Pete Farn – Schwebewald Biospheres Vol. 1
 

Pete Farn – Schwebewald Biospheres Vol. 1
SynGate / Luna Records (2012)
(5 Stücke, 61:12 Minuten Spielzeit)

Pete Farn alias Peter Schaefer gehört zu den Elektronikmusikern, deren Musik nicht leicht zu konsumieren ist. Das liegt vor allem daran, dass er nicht melodisch vorgeht, sondern sich mehr der experimentellen und avantgardistischen Schiene der Elektronikmusik verschrieben hat. SynGate Records hat nun mit Luna ein neues Label aus der Taufe gehoben, um dieser Musik gerecht zu werden und diesem Stil eine eigene Plattform zu geben.

 


Die erste Veröffentlichung auf diesem neuen Unterlabel ist Pete Farn’s neuestes Werk, das den Namen „Schwebewald“ trägt. Im Untertitel findet sich noch der Hinweis „Biosphere Vol. 1“, der darauf hinweist, dass hier einen neue Reihe am Start ist.

Fünf ambiente Soundscapes bietet Pete Farn auf seinem Album. Es beginnt mit „Schwebewald 1“. Klänge wie von einem Windspiel bzw. von Wind, der an Röhren Töne erzeugt, sind in diesem Stück zu hören. Nach etwas mehr als drei Minuten kommt ein bedrohlich wirkender Synthieklang, so als würde ein Schwarm oder ein Flugobjekt auf einen zufliegen, immer näher. Dazu gesellt sich noch ein synthetischer Sound, der auf mich den Eindruck wie Hundegebell macht. Dies Ganze wirkt sehr surreal und unwirklich. Dann schwillt der Ton langsam wieder ab, so als würde sich das Flugobjekt wieder entfernen.

Ein eigenartiger Rhythmus, wie von organischer Herkunft, bestimmt zunächst das Bild in „Schwebewald 2“. Das klingt für mich wie die elektronische Inszenierung eines Regen- oder tropischen Waldes. Pete streut hier auch einige Synthiestimmen ein, die nach Vogelgezwitscher klingen. Er geht dabei aber nicht esoterisch vor, sondern versucht mit seinen Instrumenten diese Landschaftsbilder zu inszenieren und durch Klänge vor dem geistigen Auge des Hörers entstehen zu lassen. Im späteren Verlauf unterlegt er diese Szenerie noch mit einigen Harmonien bzw. Synthiesounds.

Ein ähnliches Bild zeichnet er dann in „Schwebewald 3“, bei dem statt der Vögel eher elektronisch erzeugte Froschstimmen zu hören sind. Ich hab hier die Assoziation an eine nächtliche Moor- oder Seenlandschaft. Bedrohlich und voll Insekten wirkt für mich „Schwebewald 4“. Im letzten Stück „Schwebewald 5“ hab ich das Gefühl, als würde Pete hier alle Tierstimmen zusammenkommen lassen. Alles ist - im Gegensatz zu den vier vorangegangenen Stücken - überfrachtet.

Mit „Schwebewald“ hat Pete Farn wieder ein sehr experimentelles, avantgardistisches Ambientwerk herausgebracht, das recht schwer zu verarbeiten ist. Wer auf Harmonien und Melodien wert legt, der sollte um dieses Album einen Bogen machen. Wer aber auf experimentelle Klanglandschaften steht, der bekommt hier Kopfkino der etwas anderen Art.

Stephan Schelle, Oktober 2012

 
   

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