Pete Namlook – Subconscious Worlds
 

Pete Namlook – Subconscious Worlds
FAX Records (2008)
(4 Stücke, 56:17 Minuten Spielzeit)

Unter seinem bürgerlichen Namen Peter Kuhlmann ist er nicht so bekannt, denn der Elektroniker und Inhaber des FAX-Labels firmiert vorrangig unter dem Pseudonym Pete Namlook. Und dieser Name ist im Elektronikbereich mittlerweile sehr bekannt, denn er bürgt für Qualität. Neben Soloprojekten hat er auch mit einer Vielzahl von Künstlern zusammen gearbeitet, darunter auch Wolfram Spyra und Klaus Schulze.

Mitte Februar 2008 erscheint das neue Soloalbum von Pete unter dem recht schwierigen Namen „Subconscious Worlds“. Auf diesem instrumentalen Werk befasst sich Pete mit der Thematik, wie sich Träume auf unser Leben auswirken und umgekehrt. Und so schreibt er im Pressetext: „Unser Leben beeinflusst unsere Träume und ebenso beeinflussen unsere Träume unser Leben. Das Unterbewusstsein lebt in unseren Träumen und entdeckt fiktive Welten. Was passiert, wenn diese Welten miteinander kollidieren? Soll man den Traum leben oder das Leben träumen?“

 

 


Wer hat sich nicht schon gefragt, was die eigenen – oft sehr skurrilen Träume – bedeuten. Ein Thema, mit dem sich eine ganze Menge an Büchern füllt und mit dem sich auch schon so mancher Psychologe beschäftigt hat. Pete setzt sich nun mit diesem Thema musikalisch auseinander. Für mich die erste Soloarbeit des Musikers, daher fehlen mir direkte Vergleiche.

Die auf 500 Exemplare limitierte DoppelCD beinhaltet die normale CD (abspielbar auf jedem CD-Player) und eine Version im DTS-Format. Meine Beschreibung bezieht sich nur auf die normale CD, da mir ein entsprechender Player für DTS fehlt. Musikalisch sind beide Scheiben identisch, nur der Sound wurde bei der DTS-CD räumlich gestaltet.

Vier musikalische Traumlandschaften, die nur so vor Soundeffekten, treibenden Rhythmen und intensiven Atmosphären strotzen, hat Pete da zusammengestellt. Die CD startet mit dem Track „Opening The Gate“, deren erste Klänge auch an einen Wolfram Spyra erinnern bzw. an die Kollaboration der beiden auf den „Virtual Vices“-Alben. Nach einem kurzen Moment zeigen sich die Eigenheiten von Pete Namlook, denn der Track hat etwas Loungemäßiges (erinnert mich kurz auch etwas an Schiller) mit sehr schönen weiten und offenen Klangskulpturen. Dazu mixt Pete einen teils vertrackt angelegten Rhythmus aus dem Drumcomputer, der mir sehr gut gefällt. Vor allem der Rhythmus hat ein Feeling, wie es seinerzeit Kraftwerk hervorzurufen vermochten. Trotz dieses etwas metallisch, technokratischen Rhythmus verbreitet der Track eine gewisse Wärme und wohlige Atmosphäre. In der zweiten Hälfte gesellt sich zu den rein elektronischen Klängen auch noch eine E-Gitarre, die sehr gut ins Gesamtbild passt.

Verfremdete Soundsamples, aus denen sich vereinzelt Stimmen hervorheben und Flächensounds, kombiniert mit einer Art verzerrter Gitarre, so wie sie einst Peter Frampton bekannt machte, führen in den zweiten Track „Living The Dream“ ein. Dazu hat Pete noch einen Sound gemixt, der mich an die Anfangssequenz vom ersten „Der Herr der Ringe“-Film erinnert. In der Szene, in der Sauron vernichtet wird, ist im Film ein bedrohlich tiefer Sound zu hören, von dem sich Pete wohl inspirieren hat lassen, denn hier klingt er ähnlich, wenn auch nicht so bedrohlich wie im Film. Wie im Traum geht es in diesem Stück recht abwechslungsreich und teils chaotisch (im positiven Sinne) zu. Trotz dieses scheinbaren Durcheinanders wirkt der Track immer kompakt und strukturiert. Auch hier treffen wieder sehr schöne flächige Soundkaskaden auf Effekte und technokratische Rhythmen. Das klingt streckenweise tanzbar und modern.

Beim Herzstück des Albums, dem fast 23minütigen Titelstück hat man durch die futuristischen Sounds zunächst den Eindruck, als würde man einen Science Fiction-Film ansehen (bzw. anhören). Ich finde mich gedanklich sofort auf einem fremden, öden Planeten wieder, ähnlich des ersten Teils von Alien. Diese Stimmung hält Pete über die volle Länge aufrecht, da man – im Gegensatz zu den ersten beiden Stücken – harmonische Flächen und Rhythmen hier vergebens sucht. Trotz alledem kann man sich in dieser Klangskulptur verlieren.

„Canned Love“ bildet dann den Abschluss dieser CD. Den Auftakt dieses Stückes bildet wieder eine Drumcomputerpassage, wie aus guten alten Kraftwerktagen. Eine Frauen- und eine Männerstimme sowie rhythmische Effekte bestimmen zunächst das Bild. Während der Rhythmus gut drei viertel des Tracks begleitet, kommen kühle, technologisch wirkende Flächen hinzu und gewinnen dann zum Ende hin die Oberhand. Die Musik ist für mich ein Zwischending aus Traumkaskaden und Weltraumstimmungen.

Pete Namlook steht für eine Kombination aus traditioneller, experimenteller, moderner lounge- und technoartiger Elektronikmusik und das zeigt er auch auf dem neuen Album „Subconscious Worlds“ wieder auf eindrucksvolle Weise. Bisher kannte ich nur seine Kollaborationen mit Wolfram Spyra und Klaus Schulze, doch mit diesem Werk überzeugt er mich auch als Solomusiker. Die CD ist nicht nur für die Elektronikpuristen unter uns geeignet. „Subconscious Worlds“ ist eine Scheibe, der man sich intensiv widmen sollte.

Stephan Schelle, Februar 2008

 
   

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