Peter Mergener – Take Off Im Jahr 1992 erschien das dritte Soloalbum von Peter Mergener, der lange Jahre in den Projekten Software, Mergener & Weisser und G.E.N.E. seine elektronische Musik veröffentlichte. Nach „Creatures“ und „Passage In Time“ veröffentlichte Mergener mit „Take Off“ erneut ein Konzeptalbum. Dieses Mal geht es um das Thema Luft- und Raumfahrt. Das Album konnte sich bei der alljährlichen Schwingungenwahl 1992 auf Platz 9 und der Titeltrack auf Platz 13 behaupten. |
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Im
Herbst 2015 erscheint nun die remasterte Version des Elektronikalbums. Peter
Mergener bietet das Album, dem er noch acht neue, bisher unveröffentlichte
Stücke spendiert hat, vorwiegend als Download an. Allerdings hat er auch
mit diesem remasterten Album eine CD-Version am Start, die auf 100 Exemplare
limitiert ist. Man sollte sich beeilen, denn dieser Klassiker aus seinem
Repertoire hat auf der zweiten CD grandiose Stücke zu bieten, bei denen
Mergener zwischen traditioneller Elektronik der Marke Software, Tangerine
Dream und Artrock der Kategorie Pink Floyd hin- und herpendelt. Die
erste CD, auf der sich das remasterte Originalalbum befindet, beginnt mit
den Geräuschen in einer startenden Passagiermaschine, entsprechend dem
Titel des Openers „Take Off“. Diese sind mit wunderbaren, atmosphärischen
Elektronikharmonien unterlegt. Man möchte praktisch sagen: „Bitte
anschnallen, und los geht es.“ Es dauert nur wenige Momente und man ist
voll drin, im Soundkosmos von Peter Mergener, der mit seinem Stil die Musik
von Software geprägt hat. Mit diesem Titelstück hat er bereits einen
Klassiker geschrieben, der sofort ins Ohr geht und für Gänsehaut sorgt.
Das ist Musik, die nur er in dieser Form bieten kann. Sanft,
spacig und erhaben wirkt „Icarus Flight“ (kommt einem wie eine
zeitlupenartige, schwebende Flugsequenz vor). In „The Eagle“ kommt dann
erstmals eine atmosphärische E-Gitarre, die von Achim Elsen gespielt ist,
zum Tragen. Durch diesen Part kommt eine Spur Artrock ins Spiel. „On
Wings“ beginnt zunächst spacig mit hymnischen Elektroniksounds aus denen
sich dann aber eine Nummer im Stile von Software entwickelt. Peter Mergener
zaubert hier wieder betörende Elektronikklänge die alles andere als steril
und kalt wirken. „Between Worlds“ ist mit seinen 2:24 Minuten Länge nur
ein Zwischenspiel, das aus einigen experimentellen Klängen besteht, von
denen James Webb einige beisteuerte. Balladesk geht es mit Pianoklängen,
die von Benedict Schweigstill eingespielt wurden, in „A Moment To Look
Back“ weiter. Weitere
faszinierende Nummern, wie „Freedom Of Space“ und ein mit Klaus
Schulze-Sounds verziertes „Return To The Blue Planet“, vervollständigen
das positive Gesamtbild. Abgeschlossen wird die CD von der locker, fröhlichen,
fast popartigen Nummer „Landing“. Der
Knaller ist aber die BonusCD, die mit acht Stücken und einer Laufzeit von
46 Minuten voll überzeugt. Diese startet mit dem Stück „Hawkings
Universe“. Am Anfang ist die verzerrte Stimme von Stephen Hawking zu hören
die von atmosphärischen Synthieflächen und einer Gilmour artigen Gitarre
(von Achim Elsen) begleitet wird. Das vermittelt eine ähnliche Stimmung wie
bei Pink Floyd’s „Wish You Were Here“. Eine weibliche Stimme sorgt für
weitere Elemente, die unter die Haut gehen. Ein absolut faszinierendes Stück,
das Peter da als ersten Bonustrack spendiert. Atmosphärisch
zeigt sich auch „Solarsailer“, das ebenfalls von atmosphärischen
Gitarrenparts begleitet wird. Daneben gibt es aber noch Bass- und
Schlagzeugrhythmen, die sehr organisch klingen. Die Orgel hört sich an
einigen Stellen an, als wenn sie aus Santana’s „Black Magic Woman“
entnommen wäre. Hier verschmelzen Elektronik- und Artrock in perfekter
Form. Das 5:42minütige „Strange Voices“ macht seinem Namen alle Ehre,
denn hier hat Peter Mergener lediglich einige skurril wirkende Sounds verknüpft,
die das Stück sehr experimentell und abgehoben klingen lassen. Melodien
oder Harmonien sucht man hier vergeblich. Das
ändert sich dann aber wieder schlagartig mit „Nightflight“, das
herrliche Sequenzerrhythmen als Grundlage bietet. Peter entwickelt das Stück
im Verlauf immer weiter. Je länger es dauert umso fesselnder wird es, auch
wenn die verwendeten Sounds nicht so vom Hocker hauen. „Sunlight“ ist
eine verträumte Nummer, die zunächst etwas schnulzig wirkt, dann aber nach
ca. 1:45 Minuten mit einer recht rockigen Gitarre im Stile von Maxxess aus
dieser Trance reißt. „A Little Bit Of Something“ ist wieder so ein Gänsehauttrack
in typischer Mergener-Manier. Vor allem in den Passagen, in denen Peter
seine tollen Melodiebögen spinnt, kann man sich dem Stück nicht verschließen.
In
dem vorletzten Track „When The Wind Blows“ kommen gar Sounds auf, die
mich sehr stark an John Dyson’s Stil erinnern. Mit dem abschließenden
„Extreme Conditions“ hat Peter dann noch einmal ein Sammelsurium an
verschiedenen Sounds im Repertoire, bei dem er auf Melodien und Harmonien
verzichtet. Das hat ein wenig was von Klaus Schulzes Sampling-Phase. Die
CD-Version erscheint in einem sechsseitigen Digipack mit neuem Layout (ähnlich
der remasterten Versionen von „Creatures“ und „Let There Be More
Light“, die als „Creatures 2020“ erschienen sind sowie „Passage In
Time“). War
„Take Off“ schon ein klasse Werk des aus der Nähe von Trier stammenden
Peter Mergener, so hat er mit dieser remasterten Version noch einmal eine
Schippe draufgelegt. Mit diesen neuen musikalischen Perlen, die Mergener
zwischen 1992 und 2015 komponiert und eingespielt hat, hat er aus dem Album
ein Meisterwerk gemacht. Wer die Musik von Software, Tangerine Dream oder
Pink Floyd mag, der kommt hier voll auf seine Kosten. Stephan Schelle, Dezember 2015 |
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