P’Faun – Glimpse (EP)
 

P’Faun – Glimpse (EP)
Eigenvertrieb (2023 / 2025)

(6 Stücke, 61:14 Minuten Spielzeit)

Die „Glimpse (EP)“ von P’Faun, das sind Thomas „Tommy“ Betzler (Schlagzeug, Percussion), Michael Brückner (Synthesizer, Keyboards, Programmierung) und Sammy David (Gitarren, Bass), ist bereits im Februar 2023 in digitaler Form erschienen, doch im Sommer 2025 wurde eine CDR herausgebracht, die mir nun vorliegt. Sie erscheint in einem Jewelcase mit vierseitigem Booklet und kann auch über die Bandcamp-Seite der Band bestellt werden. Ursprünglich war die EP gut 35 Minuten lang und wurde nun um einen 26minütigen Hidden Track (der siebte Track ist auf dem Cover nicht genannt), der als Bonus der CDR-Version spendiert wurde, erweitert. So bekommt man nun eine vollwertige CDR. Der Hidden Track ist dann von Michael Brückner mit dem CDR-Release nun auch online erhältlich.

 

 


„Glimpse“ bedeutet so viel wie „Blick“ oder „Einblick“. P’Faun wollten 2023 damit ein Lebenszeichen und eine Vorschau auf kommende Alben, die sie veröffentlichen wollten, abgeben. Es war nicht als reguläres Album gedacht und bekam daher den Zusatz „EP“. Diese EP kam aber bei Elektronikfans gut an. Jetzt also dann doch eine CDR.

Bei den Stücken handelt es sich um Tracks, die in dieser Form nur auf „Glimpse“ enthalten sein werden. Die Stücke sind - Stand 2025 - aber in anderer Form entweder auf Alben bereits herausgekommen oder sie werden in anderen Versionen auf zukünftigen Studioalben veröffentlicht.

„Glimpse“ startet mit dem bisher unveröffentlichten Track „Unfinished Dream (A Beginning)“, der auf dem nächsten Studioalbum erscheinen soll. Dann in einer längeren Version und mit Gesang. In dieser Version ist das Stück nicht ganz vier Minuten lang. Es beginnt mit sägenden Gitarren in die sich dann ein Sequenzer einschaltet und Tommy sich mit einem akzentuierten Schlagwerk einfügt. In dieser Version übernimmt die E-Gitarre die Melodieführung. Man hört ihr aber an, dass hier noch mehr kommt, denn das Ende kommt für mich dann doch abrupt.

Bei „The Return Of The Giant P’Faun“ handelt es sich um einen siebenminütigen Ausschnitt aus einer Proberaumversion von „The Trip“. Das Stück ist in anderer Fassung auch auf „TRIPlet“ von Betzler & Brückner als Studioversion (18 Minuten) und auf „Live in 2018“ (16 Minuten) erschienen. Diese Version ist wesentlich atmosphärischer und sanfter und ist nicht so rockig und rhythmisch wie die Studiofassung und kommt der Liveversion etwas näher.

Mit dem fünfeinhalbminütigen „In The Moog (For Disco)“ folgt dann ein weiterer, bisher unveröffentlichter Track. Auch dieser ist für das nächste Studioalbum vorgesehen und soll dort länger ausfallen und um Gesang und Gitarre erweitert werden. Er wird dann auch einen anderen Titel tragen. Der Titelzusatz „For Disco“ ist zwar augenzwinkernd oder als Arbeitsversion gewählt, passt aber gut, denn hier geht das Trio doch sehr rhythmisch/melodisch zur Sache, so dass ein tanzbarer Track entstanden ist. Da kann man in der Tat nicht ruhig vor den Boxen sitzen bleiben, sondern muss förmlich rhythmisch mitgehen. Während David und Tommy den Rhythmus vorgeben, hat Michael klasse Soli eingebaut. Hier kann man sehr gespannt auf die finale Version sein, denn schon diese Fassung ist sehr gut gemacht.

„At The Mountains Of So’Ham“ entstand ebenfalls im Probenraum und stellt eine Version des Intros zu „So Ham“ dar, das auf „The Golden Peacock“ und live auf „Live in 2028“ zu finden ist. Dieses Stück ist mit seinen nicht ganz drei Minuten Spielzeit auch der kürzeste Track. In dieser Version ziehen weite Flächen durch den Raum, die auch eine Spur monumental wirken und weite Räume öffnen.

Danach folgt mit „When Gaia Met Wahwah“ ein weiterer Ausschnitt eines bereits veröffentlichten Stückes. Hier ist es das Stück „Gaia“, das es einmal auf „TWO“ von Betzler & Brückner als Studioversion (25 Minuten) und live auf „Live in 2018“ gibt. Hier zeigt sich ein fünfminütiger Ausschnitt.

„Birth Of A Legend“ ist dann erneut ein bisher unveröffentlichter Track, der hier über elf Minuten lang ist. Es soll ebenfalls auf dem nächsten Studioalbum in einer verlängerten und anderen Version sowie unter einem anderen Namen erscheinen. Flächige Klänge und eine sehr schöne, sehnsuchtsvolle Gitarre leiten diesen Track ein. Das hat aber auch etwas Außerirdisches und lässt die Gedanken in fremde Welten entschwinden. Dann setzt nach gut drei Minuten Tommys Schlagzeugspiel ein. Es ist für mich eine Mischung aus „Berliner Schule“ und „Eindhovener Schule“, die hier geboten wird. Im Verlauf kommen dann auch etwas rockigere Klänge auf die an Formationen wie MorPheuSz erinnern.

Der Bonustitel und Hidden Track ist „The Glimpse (Marburg Session 02 Remix)“, bei dem es sich, wie es der Titel schon verrät, um einen Remix von „Marburg Session 02“ handelt, das auf dem Album „The Marburg Sessions“ in diesem Jahr veröffentlicht wurde. In der veröffentlichten Version ist das Stück gut zwölf Minuten kürzer. Michael Brückner hat für diesen Remix einige neue Sounds, Sequenzen und andere Parts hinzugefügt. Zu Beginn findet sich so ein flächigerer Part, der vom Sequenzerrhythmus unterlegt ist. Und so dauert es gut vier Minuten länger als in der Liveversion, bis Tommy und David mit einsteigen. Auch hat Michael den Mittelteil um sphärische Synthesizerklänge erweitert. Der Elektronikanteil ist somit erhöht worden.

Vor allem durch die Hinzunahme der wunderbaren Version von „The Glimpse (Marburg Session 02 Remix)“ ist ein vollständiges Album entstanden, das weit über den EP-Status hinausgeht. Aber auch die anderen Stücke bieten genug Neues. Und mit dem rhythmischen „In tThe Moog (For Disco)“ findet sich ein Stück auf dem Album, das richtig Spaß und zugleich neugierig auf das kommende P’Faun-Album macht.

Stephan Schelle, Juli 2025

 
   

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