Perceptual Defence –
Emotional Ruins „Emotional Ruins“ ist das mittlerweile siebte Album des italienischen Elektronikmusiker Gabriel Quirici, das beím SyngGate Label erschienen ist. Das Album ist bereits im Jahr 2006 veröffentlicht worden und liegt nun in einer remasterten Version vor. Um den Kaufanreiz zu erhöhen hat Gabriel dieser Wiederveröffentlichung darüber hinaus noch eine Bonus-CDR spendiert, die den Titel „Journey Of Illusions“ trägt. Dabei handelt es sich um einen Livemitschnitt aus dem Jahr 2021. So finden sich fast 2,5 Stunden an ambienten Klängen auf dieser Doppel-CDR. |
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Im Jahr 2004, nach der
Geburt meiner ersten Tochter, experimentierte ich mit meiner Frau Valentina
mit neuen Klängen. In dieser Zeit versuchten wir, Samples und seltsame Klänge
aufzunehmen und zu manipulieren, um ein Ambient-Album zu schaffen, das sich
auf emotionale Momente konzentriert. Während dieser Sessions bat uns unser
Freund Alessandro Pintus, mit ihm zusammenzuarbeiten, um den Soundtrack für
seine neue Butoh-Tanzperformance namens „N“ zu kreieren, die die
Ambivalenz des menschlichen Lebens von unserer Geburt an und dem Kontakt mit
der Natur darstellt. Wir haben eine erste lange Version mit dem Titel
„Emotional Ruins“ und eine zweite, kürzere Version für die
Butoh-Tanz-Performance erstellt, die am 20. April 2006 im Furio Camillo
Theater während der „Trasform’azioni“ Buoth Dance Review stattfand. Nach 17 Jahren habe ich
mich entschlossen, den originalen langen Track neu zu mastern, um ihn zum
ersten Mal auf CD mit seinem ursprünglichen Titel „Emotional Ruins“ zu
veröffentlichen. Eine nette Kuriosität:
das Wimmern des Babys am Ende von „Emotional State Six“ stammt von
meiner ersten Tochter Raffaella, aufgenommen am 18. Februar 2004 genau 2
Minuten nach ihrer Geburt! Ich habe beschlossen,
eine zweite Bonus-CD „Journey Of Illusions“ hinzuzufügen, da ich mit
diesem Live-Streaming-Konzert, das am 8. Mai 2021 im Musart Studio in Rom
(Italien) für die Nick’s International Virtual Garage Streaming Concerts
aufgenommen wurde, 5 (oder mehr) verschiedene emotionale Zustände schaffen
wollte. Es handelt sich um eine lange elektronische Symphoniekomposition und
Improvisation in 6 Sätzen namens Illusions. CDR 1 besteht aus den
sechs Stücken „Emotional State One“ bis „Emotional State Six“. Mit
elektronischen Windgeräuschen startet Quirici in das 4:10minütige
„Emotional State One“. Diese bilden die Grundlage des Stückes. Ab
Minute Zwei kommen dann einige Sounds auf, die mich an eine quietschende
Schaukel erinnern. Weitere Soundeinwürfe werden eingebaut. Insgesamt wirkt
der Track recht bedrückend, so als würde man sich in einer einsamen,
verlassenen Gegend befinden. Das geht dann nahtlos in das 11:17minütige
„Emotional State Two“ über, bei dem nun noch summende Synthesizergeräusche
(wie bei einem Bienenschwarm) mit hinzukommen. Dahinein platziert Quirici
immer wieder einige langgezogene Klänge, die den düsteren Charakter aber
nicht durchbrechen. Ein ruhiger Übergang führt
dann in das 14:15minütige „Emotional State Three“. Dieser Part ist
recht ambient und enthält sich nur langsam entwickelnde Klangskulpturen,
die teilweise auf einem Grundrauschen liegen. Nach drei Minuten baut Quirici
dann mysteriös wirkende, ambiente Sounds auf, die stoisch durch den Raum
ziehen und nur sporadisch unterbrochen werden. Nach sechs Minuten kommen
dann auch noch Glockenklänge und Stimmgeräusche auf, die sich aber mehr im
Hintergrund bewegen. Danach kommt wieder das Grundrauschen zum Tragen, auf
das nun für einen kurzen Moment Sirenenartige Sounds geschichtet wird. Daran schließt dann das
11minütige „Emotional State Four“ an. Hier kommen erstmals einige
leicht rhythmische Elemente aus dem Sequenzer auf. Das klingt aber alles
sehr verhalten. Und auch die abschließenden „Emotional State Five“
(hier sind Wasserplätschern und eine Art elektronisches Hundegebell zu hören)
und „Emotional State Six“ (mit Stimmsamples von einer Straße mit
Verkehrs- und Stimmgeräuschen) weisen diese düstere Stimmung auf. Die Bonus-CDR enthält
sechs Stücke die mit „First Illusion“ bis „Sixth Illusion“ betitelt
sind. Auch auf dieser CDR geht es recht ambient zu. Allerdings sind die
Sounds nicht ganz so düster, wie auf dem ersten Silberling. Sie zeigen auch
rhythmischere Passagen auf, so dass diese Tracks leichter zu konsumieren
sind. Das zeigt sich schon in „First Illusion“. Das Cover zieren
Aufnahmen von verfallenden Gebäuden, was sehr gut zu dieser doch recht düsteren
Musik passt, die sich auf Stimmungsbilder konzentriert. Melodien findet man
auf dem Album nicht. Es geht vielmehr recht ambient zu und die Sounds
entwickeln sich nur langsam. Hier empfehle ich zunächst in das Album
hineinzuhören. Stephan Schelle, April 2024 |
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