Peter Seiler – Ride To Matlacha Der aus Mannheim stammende Elektronikmusiker Peter Seiler ist seit vielen Jahren ein guter Bekannter in der Elektronik-Szene. Vor allem in den 80’er und 90’er Jahren, als seine Musik beim IC-Label erschien, war er sehr erfolgreich. Sein Stück „The Longing For …“ vom 91’er Album Open Borders“ brachte ihm in der 1991’er Schwingungenwahl des WDR einen ersten Platz in der Kategorie „Bester Titel“ und einen vierten Rang als „Bester Interpret“ ein. |
|
|||
Peter
Seiler hat sich einige Musiker an Bord geholt, die mal Gitarre, dann wieder
Saxophon, Harfe, Bass oder Didgeridoo spielen. In einigen Tracks kommt auch
Gesang hinzu. Mit
dem Titel des Albums und dem Titelstück sowie dem eröffnenden Track
„Bokeelia Sunset“ thematisiert der Mannheimer Elektroniker Stimmungen
aus dem US-amerikanischen Florida. Sehr relaxt geht es dann auch in diesem
ersten Stück zu. Sanfte Rhythmen und eingängige Melodien bestimmen das
Bild. Sofort kommt eine gewisse Urlaubsstimmung auf, da sich auch ethnische
Elemente einschleichen. Aber nicht nur Elektronik sondern auch Lounge und
eine leichte jazzige Note sind hier zu finden. Diese
relaxte Stimmung führt sich auch fort wie in „Sunday@Shimmys“ bei dem
Jochen Brauer am Saxophon für jazzige Elemente sorgt. Erinnerungen an
einige Acts des IC-Labels werden hier wach. Lisa Franco, mit der Peter
Seiler schon zwei Gemeinschaftsalben herausgebracht hat, sorgt in „Ocean
Blvd.“ an Harfe und Bass für eine ganz besondere Note. Akustikgitarre
und spanische Textpassagen machen aus „Campo Brasil“ eine Nummer mit südamerikanischem
Flair. Man fühlt sich gleich in eine Bar an der Copacabana versetzt. Im
Mittelteil flacht der Track allerdings ab. „Timebend“
ist ein außergewöhnlicher Titel, da hier moderner Popgesang (atmosphärisch
und teils HipHop-mäßig) auf Elektronik und Lounge trifft. Dazu hat Peter
eine markante Basslinie in den Hintergrund gemischt, die für meinen
Geschmack noch deutlicher hätte sein können. Das
Didgeridoo in „Ride Thru FNQ“ weist deutlich nach Australien. Das
Instrument der australischen Ureinwohner passt hervorragend zu den zunächst
sanften Flächen und dem dann durch Gitarre leicht rockigen Part. Für mich
eines der Highlights des Albums. Weitere
relaxte und teils jazzige Titel folgen, von denen „Punta Cana Breeze“
durch die Akustikgitarre und den Bass sehr organisch klingt und wieder in
Richtung Südamerika weist. Mit dem Einsatz der Saz wirkt „Mavi Blue
Bosporus“ vorderasiatisch, während „Follow Magellan“ durch die
Orchestersamples und dem Rhythmus rockig klingt. Peter
Seiler ist mit „Ride To Matlacha“ ein sehr relaxtes Album im Stile des
damaligen IC-Labels, bei dem er auch einige Alben veröffentlichte,
gelungen. Die relaxten Stimmungen sind zum größten Teil sehr angenehm,
allerdings schrammt er in einigen Fällen auch nur knapp an zu belanglosen
Melodien vorbei. Wer relaxte Musik mag, der sollte aber mindestens ein Ohr
riskieren. Stephan Schelle, September 2015 |
||||