Perceptual Defence & Syndromeda – Live At Cosmic Nights 2017
 

Perceptual Defence & Syndromeda – Live At Cosmic Nights 2017
SynGate Records (2018)

(
5 Stücke, 74:00 Minuten Spielzeit)

Perceptual Defence (Gabriele Quirici) und Syndromeda (Danny Budts) ist die Kollaboration zweier europäischer Elektronikmusiker. Während Quirici aus Italien stammt, kommt Budts aus Belgien. Die beiden Musiker sind am 20. Mai 2017 zusammen aufgetreten. Ort des Geschehens war das Cosmic Nights Festival in Belgien, im ZLDR Luchtfabriek Heusden-Zolder. Anfang 2018 erscheint das Album „Live At Cosmic Nights 2017“. Während die ersten vier Tracks beim gemeinsamen Auftritt des belgischen Festivals mitgeschnitten wurden, wurde der fünfte Track der CDR zwischen Februar und April von beiden in ihrem jeweiligen Studio zusammengestellt.

 

 


Die ersten drei Stücke bestehen aus den drei Parts des Tracks „Two Aliens Conversating In The Silent Space“. Gleich zu Beginn lassen die beiden ihre Synthies rauschen. Dann erklingen Stimmen die eine Art Science Fiction-Atmosphäre erzeugen. Dem schließen sich dann sehr spacige Soundflächen an und man hat das Gefühl aus dem Orbit weit ins All katapultiert zu werden. Die beiden Musiker erzeugen zunächst Stimmungsbilder, die keine Melodielinien aufweisen. Das ist der Soundtrack zu einem imaginären Weltraumstreifen.

Es dauert mehr als neun Minuten bis im fast 17minütigen „Phase 1“ des Stückes „Two Aliens Conversating In The Silent Space“ rhythmische Strukturen auf- und nun auch Harmonien ins Spiel kommen. Jetzt treten „Berliner Schule“ artige Momente in den Vordergrund und der Track fängt den Hörer ein. Taktfolge und Dynamik des Rhythmus werden gesteigert und so ein Spannungsaufbau erzeugt. Nach gut 13 Minuten kommt dann ein neuer Sound hinzu, der die Melodieführung übernimmt, die in den Rhythmus eingestreut wird. Zum Ende der „Phase 1“ wird es dann wieder sehr spacig.

Diese Stimmung wird dann in „Phase 2“ nahtlos übernommen. Hier dauert es aber nur gut eine Minute bis ein Rhythmus im Hintergrund auftaucht, das Stück sich aber weiterhin nur langsam und gemächlich entwickelt. Nach nicht ganz sechs Minuten kommt dann aber ein treibender Sequenzer-Part auf, der nun den Takt vorgibt und eine hypnotische Stimmung erzeugt. Auch werden nun wieder Harmonien beigesteuert. Das ist nun eine sehr faszinierende Entwicklung, die der Track durchläuft. Nach gut zehn Minuten sind aber wieder nur Klangformationen zu hören, denen es an Harmonie fehlt. Man hat durch die unterschiedlichen Klänge und Stimmungsbilder, die erzeugt werden den Eindruck, als würden beide Musiker eine Geschichte erzählen.

Nach 16:29 Minuten wechselt das Stück dann nahtlos in das 12:40minütige „Phase 3“, das in den ersten zwei Minuten ebenfalls durch Klangkollagen bestimmt wird. Erst dann kommen herrliche Sequenzerpassagen auf und Harmonien ziehen durch den Raum. Das ist richtig gut gemacht, endet aber wieder in einem sehr spacigen Part, bis das Stück ausgefaded wird und mit den beiden Sprechern, die zu Beginn zu hören waren, endet.

Als viertes ist dann der live aufgenommene, 8:13minütige Track „Sounds From The Obscurity Of The Dark Matter“ auf der CDR platziert. Ebenfalls nach einem gut zweiminütigen, spacigen Beginn kommen Rhythmen auf und ein Track mit „Berliner Schule“-Flair entwickelt sich. Mit dem 19:35minütigen „Twilight Experience“ haben die beiden dann noch einen Bonustrack auf das Album gepackt, der im Studio entstanden ist. Hier gehen sie schon nach wenigen Momenten rhythmischer und harmonischer zur Sache. Dieser letzte Track ist hypnotisch angelegt und verbindet Spacemusic mit Sequenzer orientierter Elektronikmusik, während im Mittelteil wieder mehr elektronische Stimmungsbilder im Vordergrund stehen.

Perceptual Defence (Gabriele Quirici) und Syndromeda (Danny Budts) sind zwei Musiker mit einem ähnlichen Ansatz. Die beiden verstehen es Stimmungsbilder zu erzeugen die eine Geschichte erzählen. Über weite Strecken geht es dabei aber wenig harmonisch zu, vielmehr werden Klangskulpturen erstellt in die sich dann rhythmische und harmonische Parts einfügen. Wer auf Spacemusik und weniger auf Harmonien steht, der bekommt hier einiges geboten.

Stephan Schelle, April 2018

 
   

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