiteren Minuten Schlagzeug und E-Gitarre anschließen um wieder in einen druckvollen Part zu münden.

Ein toller synthetischer Rhythmus geleitet in den Track „Number Five (Is Still Alive)“ ein. Dem fügt dann nach gut einer Minute Harald Nies unwiderstehliche Gitarrenmotive hinzu. Das grooved gut und entwickelt sich im Verlauf immer mehr zu einem rockenden Kracher, der mit herrlichen Synthesizer-Motiven garniert wird.

Im Stück „P’Quences“ kommt dann eine Spur „Eindhovener Schule“ auf. Nicht ganz unschuldig scheint der niederländische Elektronikmusiker René van der Wouden zu sein, der bei diesem Stück mit in die Tasten greift. Sobald aber Tommy am Schlagzeug als Motor des Stückes agiert, kommen wieder rockige Elemente auf, die nun in Richtung MorPheuS & Co. weisen, aber hier ihren ganz eigenen Stil entwickeln. Das 14:39minütige Stück entwickelt sich über seine Spielzeit immer weiter und zeigt verschiedene musikalisch Gesichter. Mit dem rockigen „Blue Pearls – Part 1“ und dem mit einigen Vangelis-Elementen versehenen „Blue Pearls – Part 2“ beenden P’Faun dann das Album im zuvor schon beschriebenen Stil mit einer Mischung aus atmosphärischem Rock und Elektronikmusik.

P’Faun haben sich schon nach kurzer Zeit (gerade mal mit zwei Veröffentlichungen) zu herausragenden Grenzgängern der Rock- und Elektronikmusik gemausert, die Fans aller Lager gleichermaßen begeistern wird. Ein tolles Album.

Stephan Schelle, Dezember 2018

 
   

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