Peter Seiler – Ride To Matlacha
 

Peter Seiler – Ride To Matlacha
PSM / Peter Seiler Music (2015)

(
12 Stücke, 64:22 Minuten Spielzeit)

Der aus Mannheim stammende Elektronikmusiker Peter Seiler ist seit vielen Jahren ein guter Bekannter in der Elektronik-Szene. Vor allem in den 80’er und 90’er Jahren, als seine Musik beim IC-Label erschien, war er sehr erfolgreich. Sein Stück „The Longing For …“ vom 91’er Album Open Borders“ brachte ihm in der 1991’er Schwingungenwahl des WDR einen ersten Platz in der Kategorie „Bester Titel“ und einen vierten Rang als „Bester Interpret“ ein.

 

 


Auf seinem neuesten Album, das den Titel „Ride To Matlacha“ trägt und Mitte Oktober 2015 erscheint, hat Peter Seiler Musik zusammengestellt, die von seinen zahlreichen Reisen durch verschiedene Länder beeinflusst ist. Herausgekommen ist ein sehr relaxtes Album, das sich sehr gut dazu eignet, an einem sonnigen Tag in einer Strandbar genossenen zu werden.

Peter Seiler hat sich einige Musiker an Bord geholt, die mal Gitarre, dann wieder Saxophon, Harfe, Bass oder Didgeridoo spielen. In einigen Tracks kommt auch Gesang hinzu.

Mit dem Titel des Albums und dem Titelstück sowie dem eröffnenden Track „Bokeelia Sunset“ thematisiert der Mannheimer Elektroniker Stimmungen aus dem US-amerikanischen Florida. Sehr relaxt geht es dann auch in diesem ersten Stück zu. Sanfte Rhythmen und eingängige Melodien bestimmen das Bild. Sofort kommt eine gewisse Urlaubsstimmung auf, da sich auch ethnische Elemente einschleichen. Aber nicht nur Elektronik sondern auch Lounge und eine leichte jazzige Note sind hier zu finden.

Diese relaxte Stimmung führt sich auch fort wie in „Sunday@Shimmys“ bei dem Jochen Brauer am Saxophon für jazzige Elemente sorgt. Erinnerungen an einige Acts des IC-Labels werden hier wach. Lisa Franco, mit der Peter Seiler schon zwei Gemeinschaftsalben herausgebracht hat, sorgt in „Ocean Blvd.“ an Harfe und Bass für eine ganz besondere Note.

Akustikgitarre und spanische Textpassagen machen aus „Campo Brasil“ eine Nummer mit südamerikanischem Flair. Man fühlt sich gleich in eine Bar an der Copacabana versetzt. Im Mittelteil flacht der Track allerdings ab.

„Timebend“ ist ein außergewöhnlicher Titel, da hier moderner Popgesang (atmosphärisch und teils HipHop-mäßig) auf Elektronik und Lounge trifft. Dazu hat Peter eine markante Basslinie in den Hintergrund gemischt, die für meinen Geschmack noch deutlicher hätte sein können.

Das Didgeridoo in „Ride Thru FNQ“ weist deutlich nach Australien. Das Instrument der australischen Ureinwohner passt hervorragend zu den zunächst sanften Flächen und dem dann durch Gitarre leicht rockigen Part. Für mich eines der Highlights des Albums.

Weitere relaxte und teils jazzige Titel folgen, von denen „Punta Cana Breeze“ durch die Akustikgitarre und den Bass sehr organisch klingt und wieder in Richtung Südamerika weist. Mit dem Einsatz der Saz wirkt „Mavi Blue Bosporus“ vorderasiatisch, während „Follow Magellan“ durch die Orchestersamples und dem Rhythmus rockig klingt.

Peter Seiler ist mit „Ride To Matlacha“ ein sehr relaxtes Album im Stile des damaligen IC-Labels, bei dem er auch einige Alben veröffentlichte, gelungen. Die relaxten Stimmungen sind zum größten Teil sehr angenehm, allerdings schrammt er in einigen Fällen auch nur knapp an zu belanglosen Melodien vorbei. Wer relaxte Musik mag, der sollte aber mindestens ein Ohr riskieren.

Stephan Schelle, September 2015

 
   

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